In diesem neuen Buch zeigen sich gefeierte Autorinnen und Autoren der Weltliteratur, wie wir sie bislang nicht kannten: mitten im Geschehen, im Nahkampf und im Getümmel. Als Schurken, Opfer oder Helden. Tolstoi, Proust, Shelley und viele andere in Action!
Der Leser ist mit dabei, als Cervantes in der Schlacht von Lepanto kämpfte. Als Tolstoi von einem Bären gebissen wurde. Als Jules Verne Achterbahn fuhr und Antoine de Saint-Exupéry vier Bruchlandungen überstand. Als die Schwestern Brontë den Weltuntergang erlebten. Als Marcel Proust sich duellierte und die Polizei nach Agatha Christie fahndete. Als Mary Shelley am Genfer See ihr Monster traf und Emily Dickinson den Sturm der Liebe erlebte. Als Bob Dylan sich in Woodstock das Genick brach und David Foster Wallace im Fitnessklub zu Boden ging.
Diese Neuerscheinung sammelt die besten Geschichten aus der beliebten Serie in der LITERARISCHEN WELT, herausgegeben von Mara Delius und Marc Reichwein. Die großartige grafische und editorische Gestaltung dieser Novität durch Manja Hellpap im Rahmen der Anderen Bibliothek im Aufbau Verlag bleibt hervorzuheben.
Und auch Ernest Hemingway mischt bei den Actionszenen mit. Wie sollte es anders sein! Ich habe in dem Band die Ehre, von seinen beiden Flugabstürzen in Ostafrika zu erzählen. Schlimm, die beiden Unglücke im Jahr 1954 bilden so etwas wie den gesundheitlichen Kipppunkt seines Lebens. Aber der Haudegen aus Oak Park bei Chicago nimmt das Schicksal mit Galgenhumor. Denn er ahnt, was da kommen wird.
Mara Delius, Marc Reichwein (Herausgeber): 111 Actionszenen der Weltliteratur Verlag Die Andere Bibliothek ISBN 978-3-8477-0483-6 384 Seiten
Die meisten Autoren denken bei der Verlagssuche in Tausch-Kategorien. Inhalte gegen Geld, so mag es im Hinterkopf grummeln. Man bietet sein Manuskript einem Verlag an und erwartet als Gegenleistung die Veröffentlichung und ein Honorar. Diese Sichtweise ist nicht falsch, kratzt aber irgendwie nur an der Oberfläche.
In Wirklichkeit bietet der Autor dem Verlag eine Risikowette an. Eine Wette auf den Markterfolg seines Manuskriptes. Der Verlag muss abschätzen, ob er mit den angebotenen Inhalten, eine Refinanzierung des Projektes und seiner Gemeinkosten sichern kann. Wirtschaftlich gesehen bleibt es ein Glücksspiel.
Es sind nicht nur die Inhalte, die eingeschätzt werden müssen, sondern das ‚Gesamtpaket‘. Neben dem Thema also die Attraktivität des Autors, seine Kompetenz, die Vermarktbarkeit des Projektes, die Trends auf dem nationalen und internationalen Buchmarkt, das Wohlwollen des Handels oder die aktuellen Vorlieben innerhalb der Leserschaft. Eine schwierige Abwägung für ein Lektorat, die Fehlerquote ist hoch.
Zunächst muss der Verlag kräftig in Vorleistung gehen. Durch dieses Vorlegen leitet sich bekanntlich die Begrifflichkeit Verlag ab. Lektorat, Korrektorat, Cover-Design, Herstellung, Druck, Transport, Marketing. Vielleicht noch eine Garantiezahlung oder einen Vorschuss für den Autor oder die Autorin. Das geht ins Geld. Dazu sitzt ein Verlagshaus auf hohen Overhead-Kosten.
Auch bei Verlagen, die hohen Wert auf Inhalte legen, bleibt das Angebot eines Manuskriptes am Ende des Tages ebenfalls eine Risikowette. Qualität, Umsetzung, Zielgruppen-Affinität, Autorenkompetenz, Einschätzung der Nachfrage. Auch ein anspruchsvoller Verlag muss sich am Markt refinanzieren, sonst gibt es ihn nicht mehr lange.
