Tipps und Infos rund ums Schreiben und Verlegen

Kategorie: Autoren Seite 4 von 6

Hilfe, der Verlag macht zu wenig Marketing für mein Buch!

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Selten habe ich Autoren erlebt, die mit dem Marketing für ihre Bücher zufrieden gewesen sind. Da spielen enttäuschte Hoffnungen die Hauptrolle. Das Werk ist unter viel Schweiß geschrieben worden, Autor und Lektor sind von der Qualität überzeugt, aber in den Regalen des Handels liegt das fertige Buch wie Blei. Der Schuldige ist schnell zur Hand: das Marketing.

Dabei hegen viele Autoren eine – ich sage es höflich – romantische Vorstellung von Marketing. Es wird geträumt von einer Seite im SPIEGEL, einer großen Anzeige in der ZEIT, am liebsten gar ein TV-Spot vor der Tagesschau wie bei Dirk Rossmann. Doch so läuft Bücher-Marketing nicht. Und man sollte auch nicht glauben, in den Werbeabteilungen der Verlage säßen lauter Luschen, die von morgens bis abends Däumchen drehen.

Das Gegenteil ist richtig: Im Marketing der Verlage sitzen Kollegen und Kolleginnen, die das Metier von der Pike auf studiert haben und aus ihrem Arbeitsalltag genau wissen, was funktioniert und was nicht. So weiß selbst ich als Programmplaner aus schmerzlicher Erfahrung: Radiospots verpuffen, Anzeigen in großen Zeitungen bleiben flüchtig, TV im Kosten/Nutzen-Verhältnis jenseits von Gut und Böse.

Richtig gutes Verlagsmarketing in Deutschland sind hauptsächlich Handelsmarketing und Maßnahmen am PoS (Point of Sale). Also alle Werbe- und Verkaufsaktivitäten dort, wo die potentiellen Käufer zu finden ist. In den Buchhandlungen. Und Deutschland kann mit Stolz darauf verweisen, mit die beste Buchhandels-Infrastruktur weltweit zu besitzen. Quantitativ und qualitativ. Wenn Sie es nicht glauben, dann suchen Sie mal in San Francisco eine Buchhandlung.

Handelsmarketing funktioniert beim Buch nachweislich. Die 5.000 Buchhandlungen in Deutschland kennen ihre Kunden, ihre Wünsche und können verkaufen. Sie sind der Transmissionsriemen. Ohne den Handel einen Bestseller zu bauen, schwierig bis unmöglich. Dies wissen natürlich auch die Buchhändler und lassen sich ihre Dienste gut bezahlen. Was für einen Außenstehenden wie die Nettigkeit eines Buchhändlers aussieht, ist meist eine vom Verlag bezahlte Verkaufsmaßnahme.

Ein Schaufenster mit der Buchpräsentation (muss bezahlt werden), ein Verkaufstisch, über den man in der Buchhandlung stolpert (bezahlt), Stapel-Präsentation (bezahlt), Auslage direkt neben der Kasse (heftig bezahlt). In den Buchhandlungen – jedenfalls in denen, wo die Musik spielt – regieren schon seit Jahren knallharte Betriebswirte, die sich wenig um Inhalte und Schöngeistiges scheren. Vielmehr geraten sie in helle Verzückung, wenn sie anhand ihrer Excel-Tabellen für jede Ecke den Umsatz pro Quadratmeter berechnen dürfen.

Man verstehe mich nicht falsch. Ich sage nicht, das ist schlecht oder gut. Es ist halt so. Und es funktioniert in der Regel. Für einen Autor ist diese Art von Marketing leider nicht sichtbar – und sexy ist sie gerade auch nicht. Denn eine Seite im SPIEGEL kann man bei der Familienfeier zufällig auf dem Wohnzimmertisch aufgeschlagen lassen, während ein Verkaufsposter in einer Buchhandlung am anderen Ende Deutschlands keinen vom Hocker reißt.

Damit der Buchhändler sich für einen Titel voll ins Zeug legt, muss ein Verlag ordentlich vorlegen. Die Aktionen – koordiniert vom Verlagsvertreter und dem Key Account – werden unterstützt von Displays, Verkaufs-Boxen, Verkaufsmöbeln, Leseproben, Plakaten. Zusätzlich erhält der Händler neben dem üblichen Rabatt reichlich 12/10 Partien-Stücke (der Verlag liefert 12 Exemplare, nur 10 werden der Buchhandlung berechnet). Wenn der Händler gut verhandelt, dann kriegt er auch noch einen WKZ, einen sogenannten Werbekostenzuschuss, vulgo: Kohle. 

