Die launige Meinungs-Kolumne.
Gerne zugespitzt. Nicht die Wirklichkeit. Meine Wirklichkeit. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON Verlag.
Foto: Daniel Biskup.

Es ist die 100-Dollar-Frage für Neulinge auf Verlagssuche: Wie steigere ich meine Chancen bei Verlagshäusern, damit mein Manuskript angenommen wird? Auf welche Punkte achten Verlage am allermeisten? Was muss ich unbedingt berücksichtigen, damit Lektorate sich überhaupt wohlwollend mit meinem Manuskript befassen?

Wir gehen einmal davon aus, dass die Qualität eines angebotenen Manuskriptes gut ist, dass der Autor sein Handwerk einigermaßen beherrscht und das Thema nicht zu weit hergeholt ist. Und auch die Umsetzung sollte stimmen. Das Manuskript sollte also mehr oder weniger veröffentlichungsreif sein.

Während meiner Berufspraxis habe ich Hunderte von Manuskript-Einreichungen gesehen, gelesen und begutachtet. Drei Kernpunkte erscheinen mir wichtig. Besonders ein Kernfehler wird immer wieder gemacht und auf zwei weitere Aspekte wird meist zu wenig Aufmerksamkeit gelegt. Aus meiner Erfahrung – von der anderen Seite des Schreibtisches sozusagen – sollte ein Autor oder eine Autorin auf Verlagssuche deshalb die nachstehenden drei Dreh- und Angelpunkte bei der Bewerbung sorgfältigst herausarbeiten.

  1. Richtiger Adressat
    Umgekehrt formuliert beschreibt es den Kardinalfehler bei der Suche. Der falsche Verlag. Dieser Missgriff gilt für das Gros der Einreichungen. Man schickt sein Manuskript an einen Verlag, der zum Themenfeld nicht oder nicht passgenau publiziert.
    Es macht keinen Sinn, ein selbst erstklassiges Manuskript dem falschen Verlag oder der falschen Literaturagentur anzubieten.
    Verlage und Agenturen haben sich heute spezialisiert. Diese Spezialisierung eines Verlages gilt es vorab genau herauszufinden. Das Profil eines Verlages muss für das eingereichte Themenfeld offen sein.
    Wichtig bleibt insofern die Recherche vorab.
    Dazu sollte man sich Zeit lassen. Mein Eindruck ist, dass hier oft zu wenig Hirnschmalz investiert wird. Fragen Sie Autoren, Buchhändler, Kollegen. Die Recherche zum Verlagsprofil vorab erspart späteren Ärger.
    Der Verlag muss exakt zum Manuskript passen, und dies millimetergenau. Wer sein Manuskript im Dutzend aussendet, der hat die Verlagslandschaft und den Buchmarkt nicht verstanden.
    Am besten sollte man sich drei Favoriten heraussuchen. Und dort in den Lektoraten den richtigen Ansprechpartner ausfindig machen.

  2. Autorenkompetenz
    Die Autorenkompetenz bezieht sich auf das Verhältnis Thema zu Autor. Es kreist um die Frage: Ist der Autor glaubwürdig als Verfasser dieses Manuskriptes? Ist er sachkundig und beschlagen, dieses Buch zu schreiben?
    Die Lektorate und die Literaturagenten nennen dieses Merkmal Autorenkompetenz oder Absenderkompetenz. Was befähigt den Autor oder die Autorin, dieses Buch zu schreiben? Denn ein Autor muss das Thema nach innen und außen glaubwürdig vertreten. Der Autor muss Lektoraten und Leserschaft den Beweis liefern, dass er zum Thema passt.
    Autorenkompetenz – darauf legen Lektoren und Agenten bei der Beurteilung eines Projektes besonderen Wert. Denn ohne die glaubwürdige Symbiose von Autor und Thema ist ein Verkaufserfolg nur schwer zu bewerkstelligen. Und auch die Leserschaft merkt hier schnell bestehende Unstimmigkeiten.

  3. Alleinstellungsmerkmal
    Autoren und ihre Manuskripte müssen aus dem Konkurrenzfeld herausstechen. Ein potentieller Kunde muss schnell erkennen, warum er dieses Buch und nicht jenes daneben kaufen soll. Und es gilt: Je stärker ein Markt umkämpft wird, desto klarer muss das Alleinstellungsmerkmal herausgearbeitet werden.
    Wenn man nun über solche Fragen der Positionierung nachdenkt, dann kommt man irgendwann zur Frage aller Fragen: Was macht mich als Autor einzigartig? Wer diese Frage nicht überzeugend zu beantworten weiß, der braucht bei Verlagen oder Agenturen erst gar nicht anzuklopfen.
    Ein Alleinstellungsmerkmal sollte daher die Unverwechselbarkeit kurz, klar und prägnant ausdrücken. Weil auch der potentielle Käufer und Leser diesen Wettbewerbsvorteil schnell erfassen und verstehen muss.

Sicher, eine Geheimrezeptur für den Erfolg bei der Einreichung eines Manuskriptes bei Verlagen gibt es nicht. Denn das Gesamtpaket aus Autor, Thema, Zielgruppe, Qualität und Vermarktung muss stimmen. Und ein jeder Lektor besitzt da eigene Maßstäbe und Einschätzungen. Aus der Praxis kann ich verraten, mit den drei beschriebenen Kernpunkten lässt sich eine vermehrte Aufmerksamkeit in den Lektoraten erreichen.

Loading