John Naisbitt und Wolfgang Stock, Velden am Wörthersee, September 2016.

Er ist der bekannteste Trendforscher weltweit, er hat ein ganzes Genre begründet, John Naisbitts Bücher sind in 57 Sprachen übersetzt. Allein sein Bestseller Megatrends aus dem Jahr 1982 hat sich weltweit über 14 Millionen Mal verkauft. In den späten 1980er Jahren wurde mir bei ECON die Ehre zuteil, Johns Bücher Megatrends 2000Megatrends for Women und Global Paradox zu verlegen. Seitdem sind wir gut befreundet.

Ich habe John und seine Ehefrau Doris einige Male in ihrer Sommerresidenz am Wörthersee besucht. Seit der US-Amerikaner die Österreicherin Doris geheiratet hat, hat sich sein Lebensmittelpunkt von den Vereinigten Staaten nach Europa verlagert. Entweder nach Velden oder in ihr atemberaubendes Penthouse in der City von Wien.

Das Thema der letzten Jahre ist Asien gewesen. Doris und John Naisbitt sind zwei profunde Kenner Chinas. John und Doris waren mittlerweile 45 Male im Lande, er hat zwei Professuren an chinesischen Universitäten inne gehabt und hat die Elite des Landes vom Präsidenten abwärts bis zu den Provinzsekretären der Partei gekannt.

John Naisbitt ist vor allem ein fleißiger Faktensucher. Zwar fließen die Sätze in seinen Bücher flott und unterhaltsam dahin. Was jedoch in seinen Büchern und Aufsätzen so leicht und locker daher kommt, bedeutet in Wirklichkeit monatelange mühevolle Kleinarbeit. Wenn der bärtige Amerikaner aus Utah recherchiert, dann lange und sehr gründlich.

Und John recherchiert nicht nur in Büchern oder anderen Veröffentlichungen, sondern er begibt sich am liebsten vor Ort, spricht mit den Protagonisten, will seine Kenntnis aus erster Quelle. Sicherlich ist es einfacher für einen Weltautoren wie ihn, um die halbe Welt zu jetten und Termine bei der ersten Riege zu bekommen. Bei Ministern, Präsidenten und Wissenschaftlern.

Den Begriff Megatrend hat er erfunden, ebenso wie er im gleichnamigen Buch den Terminus Globalisierung populär gemacht hat. Sympathischerweise gehört John keiner ideologischen Denkrichtung an, er sieht die Welt undogmatisch mit gesundem Menschenverstand, radikal von der Mitte aus, wie der Amerikaner, der auch Regierungserfahrung in Washington hat, stets betont.

Im Jahr 1994 veröffentlicht John ein kluges Buch, das sich mit der Globalisierung befasst. Global Paradox. In diesem Buch beschreibt er genau, wer die Gewinner des globalen Wettbewerbs sein werden (China, Asien, Lateinamerika), welche Kräfte die Globalisierung antreiben (Telekommunikation, Handel, Tourismus) und welche Widersprüche sich in diesem Prozess auftun.

Der Trendforscher macht aufmerksam auf das Paradox, dass einerseits global gedacht wird, es gleichzeitig jedoch zu einem Erstarken der kleineren wendigen Einheiten kommt. Alles ist genau so eingetroffen. Globalisierung, das war Naisbitts Lebensthema. Was sich heute an Reibungen

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