Das alles geht kräftig ins Geld. Deshalb können nur Groß- und solvente Mittelverlage sich solch ein Marketing-Feuerwerk leisten. Kleinverlage geraten ins Hintertreffen. Doch selbst bei den Großverlagen kommen die kostspieligen Handelsaktionen bei weitem nicht jeder Neuerscheinung zuteil. Nur ganz wenige Bücher, die im Vornherein als Spitzentitel auserkoren wurden, dürfen sich darüber freuen. Oder Titel, hier liegt die Chance der Newcomer, die vom Handel in unerwartet hohen Stückzahlen vorbestellt werden. 

Etwa 10 Prozent seiner Gesamterlöse kann ein gesunder Verlag für Marketing kalkulatorisch ausgeben. Das ist für solch eine kleinteilige Branche wenig, prozentual und absolut. Bei solch schmalen Budgets bleibt als einziger Ausweg: Fokussierung. Am effektivsten ist

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Wie lange braucht ein Verlag wirklich, um ein Manuskript zu prüfen?

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Wie viel Zeit braucht ein gutes Verlagshaus, um ein unaufgefordert eingesandtes Manuskript zu prüfen? Sollten Sie nach 3 Monaten nichts von uns gehört haben, so passt Ihr Buchmanuskript leider nicht in unser Programm. So, oder so ähnlich, liest man auf mancher Homepage der Verlage. Leider können wir wegen der Vielzahl der Einsendungen keine Manuskripte zurücksenden oder individuelle Einschätzung mitteilen.

So weit, so gut. Drei Monate, uff! Der Verweis der Verlage auf die Monatsfristen suggeriert ein wenig, dass man sich intensiv mit den vielen Manuskripten befassen müsse, deshalb die lange Zeitspanne. Doch Hand aufs Herz, wie lange brauchen die Lektorate in den großen Verlagshäusern tatsächlich, um die Qualität eines Titel zu beurteilen?

Versuchen wir es einmal mit mathematischer Logik. Wir haben damals im Verlag rund 20 Vorschläge am Tag erhalten. Wenn man – sagen wir mal – pro Manuskript eine Stunde Prüfzeit ansetzt, dann benötigt man für die Manuskripte eines Tages 20 Stunden Prüfzeit. Bei 8 Stunden Arbeitszeit wären also 2 bis 3 Lektoren damit ausgelastet, von morgens bis abends Manuskripte zu prüfen. Sie merken schon, es wird kurios.

Ein Lektor hat vielfältige Aufgaben: Er muss Programme zusammenstellen, Verlagsautoren betreuen, die Novitäten lektorieren, Herstellung anleiern, Marketing koordinieren, mit dem Controlling im Clinch liegen, Pressearbeit anstossen, Messen besuchen, mit Journalisten sprechen, sich weiterbilden. Für die Beurteilung von unaufgeforderten Neulings-Projekten bleibt so gut wie keine Zeit. Sagen wir sehr großzügig: 5 Prozent der Arbeitszeit eines Lektors bleiben für die Begutachtung von Einsendungen.

Um das eingangs genannte Beispiel aufzugreifen: Einem Lektor blieben also pro Tag 24 Minuten Zeit für die Prüfung von 20 Manuskripten. Und dazu muss man wissen, dass Verlagslektorate sehr schmal besetzt sind. Da laufen keine fünf Lektoren für ein Fachgebiet rum, höchstens einer, allenfalls zwei. So sieht die Rechnung aus, und die Wirklichkeit nicht viel anders.

Die Vorstellung, ein Lektor würde sich eine Stunde in die Prüfung eines unaufgefordert zugeschickten Manuskriptes reinbeißen, ist weltfremd. Ein Lektor schaut sich bestenfalls ein Kurz-Exposé an, beim Manuskript die Gliederung, liest vorne, in der Mitte und am Schluß ein wenig, schaut auf die Vita des Autors – und hat dann sein Urteil. So läuft es ab. Bestenfalls. Um nicht zu sagen, die Ausnahme.

Denn ein Lektor im Verlag ist eine Fachperson mit Erfahrung. Ähnlich einem Musik-Experten, der schon nach den ersten Takten merkt, ob jemand wirklich Klavier spielen kann. Genauso gut erkennt ein versierter Lektor, ob ein Manuskript etwas taugt oder nicht. Ob es von Stil und Aufbau gut ist, oder nicht. Ob es ins Programm passt, oder nicht. 

Ein erfahrener Lektor, das Manuskript vor sich, weiß schon nach Lesen der ersten Seite, wie der Hase läuft. Ich behaupte mal ganz frech, schon

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Wie finde ich einen guten Literaturagenten?