In einem Lektorat werden nach Begutachtung des Inhaltes die Erfolgsaussichten eingeschätzt. Im Buchbereich lässt sich die Quote dieser Wette mit objektiven Daten nicht absichern. Gut 80 Prozent der Verlagstitel erweisen sich als Flop. Keiner weiß im Voraus, welche 80 Prozent. Jedes Buch bleibt ein Glücksspiel. Rot oder schwarz. Jedes neue Buch – selbst von renommierten Autoren – geht in ein neues Risikospiel.
Jeder Verlag muss seine Risikobereitschaft bei jedem neuen Projekt einschätzen. Denn der Grat zwischen
Wenn man Branchenfremde fragt, wie hoch sie den Umsatzanteil der E-Books am gesamten Buchmarkt in Deutschland einschätzen, dann kann es abenteuerliche Antworten regnen. Ich habe es mal unter Freunden versucht, die mit dem Buchmarkt nichts zu tun haben. Zwischen 25 und 80 Prozent lauten die Schätzungen des Marktanteils. Oha! Lassen wir einfach die Statistik sprechen!
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels schaut alljährlich auf die Entwicklung der E-Books. Umsatz und Absatz seien im Jahr 2022 nur mäßig gewachsen. Nach starken Umsatzzuwächsen in den Corona-Jahren 2020 (+17,8%) und 2021 (+9,6%) konnte im ersten Halbjahr 2022 nur noch ein kleiner Umsatzzuwachs von 3 Prozent verbucht werden.
So weit, so gut. Erstaunen hingegen dürfte manchen Beobachter der Umsatzanteil, den die E-Books am gesamten Publikumsmarkt erreichen. Er liegt bei mickrigen 8,1 Prozent. Tendenz stagnierend. Und: Vor einigen Jahren ist der Anteil schon einmal wesentlich höher gewesen. Die Träume von einem Boom der E-Books sind nach und nach zerstoben. Weit über 90 Prozent der Buchkäufer wollen nach wie vor ein gedrucktes Produkt.
Bei Großverlagen spielt das E-Book im Produkt-Mix nur eine komplementäre Rolle. Für Nischen und Self Publisher mag das E-Book bisweilen funktionieren, insbesondere wenn man kreativ an der Preisschraube dreht. Es ist per se nicht schlecht, wenn ein Kunde die Auswahl erhält, eine gedruckte oder elektronische Version zu erstehen. Und dennoch muss es Gründe dafür geben, weshalb der Anteil der E-Books am Gesamtmarkt so niedrig ist.
Denn vor Jahren hatte man sie uns als disruptive Umwälzung angekündigt. Die E-Books sollten das Ende des Gutenberg-Zeitalters einläuten. Was hatte man uns nicht alles vorgeschwärmt: Diese elektronischen Bücher würden ein neues Zeitalter der Literatur einläuten, das Bücherlesen unabhängig von Zeit und Raum. Mit nützlichen Features wie dem Verstellen der Schriftgröße oder einer Merk- und Suchfunktion.
Für die Produzenten von E-Books würden paradiesische Zeiten anbrechen mit geringen Produktions- und Logistikkosten. Bestellt und geliefert werde auf Knopfdruck. Kein nerviges Vertrösten mehr im Buchhandeln und das Warten auf die Libri-Kiste am nächsten Tag. Ja, eigentlich könne der Händler seinen ollen Laden gleich ganz dichtmachen, die Buch-Revolution werde alles platt walzen.
Aber wie das mit Revolutionen halt so ist, manche Ideen gehen gründlich in die Hose. Man lässt sich von der neuen Technologie heißmachen und verliert dabei den Blick für die Vorteile der tradierten Lesegewohnheiten. Technik statt Mensch – das geht schief. Denn beim Hype um das E-Books sind die Wettbewerbsvorteile des gedruckten Buches vergessen worden. Und die sind – seit Jahrhunderten – nicht von der Hand zu weisen.
Eigentlich ist das herkömmliche Medium, das gedruckte Buch, ein an sich perfektes Produkt. Handlich, bequem, portabel. Auch für das lesende Auge des Menschen scheint es ideal. Die schwarze Type steht kraftvoll auf weißem Papier. Schwarz auf weiß. Besser geht es nicht, das wird jeder Designer bestätigen. Keine Überraschung, dass für ausführliche Texte die Papierform nach wie vor unschlagbar ist.
