Düsseldorf, im Mai 1991; Wolfgang Stock, Hans-Dietrich Genscher, Dietrich Oppenberg; Photo by Hasso von Bülow

Dietrich Oppenberg, ein Essener des Jahrgangs 1917, zählte zu den großen Verlegern der Nachkriegsjahre in Deutschland. Sicherlich war dieser ältere, knorrige Herr nicht im medialen Bewußtsein aller, weil er nicht einer jener war, die es in die erste Reihe drängte. Viel lieber blieb er bescheiden im Hintergrund, wusste sich aber stets ausreichend Gehör zu verschaffen.

Nach dem Krieg erhielt er, der politisch von den Nazis verfolgt war, von den Engländern die Lizenz für die Neue Ruhr Zeitung in Essen. Die sozialliberale NRZ war, später im goldenen Käfig des WAZ-Konzerns, in ihren besten Jahren so etwas wie eine Gelddruckmaschine.

Im Essener Presssehaus, das dann wie sein Verleger in die Jahre kam, regierte dieser kurzsilbige, vielleicht auch strategisch nicht sehr weitsichtige, aber stets humane Verleger wie ein kleiner Fürst. Marianne Neveling führte das Verlegerbüro umsichtig und für das redaktionelle Tagesgeschäft war der polternde Chefredakteur Jens Feddersen zuständig. Obwohl die NRZ eine Provinzzeitung im besten Sinne war, wurde diese publizistische Stimme gehört, in Bonn zumal, denn ohne den Ruhrpott wollte man in der alten Republik nicht regieren.

Dietrich Oppenberg war – und das zählt als historische Leistung – einer der Erfinder und Erbauer des Presseversorgungswerkes. In dieser berufsständischen Organisation wird die Altersvorsorge für Journalisten gebündelt und sie ist ein Segen für die Medienbranche. Jahrzehntelang war der NRZ-Verleger mächtiger Präsident des Presseversorgungswerkes und noch heute, über ein Jahrzehnt nach Oppenbergs Tod, führt das PVW seinen Namen im Impressum.

In den 80ern erfüllte Dietrich Oppenberg sich einen Lebenstraum. Er kaufte 1982 die ECON Verlagsgruppe in Düsseldorf vom Schroedel-Verlag und wurde ihr Verleger. Kein aktiver Verleger, denn das Tagesgeschäft überließ er seinem jungen Geschäftsführer Hero Kind und den Verlagsleitern.

Aber es gefiel ihm, sich im Lichte dieses großen Sachbuchverlages zu sonnen. Denn Oppenberg blieb zeitlebens ein politischer Mensch. Ein überzeugter SPD-Mann, der aber auch die Nähe zu den Granden der FDP wie Hans-Dietrich Genscher suchte und fand.

Als ich Anfang 1994 bei ECON kündige und ein Autor ihn darauf bedauernd anspricht, meint Oppenberg in seiner typisch trockenen Diktion: Die kommen alle wieder. Ich jedenfalls kam nicht wieder. Nichts kam wieder. Drei Jahre später verkaufte er den ECON Verlag.

siehe auch: Wie Erwin Barth von Wehrenalp „Mister Sachbuch“ wurde
siehe auch: Hero Kind, der letzte ECON-Verleger

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