Tipps und Infos rund ums Schreiben und Verlegen

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Wie schreibe ich einen guten Klappentext für mein Buch?

Wolfgang Stock
Autoren-Brief
Die launige Meinungs-Kolumne.
Gerne zugespitzt. Nicht die Wirklichkeit. Meine Wirklichkeit. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON Verlag.
Foto: Daniel Biskup.

Der Autor setzt unter sein Manuskript das magische Wort Ende. Alles wunderbar. Es fehlt nur noch der Klappentext. Hier tun sich viele Autoren schwer. Denn der Verfasser eines guten Klappentextes muss nun den Marketing-Hut aufsetzen, dies ist für viele Autoren und Autorinnen eine ungewohnte Rolle. Dazu ein paar Anmerkungen und Anregungen.

Bestmögliche Klappentexte sind für den Erfolg wichtig, nicht selten entscheiden sie über Kauf oder Nichtkauf. Mit ihrer Streugenauigkeit sind sie ein unmittelbarer und auch verlässlicher Verkaufstreiber für ein Buch. Ein Klappentext folgt festen Regeln, die sich über die Jahre bewährt haben.

Wenn wir von einem Hardcover mit Schutzumschlag reden, so benötigen wir eigentlich drei Klappentexte. U2, U3 und U4. Damit sind, so Verlagssprache, die jeweiligen Umschlagseiten gemeint. Streng genommen ist die U4 – die Rückseite des Buches – ja keine Klappe, sie spielt jedoch im Konzert der drei Texte einen starkstimmigen Part. Schauen wir uns deshalb das ausführliche Konzept inklusive Schutzumschlag an. Zäumen wir das Pferd von hinten auf.

Die Aufgabe der U4:
Klare Aufgabe der U4 eines Buches ist das Verkaufen. Wenn ein potentieller Kunde das Buch aus dem Regal des Buchhändlers zieht, geht sein Blick zuerst auf das Cover mit Grafik, Autor und Titel. Bei Gefallen dreht er das Buch auf die Rückseite. Auf dieser U4 muss der Text jetzt messerscharf sitzen und überzeugen, vom ersten Satz an. 

Die Rückseite eines Buches ist begrifflich nicht zu verwechseln mit dem Buchrücken. Als Buchrücken bezeichnet man den schmalen Streifen, der beim Buch im Regal sichtbar bleibt. Um solchen Verwechslungen vorzubeugen, wird in den Verlagen üblicherweise von der U4 gesprochen. Da das Verkaufen im Vordergrund steht, wird in manchen Verlagshäusern die U4 gleich von der Marketing-Abteilung entworfen. Ansonsten von Lektor und Autor in Absprache. Der Self Publisher macht es, wie so vieles, in Eigenregie. 

Auf dem Backcover, auch so wird die Rückseite genannt, sollte Thema und Grundidee in vier, fünf eingängigen Sätzen angerissen werden. Nicht mehr als zehn Zeilen! Ziel ist nicht, den Inhalt zusammenzufassen, sondern den Leser auf die Schnelle thematisch anzufixen und Neugierde zu erzeugen. Das Ganze in mittelgroßer Typografie und am besten im Blocksatz. Zum Schluß – optisch abgesetzt – ein USP-affiner Satz à la Der neue Rheinland-Thriller von Marion Mustermann.

Viel halte ich davon, mit Testimonials zu arbeiten. Dies können Presseclips, Rezensionen oder (vorab) lobende Worte von namhaften Multiplikatoren sein. Bei meinen Anfragen zu Testimonials von prominenten Autoren bin ich meist auf offene Türen gestoßen. Man sollte diese Chance nutzen. Denn solche Testimonials kombinieren im Idealfall die Inhaltsbeschreibung und den Empfehlungscharakter. Typografisch sollte hierbei eine größere Schrift gewählt werden, auch eine unterschiedliche Schriftart.

