Zeitschriften müssen auffallen am Kiosk. Der Wettbewerb um die Aufmerksamkeit – und das Portemonnaie – des Lesers ist beinhart.
Wenn der Laden am Flughafen oder am Hauptbahnhof 2.000 Magazine führt, dann kann ein Magazin nur mit einer perfekten Optik herausstechen.
Vor einigen Monaten hat an dieser Stelle der amerikanische Zeitschriften-Pionier Richard Stolley seine Tipps für das Blattmachen verraten. Man kann das Spiel ein wenig ausweiten und Stolleys Praxis-Tipps fortschreiben.
Einige Hinweise sind aus der Erfahrung gespeist, andere mögen als Glaubenssatz durchgehen. Denn das gute Cover an sich gibt es nicht, höchstens, um Kant zu bemühen, das gute Cover für sich.
Nun, wie sieht ein überzeugendes Zeitschriften-Cover heutzutage aus? Eine Annäherung (ohne in ein pro domo zu verfallen):
Cigar Aficionado – eine der besten Zeitschriften weltweit.
An vielen Ecken erklingt ein wehmütiger und weinerliche Abgesang auf Print. Die Markterosion unserer Tage ist allerdings keine Auslöschung der Printmedien, sondern ihre Ergänzung. Ich bin mir sicher, auch in 50 Jahren wird es noch Zeitschriften geben.
Hier zehn Gründe für das Überleben von Zeitschriften:
1. Eine Zeitschrift kann ich erfühlen. Man hält etwas in Händen. Es raschelt und knistert. Man spürt das gute Papier. Die Haptik einer gut gedruckten Zeitschrift, das Anfassen und Berühren, wirkt als ein sensitives Erleben. Eine gute Zeitschrift ist ein Kunstwerk.
2. Eine Zeitschrift riecht gut. Meistens, jedenfalls. Ich liebe Zeitschriften, die frisch aus der Druckwalze kommen. Sie riechen, so wie eine neue Wohnung riecht. Nach Erschaffen, nach Schöpfung, nach Aufbruch.
3. Das Lesen einer Zeitschrift ist komfortabel. Kein leerer Akku, kein Absturz, keine Ladezeit. Stattdessen schnelles aufschlagen und blättern.
4. Das Lesen einer Zeitschrift ist flexibel. Ich kann mir Ort und Zeit ohne Einschränkung aussuchen. Am Strand, im Flugzeug, in der Badewanne, im Bett. Wo auch immer.
Es gilt einen Begriff aus der Medienwelt unter die Lupe zu nehmen. Qualitätsjournalismus. Was ist das?
Meinen ersten Artikel habe ich im Jahr 1974 veröffentlicht, seitdem Hunderte geschrieben. Reportagen, Berichte, Nachrichten, Glossen. Ich habe mich immer um Qualität bemüht, doch Qualitätsjournalismus? Bin ich ein Qualitätsjournalist?
Ich kann mit dem Begriff herzlich wenig anfangen. Und wenn ich auf die Medienlandschaft schaue, dann komme ich erst recht ins Schwimmen. Ist BILD Qualitätsjournalismus? Mein schöner Garten? Frau mit Herz? Ist das Diabetes Journal Qualitätsjournalismus?
In all den Zeitungen und Zeitschriften arbeiten Kolleginnen und Kollegen, die einen prima Job machen. Das sind Fachleute, gute Schreiber, Journalisten. Aber Qualitätsjournalismus?
Nehmen wir die BILD. Es ist verdammt schwierig, so gut und prägnant auf den Punkt zu schreiben. Oder nehmen wir die Überschriften der taz. Fast schon Kunst. Das sind Handwerker, die Qualität liefern. Aber Qualitätsjournalismus?
Sollten man bei der Berufsbezeichnung auf dem Amt zukünftig Qualitätsjournalist angeben? Sollte sich die Zeitschrift des Deutschen Journalisten Verbandes – journalist – nicht schnellstens umtaufen? Und der ganze Verband obendrein?