Ein Blick hinter die Kulisse. Subjektive Betrachtungen von Wolfgang Stock; Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Ohne einen Literaturagenten läuft im heutigen Buchgeschäft wenig bis nichts. Wenn ein Newcomer einen Verlag sucht, dann ist eine Agentur in unseren Tagen das beste Einfallstor zur Veröffentlichung. Nur noch bei Kleinverlagen kann man sich direkt bewerben, bei Großverlagen geht so gut wie alles über eine Literaturagentur. Die Erfahrung und die Kontakte einer Agentur sind für einen Autor nicht mit Gold aufzuwiegen.

Dabei hat das Profil eines Literaturagenten in jüngster Vergangenheit einen grundlegenden Wandel durchlaufen. Noch heute findet man die klassischen Literaturagenten wie den Münchner Michael Meller oder Peter Fritz aus Zürich, deren Hauptaufgabe darin besteht, Autoren und ihre Bücher zu vertreten. Diese versierten Makler sorgen beispielsweise dafür, dass ein US-amerikanischer Autor in einem deutschen Verlagshaus bestmöglich (was für den Verlag meist heißt: teuer) untergebracht wird.

Doch hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten das Arbeitsfeld eines Literaturagenten merklich verschoben. Aufgrund der Sparpolitik der Verlage und des Trends zum Outsourcing haben sich die meisten Literaturagenturen zu einem „vorgelagerten Lektorat“ der Buchverlage entwickelt. Insofern wundert es nicht, dass viele ehemalige Lektoren –  nolens volens auf Literaturagent umgesattelt haben.

Die meisten Agenturen haben sich über die Jahre spezialisiert. Die einen auf Kinderbücher, die anderen auf Sachbücher. Eine Agentur mit Profil in Belletristik, die andere steht schwerpunktmäßig für Ratgeber. Jeder Verlagssuchende muss deshalb die richtige Agentur für sein Projekt auskundschaften. Ein gutes Manuskript an die falsche Agentur zu senden, erzeugt nur Frust auf beiden Seiten. Deshalb heißt es zunächst sich schlau machen, forschen, nachfragen und googeln.

Immer mehr Agenten werden auf dem Buchmarkt aktiv, denn der Trend zur Verschlankung der Verlagslektorate geht munter weiter. Die meisten Agenten und Agentinnen kommen aus den Verlagen, sind langjährig erfahrene und hochqualifizierte Lektoren. Mit besten Verbindungen. Für verlagssuchende Autoren ist dieser Wachstumstrend der Literaturagenturen gleich ein zweifacher Vorteil.

Denn wenn ein Markt stetig wächst, nehmen auch Segmentierung und Spezialisierung zu. So ergibt sich die wachsende Möglichkeit, jene Agentur herauszufiltern, die haarklein zum Profil meines Projektes passt. Zum anderen kann ich versuchen, bei kürzlich gegründeten Agenturen unterzukommen. Die Fachmedien BuchMarkt oder Börsenblatt berichten vielmals über diese Neugründungen. 

Bei der Suche kann übrigens auch ein Heimspiel nicht schaden. Wenn die Agentur an meinem Wohnort arbeitet, sollte dies kein Nachteil sein. Denn es gilt ja, eine Beziehung aufzubauen. Jeder Anknüpfungspunkt ist recht. Oder ich schaue mir das CV des Agenten an. Gibt es Überschneidungen? Gleicher Geburtsort? Ähnliches Studienfach? All das kann nicht schaden, die ersten Fäden einer Kommunikation müssen geknüpft werden.

Ich habe für diese Kolumne bei mir befreundeten Literaturagenten nachgefragt, welche Tipps sie geben können, jenseits von Qualität des Manuskriptes und vernünftigem Exposé. Hier im O-Ton ein paar Anregungen der Agenten:

  • Schon im Betreff der E-Mail klar machen, um was für ein Projekt es sich handelt. Da sollte also nicht stehen: Mein Buch, sondern so etwas wie: Tot auf dem Oktoberfest, Krimi aus München. Die wenigsten machen das.
  • Oft kapiert man selbst beim Anschreiben nicht, worum es geht. Die Autoren müssen es schaffen, im Anschreiben ihr Projekt in zwei, drei Sätzen zu beschreiben.
  • Eine Frage möchte ich als Literaturagent bei jedem Buchvorschlag beantwortet bekommen: Warum Sie als Autor genau zu diesem Projekt passen. Wenn im Sachbuch die Absenderkompetenz nicht stimmt, ist selten was zu machen. 
  • Daran denken, dass die eigene Vita zum Buchprojekt passen muss. Verlage veröffentlichen nicht Bücher, Verlage veröffentlichen Kompetenz. Ein Arzt, der ein Philosophie-Buch schreibt, macht wenig Sinn. Noch schlimmer ist es umgekehrt.
  • Die Kompetenz eines Autors muss nachweisbar sein. Wer einen Lehrstuhl oder eine eigene Fernsehsendung hat, ist im Vorteil.
  • Ein Autor sollte mal im stillen Kämmerlein für sich versuchen, einen Werbeslogan für sein Buch zu entwerfen. Da bekommt er ein Gefühl für die Vermarktung. Oder auch nicht.
  • Generell gilt die Empfehlung, dass sich die Leute im Buchhandel umschauen sollten, richtig vor Ort, und prüfen, ob es überhaupt ein Regal für ihr Projekt gibt.
  • Ein potenzieller Autor kann bei einem Buchhändler zu seinem Thema nachfragen. Die Sortimenter wissen eine Menge und müssen das Buch schließlich auch verkaufen.

Man sieht, gute Literaturagenten arbeiten nicht nach bon gusto, sondern klopfen Projekte nach Kriterien ab. Inhaltliche Qualität und eine erstklassige Umsetzung reichen da nicht aus, sie sind die selbstverständliche Grundlage. Darüber hinaus muss man Klarheit schaffen, ob es einen Markt und genug Käufer gibt für das Projekt.

Für den Verlagssuchenden ist die Arbeit mit einem Literaturagenten risikolos. Seriöse Agenten arbeiten ausschließlich auf Erfolgsbasis. Sie erhalten eine prozentuale Beteiligung an den Tantiemen eines Autors. Erst wenn ein Autor ein Honorar vom Verlag erhält, rechnet

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10 Fehler beim Anschreiben, die Neulinge auf Verlagssuche gerne machen

Wolfgang Stock
Autoren-Brief
Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Als Autor haben Sie schon einiges geschrieben. Mit gutem Zuspruch. Zum großen Glück fehlt nur noch ein guter Verlag. Die Erfolgsformel, wie man sein Manuskript bei einem etablierten Verlagshaus unterbringt, kann Ihnen keiner verraten. Ich auch nicht. Denn es gibt sie nicht. Sonst könnte es ja auch jeder machen. 

Allerdings kann man den Sachverhalt umdrehen. Ich möchte auf ein paar Fallen aufmerksam machen, in die Neulinge bei der Suche nach einem guten Verleger schnell hineinfallen. Nachstehend 10 Fehler, die nach meiner Erfahrung von Verlagssuchenden alleine beim Anschreiben gerne gemacht werden.