Ein guter Text auf der Rückseite soll den potentiellen Käufer packen, der ja manchmal nicht

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10 Tipps für das Erstellen einer überzeugenden Autoren-Vita

Wolfgang Stock
Autoren-Brief
Die launige Meinungs-Kolumne.
Gerne zugespitzt. Nicht die Wirklichkeit. Meine Wirklichkeit. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON Verlag.
Foto: Daniel Biskup.

Eine Autoren-Vita oder ein CV zu schreiben, das ist anspruchsvoller, als man denkt. Curriculum Vitae, lateinisch, zu Deutsch Lebenslauf. Lebenslauf sagt heute keiner mehr. Auch weil es sich international so eingebürgert hat. Also CV. Oder in unserer Branche: Autoren-Vita. Eine solche Vita ist eine kleine Kunstform, keine Angst, man kann sie leicht erlernen.

Für eine Autorin oder einen Autor ist es mit dem bloßen Runterleiern der Fakten bei weitem nicht getan. Nicht nur den sachlichen Rahmen, wer bin ich, möchte ich aus einer Autoren-Vita erfahren. Sondern auch, wie bin ich. Den Charakter hinter der Fassade möchte ich erahnen können. Kurz: Den Menschen hinter den Fakten.

Der Subtext eines CV kreist immer auch um Fragen wie: Was zeichnet mich aus als Person? Was ist das Besondere an mir? Eine Autoren-Vita wirkt wie ein berufliches Aushängeschild, es prangt wie das Firmenschild über Ihrem Laden. Warum soll ich bei Ihnen kaufen? (Für einen Autor auf Suche: Was macht mich für einen Verlag interessant?)

Eine Vita kann man in der ersten oder in der dritten Person schreiben. Die dritte Person singular ist nüchtern und distanziert. Die erste Person ist persönlich, ich ziehe sie eigentlich vor. Beim Klappentext im Buch wird dann meist die dritte Person verwendet (was logisch erscheint, denn Absender ist diesmal der Verlag).

Doch nun zum Inhalt der Autoren-Vita. Zuerst die Basics: Überschrift, Vor- und Nachname, Geburtsdatum, Geburtsort. Darunter Postanschrift, E-Mail, Handy-Nummer. Dann Ausbildung und Beruf. So weit die Pflicht. Bis hierher kein Problem. Jetzt kommt die Kür.

Dazu meine 10 Tipps:

