Die Gründe, ein Sachbuch zu schreiben mögen vielfältig sein. Für Freiberufler kann non fiction bei entsprechendem Thema ein Instrument zur Kundengewinnung sein. Für andere ein Ausweis von Kompetenz, für einen Dienstleister ein Instrument zur Kundenpflege. Manch andere verfolgen eine gesellschaftliche Mission, andere begnügen sich mit dem Kitzel des Egos. Und manche wollen damit einfach Geld verdienen.
Das Schreiben ist immer ein persönlicher Prozess, Inhalt und Abläufe haben sich für jeden Autor eigens bewährt. Autoren, die schon ein oder mehrere Sachbücher geschrieben haben, wissen wie es am besten geht. Ein gutes Sachbuch zu schreiben ist keine Geheimwissenschaft, sondern solides Handwerk und harte Arbeit. Für Einsteiger hier ein paar Tipps, die ich aus meiner Erfahrung im Lektorat für hilfreich halte.
Am einfachsten unterteilt man das Erstellen eines Sachbuches in drei Phasen. Vor, während und nach dem Schreiben. Auch wenn das Schreiben eines Buches ein individueller Vorgang und ein sehr persönliches Anliegen ist, so lassen sich aus der verlegerischen Praxis jedoch ein paar allgemein gültige Handreichungen destillieren.
Vor dem Schreiben: das Konzept
Wild drauf los fabulieren ist keine gute Herangehensweise. Die vorgelagerte Phase der Konzepterstellung ist schwierigste und wichtigste – und zugleich jene, die am meisten vernachlässigt wird. Wer diese Phase produktiv gestaltet, dem geht alles Weitere leichter von der Hand.
Ein gutes Konzept muss sich mit folgenden Fragen befassen:
1. Wer ist meine Zielgruppe?
Jedes Sachbuch sollte auf eine quantitativ und qualitativ definierte Leserschaft zugeschnitten sein. Wald- und Wiesenthemen gehen unter. Nachdem Sie die Zielgruppe definiert haben, schauen Sie sich als Konkurrenzanalyse den Status quo an. Was bietet der Markt bisher an? Wie sind die Absatzzahlen? Ist dieses Segment aufnahmefähig genug für ein weiteres Buch.
2. Die Nische suchen.
Copy Cat, das Übliche ein wenig retuschiert, davon ist abzuraten. Lieber spitz als breit. Man sollte den Fokus auf einen Teilaspekt legen, im Idealfall auf eine Neuerung oder einen Trend. Für Neulinge gilt es, ein Thema vom Großen zum Kleinen herunterzubrechen. Beispiel: Kochbuch/veganes Kochen/italienische vegane Küche.
3. Gründliche Recherche.
Nachdem das Thema eingegrenzt ist, beginnt die aufwändige Phase des Sammelns und Sichten von Informationen. Bibliotheken, Archive, das Internet, vor allem aber der persönliche Kontakt zu Fachleuten mit aktuellem Einblick ist entscheidend.
4. Besitze ich Autorenkompetenz?
Nun erreichen wir eine heikle Phase. Die Stufe des Hinterfragens. Man muss den Advocatus Diaboli spielen. Das Thema gründlich abklopfen, die Infos auf den Prüfstand stellen. Alles ist auf Herz und Nieren zu prüfen. Auch der Autor sollte sich an dieser Stelle infrage stellen. Letztlich muss man sich eine ehrliche Antwort geben auf die Frage: Bin ich als Autor wirklich kompetent für dieses Thema?
5. Nutzen, Nutzen, Nutzen.
Ein gutes Sachbuch ist ein Problemlöser. Welchen konkreten Nutzen bietet mein Buch dem Leser? Verfolge ich wirklich das Ziel, Leser und Leserinnen klüger zu machen?
Erst wenn man die vorgelagerte Konzeptphase zur Zufriedenheit erledigt ist, beginnt die Hinwendung zum eigentlichen Text.
Das Einfachste: Die Arbeit am Text
Hier sind wir nun beim Handwerk. Etwas Talent sollte vorhanden sein. Aber es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
6. Inhaltliche Gliederung.
Welche Themenfelder möchte ich berücksichtigen? Als Autor muss ich nun zusammentragen, welche Aspekte in das Buch einfliessen sollen. Bei meinen Verlag-Workshops mit Autoren schwöre ich seit jeher auf die Metaplan-Technik. Inhalte sammeln, Inhalte strukturieren und Rangfolge festlegen. Mit guten Tools dauert diese wichtige Phase nur wenige Stunden.