Eines kommt hinzu: Das Buch ist ein durch und durch sinnliches Medium. Gute Bücher kommen als kleine Kunstwerke daher, mit feinen Kapitälchen und einem warmen Schriftbild. Mit langlebiger Fadenbindung und hübschen Lesebändchen. Ein aufwändig hergestelltes Buch wird gesammelt, gehegt und gepflegt. Es ist, im Bücherschrank stehend, der Ausdruck von Bildung und Kultiviertheit.
Das elektronische Buch hingegen ist ein kaltes Medium aus Flimmerschrift mit einem Lämpchen hintendran. Es erfüllt funktional durchaus seine Aufgaben, aber es packt uns nicht so emotional, wie dies ein gedrucktes Buch tut. Wer die Sinnlichkeit großer Bibliotheken erlebt hat, kennt den Unterschied. Es grenzt an Selbstüberschätzung, ein an sich perfektes Produkt durch ein unvollkommenes ablösen zu wollen.
Und nicht zuletzt: Der Reiz eines gedruckten Buches liegt gerade in seiner linearen Struktur. Das Lesen von der ersten bis zur letzten Seite entspricht einer natürlichen Rezeptionsgewohnheit des Menschen. Die Endlichkeit eines Buches – im Gegensatz zur Unendlichkeit der virtuellen Welt – vermag Erreichtes, Erfolgtes und Wohlbehagen zu stimulieren. Es hat auch etwas Tröstliches.
Neulich fragt mich jemand, wenn ein Autor eine Tantieme von lediglich 8 Prozent des Ladenverkaufspreises bekommt, wo denn dann das ganze andere Geld bleibt. Ein wenig schwingt dabei der kritische Unterton mit, wenn der Verlag 92 Prozent einbehält, dann müsse dieser sich wohl dumm und dusselig verdienen. Schön wär’s.
Lassen wir uns mal grob nachrechnen. So macht ein Verlag dies auch, natürlich viel detaillierter, aber als Muster ist der Aufbau gleich. Der Verlag erstellt für jedes Buch eine sogenannte Deckungsbeitragsrechnung, dies meint, das Controlling rechnet mehrstufig die Produktivität eines jeden Buches aus. Also welchen Anteil an den direkten und indirekten Kosten jedes einzelne Buch „übernehmen“ muss.
Nachfolgend dazu eine Musterrechnung. Da mag sich manches um ein, zwei Prozentpunkte verschieben, je nach Größe und Befindlichkeit des Verlagshauses. Setzen wir den Umsatz (sagen wir: Ladenverkaufspreis für ein Taschenbuch: 10,00 Euro) als 100 Prozent.
Einnahmen (10,00 Euro) 100 Prozent
abzüglich Kosten Umsatzsteuer/MwSt. 7 Prozent Druck/Produktion 15 Prozent Rabatt Buchhandel/Barsortiment 35 – 50 Prozent Marketing 8 – 10 Prozent Tantieme Autor 8 – 12 Prozent Gehälter Verlagsangestellte 18 – 20 Prozent Miete, Equipment, Versicherungen etc. 5 Prozent Summe Kosten 96 – 119 Prozent Gewinn vor Steuern 4 bis -19 Prozent
Wenn alles ideal läuft, aber wann läuft es schon ideal im Leben, dann bleiben 4 Prozent des Ladenverkaufspreises beim Verlag als Gewinn hängen. In diesem Fall (10,00 Euro LVP) also 40 Cent. Idealerweise! Wenn’s schlecht läuft, schlägt ein Verlust von 1,90 Euro ein. Pro Buch! Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte, aber mit deutlicher Tendenz ins rote Feld.
Zum Glück haben Verlage noch zusätzliche Einnahmen, beispielsweise Lizenzerlöse (wo der Deckungsbeitrag hoch ist) oder Print-Nachauflagen und E-Books, wo die Rentabilität ebenfalls besser ist. Auf der anderen Seite gibt es Kosten und Abgaben im Verlag, die man als Normalsterblicher nicht auf dem Schirm hat, von der Abgabe zur Künstlersozialversicherung über die Abwertungen des Lagerbestandes bis hin zur Insolvenzgeldumlage. Alles in allem werde ich also mit obiger Musterrechnung nicht so verkehrt liegen.