  1. Unpersönliche Anrede. Wer sein Anschreiben schon mit Sehr geehrte Damen und Herren oder Wertes Lektorat oder Hi, zusammen anfängt, oje, oje. Da weiß man direkt, hier hat sich keiner der Mühe unterzogen, den richtigen Ansprechpartner ausfindig zu machen. Da darf man sich nicht wundern, wenn es auch eine Standardantwort mit Textbausteinen gibt. Oder gar keine Reaktion.
  2. Ein Anschreiben voller Fehler. Falsche Zeichensetzung, orthografische Patzer, Schnitzer im Adressfeld. Wer macht denn sowas? Keiner, sollte man denken. Kommt aber oft genug vor. Mehr als man denkt.
  3. In der Masse untergehen. Im Verlag haben wir damals einige Dutzend Manuskriptangebote unaufgefordert erhalten. Am Tag. Es schadet nicht, mit dem Anschreiben ein wenig aus der Masse herauszuragen. Wie? Ihrer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
  4. Zu lang. Ein Anschreiben ist die Eröffnung einer Kommunikation. Lange Rede über den Inhalt des Manuskriptes, Auslassungen zur eigenen Biografie – sollte man sich sparen. Findet der Lektor woanders. Kurz und auf den Punkt. Schwadronieren ist Unsicherheit.
  5. Ein langweiliger erster Satz. Hiermit biete…, oder Ich möchte Ihnen…Gähn, gähn. Beginnen Sie stattdessen Ihr Anschreiben doch mit einem ehrlichen Lob! Seit langer Zeit beobachte ich Ihre kluge Publikationsstrategie. Oder: Ihr Herbstprogramm war große Klasse.
  6. Sich selbst überhöhen. Sein Manuskript im Anschreiben als den neuen Mega-Seller anzupreisen, ist amateurhaft. Eindruck schinden wollen, das merkt ein Lektor sofort. Da fällt mir der schöne Witz ein von den drei Friseuren, die ihre Läden in Manhattan in einer Strasse direkt nebeneinander haben. Der beste Friseur in Manhattan hat der erste aufs Firmenschild geschrieben. Der beste Friseur in ganz New York, hat sein Nachbar, der zweite Friseur, im Schaufenster gekontert. Und welches Werbeschild hängt der dritte Friseur auf? Der schreibt: Der beste Friseur in dieser Strasse. Wunderbar! Es reicht vollkommen, wenn Sie der beste Friseur in der Strasse werden.
  7. Zu wenig Selbstbewusstsein. Wenn Sie im Anschreiben wie ein kleines Licht auftreten, werden Sie keinen Verlag hell leuchten lassen. Selbstbewusst, aber nicht überheblich! Klar, ein schmaler Grat. Wenn Sie jedoch beispielsweise schreiben: Ich habe bisher im Self Publishing veröffentlicht, mit guten Verkaufszahlen, dann hebt Sie das schon aus den Bewerbern heraus, ohne aufgeblasen zu wirken.
  8. Schlechtes Exposé. Ein stimmiges Exposé ist die Visitenkarte. Eine knappe Übersicht über das Projekt. An anderer Stelle von Autoren-Brief steht dazu Ausführliches.
  9. Der Autor als Problemlöser. Sie müssen dem Verlag Freude bereiten, nicht umgekehrt! Diesen mentalen Shift sollten Verlagssuchende einmal durchspielen, dann fällt vieles leichter: Anschreiben, Exposé, Argumentation, Auftreten. Ist so ähnlich wie bei Job-Bewerbern, die dem Chef sagen Es würde mir Spass machen, in Ihrer Firma zu arbeiten. Falsche Perspektive! Spass sollte der haben, der zahlt.
  10. Danke. Zum guten Schluss des Anschreibens. Welch ein magisches Wort! Es wird zu oft vergessen. Danke für Ihre Mühe. Oder: Vielen Dank für Ihre Unterstützung. So wie der erste Satz des Anschreibens die Melodie der Kommunikation legt, so klingt ein letzter guter Satz lange nach.

Wahrscheinlich gibt es noch mehr Punkte. An dieser Stelle, demnächst. Vielen Dank, dass Sie diese Kolumne gelesen haben. Ich hoffe, Sie haben die eine oder andere Anregung mitgenommen.

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Ist die Buchmesse für Neulinge geeignet, um mit Verlagsleuten in Kontakt zu kommen?

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Mitte Oktober findet sich ein heiliges Datum im Terminkalender aller Verlagsmenschen. Die Frankfurter Buchmesse. Die halbe Verlagswelt trifft sich dann für eine knappe Woche in der Main-Metropole. Diese Tage sind seit jeher ein riesiges Fest des Buches und der Autoren. Etwas kleiner und lockerer gibt es das Ganze im März zur Frühjahrsmesse dann auch in Leipzig. Haben Neulinge und Verlagssuchende da ein Chance, mit Verlegern und Lektoren in Kontakt zu treten und einen Verlag für ihr Projekt zu finden?

Grob gliedert sich die Frankfurter Buchmesse in zwei Hälften. Der Mittwoch und der Donnerstag sind für Fachbesucher vorbehalten, das Wochenende von Freitag bis Sonntag ist auch für das allgemeine Publikum geöffnet. Fachbesucher sind zum Beispiel Verlagsangehörige, Buchhändler, Autoren, Presse, Drucker und Hersteller. Anders als die Frankfurter Buchmesse ist die Messe in Leipzig eine reine Publikumsmesse ohne diese feine Unterscheidung. 

Früher dauerte die Messe noch zwei Tage länger, da ging es von Dienstag bis Montag. Doch der Charakter ist geblieben: Ein Treffpunkt von Verlagsleuten, die fleißig arbeiten, ihr Netzwerk verbreitern und sich obendrein ein wenig feiern lassen. Lohnt es sich da für einen Novizen, mit dem Manuskript unter dem Arm, die Verlagsstände abzuklappern mit dem Versuch, Verleger und Lektoren ins Gespräch zu ziehen?

Die Frankfurter Buchmesse ist in erster Linie eine Arbeitsmesse. Ich habe etwa 20 Messen auf dem Buckel und weiß, wovon ich rede. Der Terminkalender eines Lektors ist von morgens bis abends im Halbstunden-Takt, wenn nicht gar auf die Viertelstunde herunter gebrochen, von oben bis unten rappelvoll. Termine mit Autoren und Buchhändlern, Verhandlungen mit Literaturagenten, die Vorstellung der Herbst-Novitäten, der Austausch mit Kollegen aus Übersee, Interviews und Hintergrundgespräche mit Journalisten.