7. Sachgemäßer Stil.
Der Stil für ein Sachbuch ist sachlich, verständlich, ohne Blümchen. Auch dies will gelernt sein. Je nach Thema darf ein wenig Emotion ruhig sein, es soll ja kein Fachbuch werden. Fingerspitzengefühl und Disziplin werden hier verlangt.
8. An den Leser denken!
Oft bleibt man beim Text stecken oder schreibt sich in eine Sackgasse. Ein einfaches Mittel, um aus dieser Blockade herauszukommen: die Perspektive des Lesers einnehmen. Was würden Sie als Leser von diesem Kapitel erwarten?
9. Titel, Cover, Klappentexte.
Mit der Titelfindung tun sich selbst viele Profis schwer. Beim Sachbuch ist ein überzeugender Titel wichtig, um sich abzuheben. Über das emotionale Spannungsverhältnis zwischen Obertitel und Untertitel habe ich auf dieser Website ausführlich geschrieben.
Tipps, wie gute Klappentexte auszusehen haben, finden Sie ebenfalls in anderen Posts. Auch das Cover muss überzeugen, es ist das Aushängeschild.
Wenn man merkt, dass man als Autor an Grenzen stößt, unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Denn eine falsche Entscheidung bei der Ausstattung kann das ganze Projekt entwerten.
Nach Veröffentlichung: das Verkaufen
Nach Konzept und Schreiben kommt als dritte Phase die Vermarktung. Belletristische Autoren tun sich hier oft schwer, Sachbuch-Autoren fällt dies in der Regel leichter. Denn sie tummeln sich in der Zielgruppe und meist weiß man, wo diese zu finden und wie sie anzusprechen ist.
10. Verlag oder Self Publishing?
Es ist die erste Frage, vor der ein Autor steht. Eine Patentantwort gibt es hierzu nicht. Beide Wege haben ihre Vorteile und Schwächen. Dies ist eine Entscheidung, die für jedes Projekt neu getroffen werden muss.
Dann: Welchen Verkaufspreis nehme ich für mein Buch? Als Verlagsautor bekommen Sie die Antwort auf diese Frage abgenommen. Als Self Publisher müssen Sie selber ran. Über die Preisfindung habe ich auf dieser Website ausführlich geschrieben.
11. Welche Vertriebswege will ich nutzen?
Direktverkauf, Verkauf auf Messen und bei Präsentationen, Buchhandel, Versender, Amazon. Die Welt steht offen. Vertrieb als E-Book. Beim Self Publishing helfen gute Dienstleister.
12. Das Buch muss zum Leser.
Marketing. Schwer genug. Für Self Publisher gleicht es der Quadratur des Kreises: mit bescheidenden Mitteln einen hohen Werbedruck auslösen. Auch viele Verlagshäuser reißen sich kein Bein aus, gerade bei Neulingen. Vieles bleibt beim Autor hängen. Manche Sachen im Marketing funktionieren, andere weniger. Allgemeingültig kann man hier nichts festlegen. Außer: Presse.
Eine gründliche Pressearbeit ist in mehrfacher Hinsicht hilfreich. Wer als Buchautor ein Themengebiet gründlich bearbeitet hat, ist für die Medien als Experte interessant. Berichte in Zeitungen, Zeitschriften und im Internet führen nicht nur zu Verkäufen, sondern auch zu mehr Lesungen und Vorträgen.
Mein letzter Ratschlag, vielleicht der Gewichtigste.
Als zielführender Tipp: Schreiben Sie nicht alleine!
Sorgen Sie für einen Sparringspartner, für Testleser, für einen Mentor. Holen Sie sich professionelle Hilfe. Nicht nur beim Schreiben, sondern auch in der Konzeptphase und beim Marketing. Setzen Sie auf die Erfahrung von Designern, von Lektoren, von Kollegen.
Das Rad braucht beim Verfassen eines Sachbuches nicht neu erfunden werden. Die Tücke liegt im falschen Bild des kreativen Geistes im Elfenbeinturm. Ein Einzelkämpfer begibt sich in einen verdammt professionellen und wettbewerbsintensiven Markt. (Ich wollte nicht sagen: in ein Haifischbecken). Die Fallhöhe jedenfalls ist für einen Sachbuch-Autor beachtlich.
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