  1. Kurz und knackig. Keine Romane. Wenn im Verlag ein CV von zwei oder drei Seiten eintrudelte, wusste ich sofort: Ein großer Plauderer vor dem Herrn. Der erste Fehler, der gemacht wird: eine Autoren-Vita überladen. Die goldene Regel vielmehr: Kurz. Eine Seite ist ideal. Quasseln ist ein Zeichen von Unsicherheit.  
  2. Lesbares Layout. Kein enges Schriftbild, sondern Platz zum Atmen, wir bewegen uns in der Medienbranche. Zum Beispiel mit graphischen Modulen und Farbblöcken. Online gibt es dazu gute Formatvorlagen.
  3. Ein hübsches Foto. Hier scheiden sich die Geister, in den USA wird ganz aufs Foto verzichtet. Für mich bliebe da ein Fragezeichen. Denn ein sympathisches Portrait, geschossen von einem professionellen Fotografen, vermittelt den ersten Eindruck. Der Mensch ist ein optisches Wesen. Und spätestens als veröffentlichter Buchautor müssen Sie ja mit Foto präsent sein.
  4. Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Man kommt ein Stück weiter, wenn man sich in den Empfänger hineinversetzt. Was ist ihm wichtig? Worauf achtet er? Der große Fehler: Man baut sein CV so auf, wie man es selber lesen will. Schlauer wäre es, daran zu denken, was den Empfänger interessiert.
  5. Kompetenz als Autor belegen! Ein Verlag legt Wert auf Absenderkompetenz. Die Hundert-Dollar-Frage: Was kennzeichnet Sie als Autor? Hier nicht groß schwafeln. Eine Aussage! Die Kompetenz-Fäden Ihrer Biografie nüchtern zusammenführen. Als Beispiel: „Ich bin ein Chemiker, der Sci-Fi-Romane schreibt.“ 
  6. Aus, in und für die Zielgruppe: Sie tummeln sich in der Zielgruppe? Wunderbar! Verlage denken in Zielgruppen und Segmenten. Eine Affinität zur Zielgruppe ist selbstverständlich und sollte klar benannt werden, nicht nur bei Sachbüchern.
  7. Bisherige Veröffentlichungen. Zeitungsartikel, Reportagen, Self Publishing. Alles wichtig und nötig. Als Indiz, dass Sie schreiben können. Wenn es zu lang wird, nur die drei Wichtigsten. Alle Angaben chronologisch, das neueste zuerst. Wenn Sie keine Publikationen vorzuweisen haben, diesen Punkt einfach weglassen. Versuche, mit VHS-Kursen oder Ähnlichem aufzuplustern, geraten albern.
  8. Social Media is King: Mit einer sichtbaren Präsenz in Social Media können Sie punkten. Eigene Facebook-Gruppe, eine Themen-Page, eigenes Blog, Instagram – so etwas will ein Lektor lesen. Nicht welchen Hobbys man nachgeht, wenn man am Wochenende durch den Wald spaziert.
  9. Mediale Wirkung: Ein Autor sollte geeignet sein für Interviews in Radio und TV. Für Lesungen in Buchhandlungen, für Auftritte auf Buchmessen. Wenn Sie Vorträge oder Seminare halten, wenn Sie Erfahrung als Schauspieler oder Radiomoderator besitzen, dann sind dies kleine Vorteile, die genannt werden sollten. Zumal: Ein Referent verkauft auch Bücher bei seinen Seminaren.
  10. Ein Mensch! Zum Schluss ein emotionaler Rausschmeißer, der nichts mit Ihnen als Buchautor, aber viel mit Ihrer Persönlichkeit zu tun hat. Etwas, das in Ihrer Biografie heraussticht, womit man auch den Auftakt zum Small Talk bestreiten könnte. Einen letzten Satz, er sollte sich beim Empfänger einbrennen. Dieser könnte lauten: Hat beim New-York-Marathon den 624. Platz belegt. Oder Sie verfolgen ein Mission Statement, wie die Amerikaner sagen. Was treibt Sie an, wo wollen Sie hin? Dabei darf es zum Schluss ruhig ein wenig menscheln.

Ein bisschen auffallen, es schadet nicht. Vor allem jedoch ist wichtig, in der Autoren-Vita seine Kompetenz und

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Die großen Vorteile des Self Publishing: Time und Timing

Die launige Meinungs-Kolumne von Wolfgang Stock, ehemaliger Cheflektor ECON Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Für viele Autoren ist das Self Publishing in irgendeiner Art und Weise nur der Plan B. Zuerst versuchen Autoren mit ihrem Manuskript bei einem Verlag unterzukommen oder zumindest bei einer Literaturagentur unterzuschlüpfen. Erst wenn all diese Bemühungen keine Früchte tragen, nehmen sie das Self Publishing ins Augenmerk.

Die Nachteile des Self Publishing liegen seit jeher offen auf der Hand und sind hinreichend thematisiert worden: Beim Verlegen auf eigene Faust kann man nicht auf die klassischen Verlagsstrukturen zurückgreifen und muss alles selber machen. Das Lektorat wird aus eigener Tasche bezahlt, Korrektorat kostet auch, ebenso wie eine gute Cover-Gestaltung. Hoch liegen weitere Hürden am Wegesrand. 

Ist das Buch beim Self Publishing schließlich auf dem Markt, bleiben die Nachteile. Der Vertrieb über die Buchhandlungen ist mühsam, Werbung und Pressearbeit müssen in Eigenregie erstellt werden, der Weg in die Feuilletons der Zeitung ist mit Vorurteilen gepflastert. Damit sind sicherlich noch nicht alle Minuspunkte aufgeführt, ich lasse es für heute mal damit bewenden.

