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Ist die Buchmesse für Neulinge geeignet, um mit Verlagsleuten in Kontakt zu kommen?

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Mitte Oktober findet sich ein heiliges Datum im Terminkalender aller Verlagsmenschen. Die Frankfurter Buchmesse. Die halbe Verlagswelt trifft sich dann für eine knappe Woche in der Main-Metropole. Diese Tage sind seit jeher ein riesiges Fest des Buches und der Autoren. Etwas kleiner und lockerer gibt es das Ganze im März zur Frühjahrsmesse dann auch in Leipzig. Haben Neulinge und Verlagssuchende da ein Chance, mit Verlegern und Lektoren in Kontakt zu treten und einen Verlag für ihr Projekt zu finden?

Grob gliedert sich die Frankfurter Buchmesse in zwei Hälften. Der Mittwoch und der Donnerstag sind für Fachbesucher vorbehalten, das Wochenende von Freitag bis Sonntag ist auch für das allgemeine Publikum geöffnet. Fachbesucher sind zum Beispiel Verlagsangehörige, Buchhändler, Autoren, Presse, Drucker und Hersteller. Anders als die Frankfurter Buchmesse ist die Messe in Leipzig eine reine Publikumsmesse ohne diese feine Unterscheidung. 

Früher dauerte die Messe noch zwei Tage länger, da ging es von Dienstag bis Montag. Doch der Charakter ist geblieben: Ein Treffpunkt von Verlagsleuten, die fleißig arbeiten, ihr Netzwerk verbreitern und sich obendrein ein wenig feiern lassen. Lohnt es sich da für einen Novizen, mit dem Manuskript unter dem Arm, die Verlagsstände abzuklappern mit dem Versuch, Verleger und Lektoren ins Gespräch zu ziehen?

Die Frankfurter Buchmesse ist in erster Linie eine Arbeitsmesse. Ich habe etwa 20 Messen auf dem Buckel und weiß, wovon ich rede. Der Terminkalender eines Lektors ist von morgens bis abends im Halbstunden-Takt, wenn nicht gar auf die Viertelstunde herunter gebrochen, von oben bis unten rappelvoll. Termine mit Autoren und Buchhändlern, Verhandlungen mit Literaturagenten, die Vorstellung der Herbst-Novitäten, der Austausch mit Kollegen aus Übersee, Interviews und Hintergrundgespräche mit Journalisten.

Dazu Termine, die man gerne macht. Den Autor im Hotel abholen, den US-Gast zum Flughafen bringen. Durch eine glückliche Fügung konnte ich meist für mein Auto einen Presse-Parkplatz direkt auf dem Messegelände ergattern, und so blieben die Fahrdienste für den gesamten Verlag oft an mir hängen. Top-Autoren durch das Frankfurter Verkehrsgetümmel zu chauffieren und mit ihnen zu plaudern, wunderbare Stunden. Hoffentlich für die Autoren auch.

Wie auch immer, voller Terminkalender und stets höchste Konzentration, da ist man am späten Nachmittag schlaff wie ein nasser Sack. An den ersten Messe-Abenden schafft man vielleicht noch den einen oder anderen Abendtermin (der bis in die frühen Morgenstunden gehen kann), ein Festessen, einen Verlagsempfang, eine Party. Todmüde fällt man um drei Uhr in sein Hotelbett und steht am nächsten Morgen um neun Uhr frisch rasiert und mit einem Lächeln im Gesicht am Messestand.

Und dann fängt das ganze Procedere im Viertelstunden-Takt wieder von vorne an. In dieser Situation braucht ein Lektor und ein Verleger einen starken Espresso nach dem anderen. Am allerwenigsten braucht man hingegeneinen Newcomer, der einem sein 400-Seiten-Manuskript unter die Nase hält und zu einem Vortrag ansetzt. Er oder sie wird nicht weit kommen. Wenn ein Lektor ohne groß Aufzuschauen seiner Wege geht, dann ist das keine Unhöflichkeit. Sondern reine Notwehr. 

Jeder der anderen 360 Tage des Jahres ist besser geeignet, mit einem Lektor ins Gespräch zu kommen als diese 5 Tage der Buchmesse. Wer es zudem nicht schafft, an den etwas übersichtlicheren Fachbesucher-Tagen hineinzukommen, sondern mit den Publikums-Tagen vorlieb nehmen muss, der wird im Gewimmel der Menschenmassen sein blaues Wunder erleben. Besonders an den Verlagsständen. Denn wie von Geisterhand sind die Lektoren am Wochenende entschwunden.

Ich habe meist am Freitagnachmittag – nachdem mein Pensum abgearbeitet war – den Koffer gepackt und bin Richtung Heimat aufgebrochen. Am Messestand verblieben sind dann die Praktikanten, die Lehrlinge und einige Vertriebsmitarbeiter. Und ein paar verblüffte Neulinge auf der Suche nach einem Ansprechpartner. Ist schon abgereist, hörte man dann als Antwort auf die Frage, wo denn ein Lektor zu finden sei.  

 

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  1. Vielen Dank für den Einblick in das turbulente Buchmesse-Geschehen. Damit stirbt die Hoffnung als Autorin, überhaupt mit einem Verlag in Kontakt zu kommen. Auf E-Mails erfolgt keine Antwort, auf Kontaktanfragen gibt es keine Rückmeldung, bei Telefonaten wird man abgewiesen. Der Hinweis einiger Verlage, wenn wir uns innerhalb von drei Monaten nicht gemeldet haben, dann haben wir kein Interesse, macht unzufrieden. Ebenso wenig erfreulich ist, wenn von Anfang an ein Verlag schreibt: Senden sie uns nichts unaufgefordert zu. Sehr deprimierend. Vielleicht gibt es doch noch ein hoffnungsvolles Licht am Horizont? Haben Sie für mich einen Tipp?

  2. Danke für Ihre Worte. Es ist sehr interessant für eine Anfängerin zu lesen.

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