Autoren Brief
Wolfgang Stock
Die launige Meinungs-Kolumne.
Gerne zugespitzt. Nicht die Wirklichkeit. Meine Wirklichkeit. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON Verlag.
Foto: Daniel Biskup.

Für den Erfolg – ob im beruflichen Alltag oder als Autor in der Medienbranche – ist richtiges Netzwerken unerlässlich. Bei Autoren und Autorinnen fängt es schon bei der Suche nach einem Verlag an. Die Hilfe von arrivierten Kollegen ist da Gold wert. Spätestens bei der Beurteilung eines Vertrages oder bei der Arbeit am Manuskript braucht man einen Sparringspartner. 

Beim Marketing und bei der Unterstützung zur Sichtbarkeit geht es weiter. Einzelkämpfer und Eigenbrötler haben es auf allen Ebenen schwer. Wer auf ein Netz versierter und unterstützender Kollegen und Freunden zurückgreifen kann, der kommt weiter. Doch wie netzwerkt man richtig? Was gilt es zu beachten? Netzwerken kann man lernen. Ein paar Tipps und Anregungen aus der Praxis, so wie ich sie erlebt habe.

Zunächst einmal, was Netzwerken nicht ist. Netzwerken bedeutet nicht, nach oben schauen und um Hilfe bitten. Netzwerken fängt man nicht mit dem Nehmen an. Netzwerken fängt man mit dem Geben an. Man muss etwas anbieten, auch als Neuling. Schwierig, so werden Sie denken. Doch jeder hat etwas, was er anbieten kann: Zeit, Aufmerksamkeit, Hilfe.

Wer bei den ersten Treffen nur fordert, ist schnell weg vom Fenster. Es wäre ein Fehler nur an den eigenen Nutzen zu denken, da hätte man die Idee des Netzwerkens falsch verstanden. Netzwerken bedeutet, sich einen Kreis von Kollegen und Kolleginnen aufzubauen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Erst säen, dann ernten. 

Genauso ärgerlich ist, selbst ausgenutzt zu werden. Wenn alle etwas wollen, aber nichts zurückkommt. Es bleibt eine Gratwanderung. Für beide Seiten. Aber mit der Zeit wird man als Netzwerker ein Gefühl dafür bekommen und die richtige Balance von Geben und Nehmen finden. 

Also, wie fängt man an? Zunächst muss jeder Autor und jede Autorin für sich das Ziel kennen und definieren. Daraus leiten sich dann die Maßnahmen ab. Wer wild netzwerkt, wird nicht viel erreichen. Man muss gezielt vorgehen. Nennen wir es strategisch netzwerken.

Nach der Zieldefinition folgt die Vorbereitung. Zunächst gilt es, eine Liste mit möglichen Partnern aufzustellen. Man sollte nach Gemeinsamkeiten suchen. Geburtsort, gleiche Uni, Wohnort, gleiches literarisches Genre, gleicher Verlag. Gemeinsamkeiten betonen, dies schweißt zusammen. Es geht in dieser ersten Phase darum, Vertrauen aufzubauen.

Anschließend folgt die Phase der Kontaktaufnahme: Wenn man sich noch nicht kennt, einen Anlass schaffen. Bei Autoren ist das meist einfach. Das letzte Buch kaufen und lesen. Wenn beispielsweise ein mir Unbekannter einen Gefallen von mir möchte – Kontakt, Ratschlag, Beurteilung – zeige ich mich zurückhaltend. Wenn jemand mein Buch gekauft, es gelesen hat und mir ein Feedback gibt, dann bin ich schon geneigt.

Man kommt meist schnell in den Dialog, wenn man das Werk des Gegenübers gelesen hat. Es ist ein Türöffner: Ich habe Ihr Buch gekauft und gelesen. Es hat mir sehr gefallen. Ehrliche Anerkennung ist immer ein guter erster Schritt in der Kommunikation. Wichtig beim Netzwerken ist jedoch, immer authentisch zu bleiben. Unwahres, Aufgesetztes und Künstliches wirkt abstoßend und führt nicht zum Ziel.

Netzwerken funktioniert am besten Face to Face. Auf Messen, bei Events, bei Lesungen. Wenn Sie bei einem Verlag unter Vertrag sind, nehmen Sie die Events des Verlages wahr. Hier lernen sie die Kollegen und Kolleginnen kennen. Der Austausch unter seinesgleichen kommt da automatisch.

Geknüpften Kontakte wollen gepflegt werden. So wie man es im Kreis von persönlichen Freunden auch machen würde. Wenn man die ersten Anfänge geschafft hat, kann man um Empfehlungen bitten. Jeder kennt einen anderen, durch das Türeöffnen vergrößert sich der Kreis. Und wenn es einmal läuft, dann läuft es.

 

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