Schwierige Zeiten für Journalisten? Wenn man sich die rapide fallenden Auflagenzahlen anschaut, das traurige Ableben der Financial Times Deutschland, die Insolvenz der Frankfurter Rundschau oder die Westfälische Rundschau, wo man die gesamte 120 Personen-Redaktion vom Titel entleibt hat, wenn man all die düsteren Nachrichten liest, dann muss einem um die Zukunft der Zeitung Angst und Bange werden.
Wenn man jedoch zu sehr auf die Soll-Spalte der Medienbilanz schaut, dann verdeckt dies schnell den Blick dafür, dass im Journalismus ein Umbau und kein Abbau vonstatten geht. Der Journalismus stirbt nicht, er verändert sich nur.
Der alte Journalismus ist siech, scheint – technologisch und inhaltlich – aus der Zeit gefallen. Verabschieden müssen wir uns von dem verbeamteten Journalismus früherer Tage. Von einem Journalismus mit 36-Stunden Woche, automatischen Dienstaltersstufen, üppigen Gehältern, voller Reisekassen, starrem Ressortdenken, überschaubarer Arbeit. Dieser Lou Grant-Journalismus ist passé, er wird auch nicht mehr wiederkommen.
Aber der Medienumbruch unserer Tage und die Krise althergebrachter Medien gebiert peu à peu einen neuen Journalismus. Journalisten verlassen ihren Elfenbeinturm, ihre staatstragende Trutzburg namens vierte Gewalt. Vorbei der Zwang, dass man die 40 Seiten einer Zeitung füllen muss, dass der Journalismus morgens um 7 Uhr am Frühstückstisch liegen muss, dass man sich abhängig macht von politischen Interessen.
Da biegt in Zukunft ein anderer Journalismus um die Ecke, dem die Starrheit und feste Ordnung der Vergangenheit abgeht. Das muss nicht schlecht sein. Dies ist ein Journalismus, der den Journalisten zwar mehr fordert, ihm jedoch auch mehr Gestaltung ermöglicht.
Es ist dies ein multimedialer Journalismus, dessen Autor auf Facebook auf sich aufmerksam macht, der auf Twitter von Anhängern gefolgt wird, dessen Posts auf des Autors Blog von Lesern kommentiert werden. Wo der Journalist seine Recherche in Print, Online, als Buch, e-Publishing natürlich, als Datensammlung oder auf Youtube veröffentlicht.
Der Journalist besitzt heute viel mehr Optionen, und wenn er wirklich gut ist, dann wird er in der neuen Welt seinen Weg und sein Auskommen finden. Aber, keine Frage, dies ist ein anderer Journalismus als früher. Ein Paradigmenwechsel, der Journalist wird zum Unternehmer seiner selbst.
Die Aufgaben des Journalismus bleiben. Recherchieren, sammeln, einordnen, verdichten, analysieren. Die medialen Möglichkeiten wachsen. Diese neue Perspektive bedeutet mehr Freiheit und mehr Unabhängigkeit. Gute Zeiten also, um Journalist zu werden. Ein neuer, ein anderer Journalist, allerdings.
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