Dazu Termine, die man gerne macht. Den Autor im Hotel abholen, den US-Gast zum Flughafen bringen. Durch eine glückliche Fügung konnte ich meist für mein Auto einen Presse-Parkplatz direkt auf dem Messegelände ergattern, und so blieben die Fahrdienste für den gesamten Verlag oft an mir hängen. Top-Autoren durch das Frankfurter Verkehrsgetümmel zu chauffieren und mit ihnen zu plaudern, wunderbare Stunden. Hoffentlich für die Autoren auch.

Wie auch immer, voller Terminkalender und stets höchste Konzentration, da ist man am späten Nachmittag schlaff wie ein nasser Sack. An den ersten Messe-Abenden schafft man vielleicht noch den einen oder anderen Abendtermin (der bis in die frühen Morgenstunden gehen kann), ein Festessen, einen Verlagsempfang, eine Party. Todmüde fällt man um drei Uhr in sein Hotelbett und steht am nächsten Morgen um neun Uhr frisch rasiert und mit einem Lächeln im Gesicht am Messestand.

Und dann fängt das ganze Procedere im Viertelstunden-Takt wieder von vorne an. In dieser Situation braucht ein Lektor und ein Verleger einen starken Espresso nach dem anderen. Am allerwenigsten braucht man hingegen

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Was ist der optimale Preis für mein Buch?

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Der optimale Preis für mein Buch? Darauf gibt es eine kurze Antwort: gibt’s nicht. Der Preis ist für viele oft Glückssache. Das Problem ist, dass es ein Buch nicht gibt. Es gibt Hardcover, Taschenbücher, wissenschaftliche Literatur. Bücher mit breiter oder solche mit spitzer Zielgruppe. Bücher von bekannten Autoren und solche von Newcomern.

Insofern können wir uns dem Thema nur nähern. Zunächst gibt es eine betriebswirtschaftliche Betrachtung. In den klassischen Verlagskalkulationen macht die gesamte technische Herstellung etwa 15 Prozent der Gesamtkosten aus. Wenn man für sein Projekt also die Kosten für Satz und Druck zusammenrechnet und durch die avisierte Auflage teilt, erhält man den Betrag Herstellkosten pro Exemplar. Sagen wir 2,20 €. Diesen Betrag können wir mit dem Hebesatz 7 (ca. 15 % von 100) multiplizieren, dann kriegen wir einen möglichen Verkaufspreis. In diesem Fall 15,40 €. Ab diesem Preis, so die Daumenregel, kann ich Gewinn erzielen. Darunter, eher Verlust.

Diese rein kalkulatorische Betrachtung wird einem Projekt natürlich nicht gerecht, zumal jeder Verleger andere Kostenstrukturen hat. Zu unterschiedlich sind zudem die Zielgruppen und Auflagenhöhen. Wissenschaftliche Literatur ist teuer. Fachliteratur, die man ja meist von der Steuer absetzen kann, ebenso. Wer jedoch als Selfpublisher beispielsweise pro Exemplar lediglich den doppelten Druckpreis nimmt, rennt in eine Falle. Sobald ein Barsortimenter oder Einzelhändler das Buch bestellt und 50 Prozent Rabatt anfallen, bewegt er sich im roten Bereich.

Zum Thema Preistest. Ich habe in meinem Berufsleben einige Male Preistest durchgeführt. Das geht so: Als Fachverleger versendet man vor Veröffentlichung eine Offerte an – sagen wir – 300 Stammkunden für Pre-Order. Stückelt aber. 100 Kunden erhalten das Angebot für 19,90 €, weitere hundert für 29,90 € und nochmals hundert Kunden eine Offerte über 39,90 € für das gleiche Buch. Erstaunlich, dass bei all meinen Preistests im Prinzip immer das gleiche herauskam. Die höchste Bestellzahl verzeichnete der kleinste Preis, den höchsten Umsatz (Stückzahl mal Preis) allerdings der höchste Preis. Also: 5 Bestellungen zu 39,90 € erzielen mehr Einnahmen als 8 Bestellungen zu 19,90 €. Und dies bei weniger Kosten.

Als grobe Hausnummer: Wenn ich hohe Stückzahlen verkaufen will (zu Lasten der Rendite), dann niedriger Preis. Wenn ich auf den Gewinn (den ein Verlag Deckungsbeitrag nennt) achten muss, dann eher hoher Preis. Dies aber auch nur pi mal Daumen. Eines scheint mir jedoch wichtig:

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Ein Treffen mit Tom Wolfe

Tom Wolfe: Die neue Welt des Robert Noyce.