Jetzt wird es für Autoren bitter. Denn wenn es mal nicht so läuft, also im Regelfall, dann gibt es in der Musterrechnung eigentlich nur einen Kostenblock, den ein Verlagshaus direkt und schnell beeinflussen kann: die Marketingkosten. Ich kann ja nicht von jetzt auf gleich die Gehälter der Angestellten kürzen oder die Versicherungspolice nicht bedienen.
Nur beim Marketing kann ich als Verleger flott den Rotstift ansetzen. In diesem Fall beißt sich allerdings die Katze in den Schwanz. Wenn ich weniger ins Marketing investiere, fällt die Bewerbung schwächer aus und die Verkäufe nehmen ab. Da wird eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die fatal für die Erlössituation ist.
Im Augenblick ist es so, dass die Produktionskosten steil nach oben schießen, weil der Papierpreis so rasant steigt. Auch diese Entwicklung kann ein Verlag nicht beeinflussen, der Papierpreis ist ein Weltmarktpreis. Wenn sich die Kosten für Papier verdoppeln und verdreifachen, wie soll ein Verlagshaus dies auffangen? Die Lage ist bescheiden.
Wenn ein kühler Betriebswirt auf diese sympathische Branche schaut, dann wird er das kalte Grausen kriegen. Alles hängt mit den Eckpfeilern der Branche zusammen: kleine
Traumjob Lektor? Was mit Medien, das ist ja bekanntlich das Ziel vieler Studenten in unseren Tagen, besonders in den Geisteswissenschaften. Also Buchlektor oder Buchlektorin. Doch wie kommt man an sein Ziel? Zunächst muss angemerkt werden, dass Lektor kein rechtlich geschützter Berufsbegriff ist. Ebenso wenig wie Journalist.
Journalist oder Lektor kann sich jeder nennen, der mal drei Sätze unfallfrei geschrieben oder korrigiert hat. Man kann als freier Lektor arbeiten oder angestellt in einem Verlagshaus als Verlagslektor. Auch ein Status dazwischen wie fester Freier trifft man gelegentlich an. Lektor ist also eine vielschichtige Jobbeschreibung. Korrekterweise müsste ich statt Lektor eigentlich Lektorin sagen. Denn der Frauenanteil liegt hoch, nach meinem Eindruck weit über dem der Männer. Das ist erfreulich!
Was also muss ein guter Lektor können? Er muss zunächst sprachlich regelfest sein. Orthografie, Grammatik, Stilkunde, Tempi, Satzbau – das darf alles kein Problem darstellen. Er muss dazu ein gutes Sprachgefühl mitbringen. Sich in der Literaturgeschichte auskennen, kein Fehler. Wenn es um spezielle Lektorate geht – für Ingenieure, Wirtschaft oder Medizin – muss er oder sie fest sein in der Begrifflichkeit und beim entsprechenden Basiswissen. Eine umfassende Allgemeinbildung sollte zudem die Grundlage von allem sein.
Ein Lektor darf nicht mit dem Korrektor verwechselt werden. Ein Korrektor kümmert sich streng um Rechtschreibung und das richtige Setzen der Kommas. Ein Lektor hingegen ist für den Inhalt im weitesten Sinne zuständig. Für Aufbau, Logik, Sprache. Zudem vertritt er das Buchprojekt gegenüber anderen Abteilungen wie Marketing, Presse und Controlling. Von manchem Lektor, bei kleinen oder klammen Verlagen, wird erwartet, dass er die Aufgabe eines Korrektors gleich miterledigt.
Eine Hochschulausbildung erachte ich für erforderlich. Aus zwei Gründen. Erstens, das Rüstzeug. In einem Studium der Germanistik, Anglistik, Philologie oder Ähnlichem vertiefe ich mit Grammatik, in Literaturwissenschaft und Linguistik die hilfreichen Basics. Zum anderen ist der Lektor der inhaltliche Betreuer eines Manuskriptes. Da gilt es, mit dem meist profilierten Autor auf Augenhöhe zu kommen. Der Lektor muss das Standing besitzen, von seinem Gegenüber ernst genommen zu werden.