Mit schwant Schlimmes: Meint man mit Qualitätsjournalismus einen Journalismus von Akademikern für Akademiker? Ein arte in Druckerschwärze? Das würde wohl nach Dünkel und Hochmut riechen. Am Inhalt oder an der Zielgruppe den Qualitätsjournalismus festzumachen, wäre ziemlich überheblich.
Manchmal, aber wirklich nur manchmal, beschleicht mich das Gefühl, über das Thema Qualitätsjournalismus redet eine Handvoll Top-Journalisten aus Politik und Wirtschaft mit bangem Blick auf ihre Kontoauszüge. Oder, um sich selbst auf die Brust zu klopfen.
Schwierige Zeiten für Journalisten? Wenn man sich die rapide fallenden Auflagenzahlen anschaut, das traurige Ableben der Financial Times Deutschland, die Insolvenz der Frankfurter Rundschau oder die Westfälische Rundschau, wo man die gesamte 120 Personen-Redaktion vom Titel entleibt hat, wenn man all die düsteren Nachrichten liest, dann muss einem um die Zukunft der Zeitung Angst und Bange werden.
Wenn man jedoch zu sehr auf die Soll-Spalte der Medienbilanz schaut, dann verdeckt dies schnell den Blick dafür, dass im Journalismus ein Umbau und kein Abbau vonstatten geht. Der Journalismus stirbt nicht, er verändert sich nur.
Der alte Journalismus ist siech, scheint – technologisch und inhaltlich – aus der Zeit gefallen. Verabschieden müssen wir uns von dem verbeamteten Journalismus früherer Tage. Von einem Journalismus mit 36-Stunden Woche, automatischen Dienstaltersstufen, üppigen Gehältern, voller Reisekassen, starrem Ressortdenken, überschaubarer Arbeit. Dieser Lou Grant-Journalismus ist passé, er wird auch nicht mehr wiederkommen.
Aber der Medienumbruch unserer Tage und die Krise althergebrachter Medien gebiert
Eine Meldung ist in den letzten Tagen ein wenig untergegangen: Rupert Murdoch, der australische Medien-Tycoon macht seine Internet-Tageszeitung The Daily dicht. Am 15. Dezember ist Schluss.
Mit viel Aplomb war dieses Projekt Anfang 2011 gestartet, es sollte der Siegeszug der ersten rein digitalen Tageszeitung sein. Für die ganze Welt. Pustekuchen.
Murdochs Scheitern ist zweifach interessant. Zum einen zeigt sich, dass die Übertragung einer Printgewohnheit ins Online so einfach nicht funktioniert. Zum anderen, dass selbst der dickste Geldbeutel noch lange keinen Erfolg garantiert.
Das deckt sich auch mit der Erfahrung hierzulande. Wenn deutsche Verlage im Internet Geld verdienen, dann mit nicht-journalistischer Ware. Mit klarem Blick und Verstand bleibt festzuhalten:
Die Zeitschriften-Branche durchläuft in diesen Monaten einen radikalen Wandel und befindet sich mitten in einem epochalen Umbruch. Ein Umbruch, möglicherweise nur der Gutenberg-Revolution vergleichbar.
Im ersten Halbjahr 2012 hat dieser Wandel merkbar an Fahrt aufgenommen. Die Fragen werden drängender: Kann Print überleben? Wie wird die Branche sich entwickeln? Wie werden Zeitschriften in der Zukunft aussehen?
Nachstehend der Versuch eines Ausblicks, nach Stichworten geordnet. Jeder Satz, wie könnte es anders sein, hochsubjektiv und immer aus persönlicher Sichtweise. Und voller Demut stets im Bewußtsein, dass niemand die Zukunft vorher sagen kann.
Aber nach immerhin über 30 Jahren Print-Erfahrung entwickelt man so ein Bauchgefühl für die Trends:
A wie Anzeigen. Die Anzeigenumsätze sind weg – und sie kommen
Die beste Zeitschrift der Welt? Schwierig! Das beste Frauenblatt auf diesem Globus? Einfacher! Ich tippe auf Cosmopolitan.
Die Lektüre für die Frau von heute zeigt sich ganz auf der Höhe der Zeit: Karrieretipps, Gesundheitsthemen, viel Beziehungskram Auch Sex, stets pikant, aber alles noch im gutbürgerlichen Rahmen.