Von allen Autoren, die ich betreuen durfte, ist er der beste Stilist gewesen. Als Schreiber kam keiner an ihn heran. Der Abstand zum nächsten war riesengroß. Tom Wolfe galt zu recht als einer der ganz Großen der anspruchsvollen Unterhaltungsliteratur.

Der schlanke und stets dandyhaft gekleidete Autor, war der bekannteste Protagonist jener neuen Schreibart, die man New Journalism nennt. Dieser neue Journalismus ist eine Revolution unter damaligen Schreibern gewesen, eine Abrechnung mit der behäbig gewordenen Vätergeneration.

Die Fakten werden in eine packende fiktionale Erzählung eingebaut. Fortan gilt es Szenen zu beschreiben, nicht mehr so sehr Handlungen. Tom Wolfe ist gemeinsam mit Hunter S. Thompson, Michael Herr und Gay Talese einer der Ahnväter des New Journalism. Und der erfolgreichste von allen war Tom obendrein.

Im  Jahr 1990 hatte ich die Ehre, ein Buch von Tom Wolfe zu verlegen: Die neue Welt des Robert Noyce – Eine Pioniergeschichte aus dem Silicon Valley. Ursprunglich war dies 1983 ein langer Aufsatz in Esquire unter dem Titel The Tinkerings of Robert Noyce, und mir kam die Idee, für Deutschland daraus ein kleines Buch zu machen.

Ich hatte Tom Wolfe auf der Buchmesse getroffen und der bestens verdrahtete Literaturagent Michael Meller aus München besorgte nun das Copyright beim Autor auf Long Island. Stolz hielt ich nach einigen Wochen den Lizenzvertrag mit der geschwungenen Unterschrift von Tom Wolfe in Händen.

Bei der Story geht es um die Gründerjahre im Silicon Valley, als Intel-Ingenieur Robert Noyce den integrierten Schaltkreis erfand. Im Halbleitergeschäft hatte die Forschung den Stellenwert, den das Werfen beim Baseball hat; sie macht 60 Prozent des Spiels aus. So großartig beginnt dieser Tom Wolfe seine Geschichte, und er hält wunderbar den Spannungsbogen bis zur letzten Seite. Genial wie Wolfe in dieser kleinen Story die knisternde Atmosphäre der Anfangsjahre in der kalifornischen Computerindustrie rund um San Francisco einfängt.

Er beschreibt eine kleine, heute weitgehend vergessene Episode mit grosser Wirkung, ein Anfang, der die ganze Welt revolutionieren sollte. Wie detailgenau, kenntnisreich und anschaulich Wolfe die eigentlich trockene Materie angeht, das macht ihm so schnell keiner nach. Wer wissen möchte, welche Aufbruchstimmung und welche Begeisterungsfähigkeit die Anfänge des Silicon Valley bestimmten, der sollte sich in dieses Buch fallen lassen.

Tom Wolfe besaß einen eleganten, sehr präzisen Stil, seine Stücke sind immer genau recherchiert gewesen und er verfügte über einen sehr gleichmäßigen Satzrhythmus. Während ein Hunter S. Thompson geschrieben hat wie

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Ein Besuch bei John Naisbitt

John Naisbitt und Wolfgang Stock, Velden am Wörthersee, September 2016.

Er ist der bekannteste Trendforscher weltweit, er hat ein ganzes Genre begründet, John Naisbitts Bücher sind in 57 Sprachen übersetzt. Allein sein Bestseller Megatrends aus dem Jahr 1982 hat sich weltweit über 14 Millionen Mal verkauft. In den späten 1980er Jahren wurde mir bei ECON die Ehre zuteil, Johns Bücher Megatrends 2000Megatrends for Women und Global Paradox zu verlegen. Seitdem sind wir gut befreundet.

Ich habe John und seine Ehefrau Doris einige Male in ihrer Sommerresidenz am Wörthersee besucht. Seit der US-Amerikaner die Österreicherin Doris geheiratet hat, hat sich sein Lebensmittelpunkt von den Vereinigten Staaten nach Europa verlagert. Entweder nach Velden oder in ihr atemberaubendes Penthouse in der City von Wien.

Das Thema der letzten Jahre ist Asien gewesen. Doris und John Naisbitt sind zwei profunde Kenner Chinas. John und Doris waren mittlerweile 45 Male im Lande, er hat zwei Professuren an chinesischen Universitäten inne gehabt und hat die Elite des Landes vom Präsidenten abwärts bis zu den Provinzsekretären der Partei gekannt.