Verlagslektoren müssen vor allem ein gutes Näschen für Trends besitzen. Über den Tellerrand schauen können. Ins Ausland, zu anderen Segmenten und in andere Branchen. In welche Richtung läuft es? Was wird in zwei Jahren gelesen? Dann muss man die planerische Fähigkeit besitzen, ein stimmiges Programm umzusetzen. Ach ja, ein Lektor muss mit Zeitdruck umgehen können. Er muss offen sein für Kritik. Auch eine Akribie am Text zeichnet einen guten Lektor aus, er sollte immer auf der Suche sein nach dem Besseren.
Sehr wichtig: Man muss mit Menschen umgehen können. Ein Lektor – ob frei oder angestellt – betreut nicht nur ein Manuskript, sondern auch den dazu gehörigen Autor. Ein Lektor muss kritisch sein, sehr kritisch – die Kritik sollte allerdings immer konstruktiv ausfallen. Gegenseitiges Vertrauen erleichtert nicht nur das Zusammenspiel, eigentlich ist es die Grundlage.
Doch wie verläuft der Berufsweg? Der Wege zum Ziel ist nicht gerade und auch steinig. Viele gehen die Ochsentour. Nach (oder schon während) des Studiums kleine Aufträge von Verlagen, Gutachten, die ersten (meist zweitrangigen) Bücher lektorieren. Praktikum oder Volontariat, man sollte solche Chancen beim Zopf packen. Später kommen dann die besseren Aufträge, wahrscheinlich zunächst als freier Lektor.
Und wenn etwas im Verlag frei wird (durch Jobwechsler, Schwangerschaft oder Programmausbau), zuschlagen. Doch vielleicht will man dies ja gar nicht und zieht es vor, als freier Lektor zu arbeiten. Es gibt ganz hervorragende freie Lektoren und Lektorinnen in der Branche, man kann sich – frei von den Verlagszwängen – voll auf das Manuskript konzentrieren. Nur muss man sich um die Akquisition entsprechender Aufträge selber bemühen.
Ein Einstieg in die Verlagsstruktur funktioniert nur dann, wenn man engen Kontakt zu seinem Verlag hält. Deshalb ist mein Rat: als freier Lektor nur für einen Verlag zu arbeiten, dies aber umfassend. Das birgt ein gewisses Risiko, doch schätze ich die Chancen höher ein. Wir sehen, ganz schön facettenreich und anspruchsvoll, das Profil eines Lektors. Dazu der Konkurrenzdruck innerhalb der Lektorate. Auch damit muss man umgehen können.
Was verdient man als Lektor? Meist hängt es an der Größe des Verlages, an seiner Solvenz und an der individuellen Leistung. Es gibt keine Tarifverträge für Lektoren, anders als bei Zeitungsredakteuren. Aber in der Größenordnung dürfte das Niveau ähnlich liegen. Nachstehend ein paar Daumenwerte. Gehen wir von einem mittleren bis großen Verlag aus, der zudem nicht in den roten Zahlen steckt. Einstiegsgehalt, alles brutto natürlich: um die
Neulich am Zeitungskiosk meines Vertrauens: Die ältere Dame vor mir schnappt sich den Münchner Merkur, befühlt die Tageszeitung voller Argwohn und beklagt sich bei der Verkäuferin: „Die Zeitung ist ja so dünn heute, ist das denn richtig?“
In meinem Hirn rattern schon die tausend Gründe für die Flaute dieser Tage. Leserschwund und Papierpreis-Explosion, zu wenig Anzeigen und Spardiktate in den Redaktionen. Jedoch wie soll man all dies einer älteren Dame erklären, die nicht vom Fach ist?
Und die Verkäuferin entgegnet mit dem Scharfsinn einer guten Verkäuferin: „Ja sehen Sie, Frau Niederlechner, die Zeitung ist so dünn, weil es ist halt so wenig passiert gestern.“
Wochentags digital, Wochenende print: Die ideale Kombination?
Man mag es bedauern und beklagen, aber es ist so wie es ist: Die Tageszeitung hierzulande verliert an Auflage und Bedeutung. Zu sehr haben sich die Lebensgewohnheiten in den letzen Jahren verändert. Wer hat denn heute schon noch Zeit und Muse, ausgiebig zu frühstücken und dabei eine Stunde die Zeitung vom Tage zu lesen?