Nicht nur in den Vereinigten Staaten hat dieses Magazin für Furore gesorgt, auch die 58 Lizenzausgaben von Finnland bis Malaysia zeugen davon, wie überzeugend die Cosmo das Lebensgefühl junger, moderner Frauen ausdrückt.
Dass Cosmo so gut ist wie sie ist, verdankt sie vornehmlich einer Frau. Helen Gurley Brown. Unglaubliche
Das hübsche Magazin, das auf den Namen Playboy hört, ist eine Ikone am Zeitschriftenmarkt. Es hat ganze Generationen vergnügt, weil man Freizügigkeit nicht nur erotisch definierte. Auch vielerlei Rebellen – politische und literarische – fanden sich auf den Seiten des Hochglanzblattes. In hitzigen Interviews, schnellen Reportagen oder versierten Buchtipps.
Doch heute greifen immer weniger Käufer zu dem Nackedei-Blatt. In den wilden 70er Jahren gingen in den USA von dem Magazin noch mehr als 7 Millionen Hefte über – oder unter – die Ladentheke. Heute wird nur ein Bruchteil davon verkauft.
Dem Gründer Hugh Hefner, der tagsüber gerne im Bademantel aufläuft und von Blondinen eskortiert wird, die es vielleicht auf ein Viertel seines Alters bringen, flutscht das Magazin mehr und mehr aus den Händen. Und vielleicht kommt ja auch Private Equity-Geld ins Spiel oder ein Hedge Fonds, und eine Heuschrecke frißt dann das arme Häschen.
Doch Mitleid kann man sich sparen. Denn es gibt kaum eine Zeitschrift, die so wenig
Wenn man sich die Medienlandschaft in den USA einmal betriebswirtschaftlich anschaut, dann kriegt man schnell Pickel. Man fasst sich an den Kopf, man wundert sich über dieses Tollhaus!
In den Vereinigten Staaten wird zwar leidenschaftlich über Paid Content für Online-Angebote diskutiert, aber den Content für Print-Produkte gibt man für’n Appel und ein Ei an seine treuen Leser.
Eine gute Zeitschrift in den USA kostet heutzutage im Abonnement 10 Dollar, das sind knapp 8 Euro. Wohlgemerkt, dies ist nicht der Preis für ein einzelnes Heft, sondern der Preis für ein ganzes Jahr. 12 Hefte für 8 Euro. Inklusiv Versandkosten.
So verlangt SmartMoney (vom Wall Street Journal), das eigentlich FewMoney heißen müsste, 10 Dollar für 12 Ausgaben. Das kultige Jugend- und Kulturmagazin Rolling Stone stellt bescheidene 39,96 Dollar für 78 Ausgaben in Rechnung.
Esquire – in dem Heft für den gehobenen Stand hat schon Maestro Hemingway geschrieben – gibt es zum heran nahenden Osterfest noch günstiger. Die glanzvolle Kultur- und Lifestyle-Postille kostet lediglich
Anfang der 90er Jahre. Der ECON Verlag besinnt sich auf seine Wurzeln, auf das Themengebiet Wirtschaft und Management. Mit neuen Büchern und Buchreihen. Dafür hat Verleger Hero Kind mich nach Düsseldorf geholt. Aber wir wollen auch ins Non Book-Geschäft diversifizieren.
Seminare und Kongresse. Diese Ausweitung des Geschäftes erscheint uns als logische Fortsetzung des Verlegens. Warum nicht all die Starautoren des Verlages für einen Tag nach Düsseldorf holen und vor Publikum über ein Thema reden? Die Idee ist geboren. Hero Kind, ein Mann mit spontanen Einfällen und Geistesblitzen, hat direkt auch die Überschrift parat: der ECON Zukunftstag.
Das Monatsmagazin Capital – in jenen Tagen unter Johannes Gross und Rolf Prudent, das Elitemedium in der Wirtschaft – steigt als Medienpartner ein. Der Kieler Designer Klaus Detjen entwirft ein einprägsames Logo, das in die Höhe gereckte Piktogramm-Männchen, farbenfroh und stark. Empowerment, werden die Amerikaner diese Haltung Jahre später nennen.
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