Anfang der 90er Jahre. Der ECON Verlag besinnt sich auf seine Wurzeln, auf das Themengebiet Wirtschaft und Management. Mit neuen Büchern und Buchreihen. Dafür hat Verleger Hero Kind mich nach Düsseldorf geholt. Aber wir wollen auch ins Non Book-Geschäft diversifizieren.
Seminare und Kongresse. Diese Ausweitung des Geschäftes erscheint uns als logische Fortsetzung des Verlegens. Warum nicht all die Starautoren des Verlages für einen Tag nach Düsseldorf holen und vor Publikum über ein Thema reden? Die Idee ist geboren. Hero Kind, ein Mann mit spontanen Einfällen und Geistesblitzen, hat direkt auch die Überschrift parat: der ECON Zukunftstag.
Das Monatsmagazin Capital – in jenen Tagen unter Johannes Gross und Rolf Prudent, das Elitemedium in der Wirtschaft – steigt als Medienpartner ein. Der Kieler Designer Klaus Detjen entwirft ein einprägsames Logo, das in die Höhe gereckte Piktogramm-Männchen, farbenfroh und stark. Empowerment, werden die Amerikaner diese Haltung Jahre später nennen.
Das Philosophie des Zukunftstages ist: Unternehmer und Manager aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nach Düsseldorf zu holen und einen Tag gemeinsam mit den besten Vordenkern über die Zukunft zu diskutieren. Über die Zukunft in Politik, in Wirtschaft, in Industrie und Branchen, aber auch in der Wissenschaft und Kultur. Ob das Konzept aufgeht?
Es geht auf. Da hat der Stratege Hero Kind das richtige Näschen gehabt, er ist das Hirn des Zukunftstages und ich die Hand. Ich bin für Konzept und Programm verantwortlich, der ganze Verlag packt bei der Durchführung mit an. Als Konzept habe ich mir einfallen lassen, nach morgendlichem Plenum, drei parallele Panel in der Vormittags- und Nachmittagsschiene einzurichten, um zum Abschluss wieder im Plenum zusammen zu kommen.
Auf Zukunftsfragen Antworten geben, schreibt der Düsseldorfer Oberbürgermeister Klaus Bungert ins Grußwort. Die Liste der Referenten auf den Zukunftstagen, die ab 1990 jährlich stattfinden, liest sich wie aus dem geheimen Notizbuch der Denker und Vordenker. John Kenneth Galbraith, Michael Porter, Lester Thurow, John Naisbitt, Edward de Bono, Michael Stürmer, Rupert Lay, Hans-Dietrich Genscher, Lothar Späth oder Erich Sixt, um nur einige zu nennen.
Der Zuspruch ist überwältigend. 400 bis 600 Personen, jeweils im Mai, finden den Weg ins Düsseldorfer Messezentrum. Bei einem Tageseintritt von 940 Mark pro Person bleibt unter dem Strich für ECON ein hübsches Sümmchen übrig. Denn die Referenten, oft Buchautoren des Verlages, kommen nicht nur gerne, sondern auch für einen Freundschaftspreis zu uns.
TV Link, die Firma des früheren RTL-Mannes Axel Link, macht aus dem Tag eine flotte einstündige Video-Aufzeichnung, die Buchhändler verkaufen an einem ambulanten Stand im Kongresszentrum fleißig ihre Bücher, das Essen mundet. Alle sind happy, auf dem Zukunftstag. Manche erzählen noch heute davon, über 20 Jahre später.
Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Verlage ins Seminar- und Kongressgeschäft diversifizieren. Damals, vor über zwei Jahrzehnten, war dies noch exotisch. Nachdem Hero Kind und ich dann 1994 bei ECON weg sind, haben unsere Nachfolger dann den Zukunftstag langsam wegdämmern lassen. Schade drum. Heute machen andere das Geschäft.
apple
Ja, zuweilen denkt man gern, oft mit ein wenig Wehmut, andererseits auch mit etwas Stolz auf „die guten alten Zeiten“ und ganz besonders an die Zeiten eines Aufbruchs zurück. Wirklich schade, dass erfolgreich Begonnenes zuweilen verblasst, wenn die Macher nicht mehr da sind. Dennoch: Es war schön – es ist auch heute noch schön.
An diese Zeiten denke ich auch zurück – wenn ich mal Zeit habe! 🙂
Petra Leven
Lieber Herr Stock, genau Ihrer Meinung waren auch der ECON Verlag und Euroforum, und daher gibt es den Zukunftstag wieder, und zwar am 25. Oktober 2012 im Meilenwerk Berlin. Sie sind natürlich als special guest ganz herzlich eingelade! Ich werde Sie noch per E-Mail kontaktieren. Und für alle, die neugierig sind, ist hier der link mit weiteren infos: http://www.econ-zukunftstag.de/berlin/