Es gilt einen Begriff aus der Medienwelt unter die Lupe zu nehmen. Qualitätsjournalismus. Was ist das?
Meinen ersten Artikel habe ich im Jahr 1974 veröffentlicht, seitdem Hunderte geschrieben. Reportagen, Berichte, Nachrichten, Glossen. Ich habe mich immer um Qualität bemüht, doch Qualitätsjournalismus? Bin ich ein Qualitätsjournalist?
Ich kann mit dem Begriff herzlich wenig anfangen. Und wenn ich auf die Medienlandschaft schaue, dann komme ich erst recht ins Schwimmen. Ist BILD Qualitätsjournalismus? Mein schöner Garten? Frau mit Herz? Ist das Diabetes Journal Qualitätsjournalismus?
In all den Zeitungen und Zeitschriften arbeiten Kolleginnen und Kollegen, die einen prima Job machen. Das sind Fachleute, gute Schreiber, Journalisten. Aber Qualitätsjournalismus?
Nehmen wir die BILD. Es ist verdammt schwierig, so gut und prägnant auf den Punkt zu schreiben. Oder nehmen wir die Überschriften der taz. Fast schon Kunst. Das sind Handwerker, die Qualität liefern. Aber Qualitätsjournalismus?
Sollten man bei der Berufsbezeichnung auf dem Amt zukünftig Qualitätsjournalist angeben? Sollte sich die Zeitschrift des Deutschen Journalisten Verbandes – journalist – nicht schnellstens umtaufen? Und der ganze Verband obendrein?
Mit schwant Schlimmes: Meint man mit Qualitätsjournalismus einen Journalismus von Akademikern für Akademiker? Ein arte in Druckerschwärze? Das würde wohl nach Dünkel und Hochmut riechen. Am Inhalt oder an der Zielgruppe den Qualitätsjournalismus festzumachen, wäre ziemlich überheblich.
Manchmal, aber wirklich nur manchmal, beschleicht mich das Gefühl, über das Thema Qualitätsjournalismus redet eine Handvoll Top-Journalisten aus Politik und Wirtschaft mit bangem Blick auf ihre Kontoauszüge. Oder, um sich selbst auf die Brust zu klopfen.
Offen gesagt: Der Begriff ist Blödsinn. Es gibt auch keinen Qualitätssex oder Qualitätsfussball. Journalismus ist gut oder schlecht, gut gemacht oder schlecht gemacht. Beim Hintertupfinger Anzeigenblatt und bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Qualitätsjournalismus ist keine Kategorie, sondern ein flockiger Kampfbegriff. Wenn wir solchen Unsinn weiterspinnen, landen wir irgendwann bei gutem oder auch schlechtem Qualitätsjournalismus. Wer täglich mit Sprache umgeht, der sollte erst recht solchen Nonsens vermeiden.
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