Die Älteren schlingen hastig einen Kaffee und ein Brötchen herunter bevor sie sich in die Rush Hour Richtung Arbeitsstätte stürzen. Und die jungen Leute schnappen sich, kaum sind sie des morgens aus dem Bett gehüpft, ihr Smart Phone und schauen bei Facebook oder WhatsApp was es an Neuigkeiten gibt.
Das Lesen einer Tageszeitung? Von vorgestern. Eine Tageszeitung gar zu abonnieren? Eine Sache des vorigen Jahrhunderts. Irgendwie will eine Tageszeitung nicht mehr in den heutigen Tagesablauf passen.
Schwere Zeiten also für gedrucktes Papier, besonders zu Anfang des Tages. Wie soll es weiter gehen? Es gibt einige Verleger, die nun aus der Not eine Tugend machen.
Denn zunehmend werden Kombinationen angeboten, die den geänderten Lebensumständen Rechnung tragen. So gehen viele Tageszeitungs-Verlage dazu über, eine Digital-Print-Kombi anzubieten. Wochentags gibt es die digitales Ausgabe aufs iPad, zum Ausklang der Woche steckt dann die dicke Wochenendausgabe in Printform im Briefkasten.
Google, Mountain View, Kalifornien Photo by W. Stock
Hitzig wird in der Medienbranche diskutiert, ob die Verantwortlichkeit für Print und Online in einer Hand liegen solle. Ob beispielsweise der Chefredakteur einer Zeitung zugleich auch der Chefredakteur des Online-Auftrittes dieser Zeitung sein soll.
Meine Haltung zu dieser Kontroverse ist eindeutig: teilen, unbedingt teilen. Denn Online ist ein ganz anderes Medium als Print. Online muss weit mehr sein als die Zeitung auf dem Schirm. Online emanzipiert sich von Print: andere Darstellungsform, andere Gesetzmäßigkeiten, andere Stärken, anderer Nutzwert.
Versetzen wir uns einmal kurz ins Jahr 1930 zurück. Die Zeitung gilt als das etablierte Medium, das merkwürdige Medium Radio kommt langsam auf. Würden wir – aus heutiger Sicht – uns damit zufrieden geben, wenn man Radio als vorgelesene Zeitung definiert? Was hielten wir davon, wenn die Zeitungsredakteure nebenbei nun auch Radio machen müssen? Sollen Zeitungsleute und Radioleute in einem Büro sitzen?
Und ganz apart: Soll man mit der Verkündung einer Nachricht im Radio warten, bis sie zunächst in der Zeitung erschienen ist? Print first oder Radio first? Lächerlich, einfach lächerlich diese Fragen! Aber es sind Diskussionen, die wir heute unter anderen Vorzeichen führen.
Als sei es Frühling, erwacht neues Leben. Sie heißen Päng!, MUH oder CAPZ. Oder auch FROH!, Fräulein, Unique. Das sind allesamt neue Magazine, die man an gut sortierten Kiosken findet.
All diesen Newcomern ist eines gemein: Sie werden nicht von großen Verlagen herausgegeben, sondern sind die Produkte von jungen und wilden Neugründern. Da steckt dann meist kein großes Geld dahinter, sondern eine Idee und viel Leidenschaft.
Diese neuen Magazine bedienen in der Regel eine sehr spitze Zielgruppe. Luxus-Reisende, Freunde der Philosophie, Modemänner. Der Blick aufs Thema ist deshalb nicht nur very, very special, sondern auch exklusiv. Daher positionieren sich die neuen Magazine meist im höherpreisigen Segment zwischen 6 und 10 Euro.
Die Neugründungen sind ein Spiegelbild der Branche. Die Magazin-Dickschiffe wie stern, DER SPIEGEL oder Capital schwächeln seit Jahren, der Markt segmentiert sich zu immer kleineren Zielgruppen. Da ergeben sich Nischen für Start-ups – und auch Zeitschriften haben ihre Pioniere und Trüffelsucher. Wenn man dann noch die Gemeinkosten niedrig hält, dann kann eine solche Neugründung eine Menge Spaß machen.
Die Neugründer sind oft Liebhaber, sie kommen vom Thema her, und wollen nun ihr Hobby und ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Die Neugründungen definieren auch den Journalismus anders. Nicht mehr ein Magazin zu gründen mit Blick auf
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