John Naisbitt ist vor allem ein fleißiger Faktensucher. Zwar fließen die Sätze in seinen Bücher flott und unterhaltsam dahin. Was jedoch in seinen Büchern und Aufsätzen so leicht und locker daher kommt, bedeutet in Wirklichkeit monatelange mühevolle Kleinarbeit. Wenn der bärtige Amerikaner aus Utah recherchiert, dann lange und sehr gründlich.

Und John recherchiert nicht nur in Büchern oder anderen Veröffentlichungen, sondern er begibt sich am liebsten vor Ort, spricht mit den Protagonisten, will seine Kenntnis aus erster Quelle. Sicherlich ist es einfacher für einen Weltautoren wie ihn, um die halbe Welt zu jetten und Termine bei der ersten Riege zu bekommen. Bei Ministern, Präsidenten und Wissenschaftlern.

Den Begriff Megatrend hat er erfunden, ebenso wie er im gleichnamigen Buch den Terminus Globalisierung populär gemacht hat. Sympathischerweise gehört John keiner ideologischen Denkrichtung an, er sieht die Welt undogmatisch mit gesundem Menschenverstand, radikal von der Mitte aus, wie der Amerikaner, der auch Regierungserfahrung in Washington hat, stets betont.

Im Jahr 1994 veröffentlicht John ein kluges Buch, das sich mit der Globalisierung befasst. Global Paradox. In diesem Buch beschreibt er genau, wer die Gewinner des globalen Wettbewerbs sein werden (China, Asien, Lateinamerika), welche Kräfte die Globalisierung antreiben (Telekommunikation, Handel, Tourismus) und welche Widersprüche sich in diesem Prozess auftun.

Der Trendforscher macht aufmerksam auf das Paradox, dass einerseits global gedacht wird, es gleichzeitig jedoch zu einem Erstarken der kleineren wendigen Einheiten kommt. Alles ist genau so eingetroffen. Globalisierung, das war Naisbitts Lebensthema. Was sich heute an Reibungen

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Ein Besuch bei Vera F. Birkenbihl

Ihr Bestseller: Stroh im Kopf. Von Vera F. Birkenbihl.

Der Auftrag war klar. Ich wollte Vera F. Birkenbihl als Autorin für den ECON Verlag gewinnen. Der gebürtigen Münchnerin ging eine legendäre Fama voraus: Dutzende erfolgreiche Bücher, Management-Kurse, Kassetten, Vorträge, Auslandslizenzen, sechsstellige Auflagen – Vera Felicitas Birkenbihl war ein hell leuchtender Stern in der Managementliteratur.

Damals war ich ein junger Cheflektor im Düsseldorfer ECON Verlag, keine schlechte Adresse für Autoren in jenen Tagen. Mitte Juli 1992 nahm ich einen zweimotorigen Propeller-Flieger der Gesellschaft Interot von Köln-Bonn nach Augsburg, eine Beechcraft King Air, ausgelegt für 7 Personen. Es wackelte kräftig.

Am kleinen Augsburger Flughafen, der damals noch kleiner war als heute, holte mich Michael Birkenbihl ab. Veras Vater war selbst ein erfolgreicher Autor und Trainer. Sein Train the Trainer galt als Standardwerk in der Ausbildungsbranche. Mit seinem Pick-up und einer bulligen schwarzen Dogge auf dem Rücksitz ging es zwanzig Minuten Richtung Süden, nach Odelzhausen.

Vor einem Einfamilienhaus, ihrem Elternanwesen, begrüsste mich Vera F. Birkenbihl herzlich. Von Statur war sie eher klein, sicherlich ein paar Pfunde zu viel, eine knarzige Stimmlage. Zugleich war sie von einer sympathischen Offenheit und einer Herzlichkeit dem Besucher gegenüber. Zunächst machte sie eine kleine Hausführung. Im Schlafzimmer glich das schmale Bett einer Schreibzentrale. Das Bettlaken war übersät mit Büchern und VHS-Kassetten. Am Fuss des Betts befand sich ein TV-Gerät plus Videorekorder. Um das Bettgestell herum Bücherregale und Kassettenrekorder. 

Im Garten stand ein weißes Wohnmobil, mit dem Vera Birkenbihl zu den Vorträgen fuhr. Sie übernachtete ungern im Hotel, sondern meist in ihrem Wohnwagen, der – wie bei Hollywood-Stars auf Dreharbeiten – zeitgleich als Einsatzzentrale und Rückzugsort diente. Bei ihren Vorträgen mischte sie sich wenig unter Menschen.

Ein Wirbelwind wirbelte uns durch den Tag: Auf dem

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