Interessant ist anzumerken, dass in den letzten Jahren der technologische Fortschritt den Self Publishern in die Hand spielt hat. Print on Demand konnte seine Prozesse so beschleunigen und professionalisieren, dass selbst bei Losgröße 1 nun eine Über-Nacht-Lieferung möglich ist. Der Firmenverbund von BoD und Libri ist ein Segen. E-Books, eine Domäne der Self Publisher, können unkompliziert und kostengünstig erstellt und angeboten werden. Dazu listen die großen Plattformen – von amazon über Hugendubel bis VLB – in der Regel auch die Bücher der Self Publisher, ohne beim Zugang einen Unterschied zu den Büchern etablierter Verlage zu setzen.

Als Self Publisher steht man dankbar vor diesen Verbesserungen, vieles läuft in die richtige Richtung. Nachdem die Nachteile aufgezählt sind, das Trostpflaster verteilt wurde, bleibt eine andere Frage im Raum: Wo liegen die Vorteile von Self Publishing? Sicher, Print on Demand, der Druck nur nach Bestellung minimiert die betriebswirtschaftlichen Risiken der Lagerhaltung. Die Tantieme pro verkauftem Buch ist im SP wesentlich höher. Und ganz wichtig bleibt aus Autorensicht, Herr über Inhalt und Ausstattung zu sein.

Die betriebswirtschaftliche Risikominimierung und die inhaltliche Autonomie sind zwei Riesenvorteile, nicht nur in der gelebten Praxis, sondern auch als Geisteshaltung. Doch für mich stechen zwei weitere Vorteile heraus. Aus meiner Erfahrung mit zwei Büchern im Self Publishing habe ich besonders zwei Vorteile schätzen gelernt: Time und Timing, so nenne ich sie. Das sind zwei dicke Pluspunkte, da können Verlagsautoren richtig neidisch werden.

Timing im Self Publishing bedeutet, dass der Autor den Zeitpunkt seines Projektes selbst festlegen kann. Der Autor bestimmt den Zeitplan, kann Start, Ablauf und auch Ende nach eigenem Ermessen festsetzen. Ganz anders bei den Verlagen: Wenn ich die Zusage eines etablierten Verlagshauses erhalte, bedeutet dies, dass ich mich zunächst dem Fahrplan des Verlages unterordnen muss. Mit zwei Jahren Wartezeit meist.

Denn die Programmplanung der großen Verlage verlangt in der Regel einen langen Vorlauf. Neue Autoren müssen ans Ende der Warteschlange. Zwei Jahre Wartezeit kann beim Autor Frust erzeugen, es ist so, als ob man auf dem Bahnsteig zwei Stunden sehnsüchtig auf den dringenden Zug wartet. Auch dem Buch wird das Ausharren nicht gerade förderlich sein, Inhalt und Momentum können zwischenzeitlich austrocknen.

Hingegen kann ich im Self Publishing von jetzt auf gleich veröffentlichen. Als Autor entscheide ich, wann mein Buchprojekt marktreif ist. Mit wenigen Handgriffen ist mein Buch bei einem professionellen Dienstleister dann nächste Woche in den Katalogen. Mit diesen kurzen Fristen vermag ich besser auf Bedürfnisse der Leser und Leserinnen einzugehen. Aktualität, Jubiläen und Jahrestage finden Berücksichtigung, ich kann in den Flow hinein planen. 

Der zweite mindestens genauso große Vorteil ist für mich Time. Time bedeutet, ich kann durch eigene Maßnahmen die Zeitspanne des Buches beeinflussen. In den altbekannten Verlagen mit ihren festen Frühjahrs- und Herbstprogrammen ist ein Buch normalerweise nach drei, vier Monaten durch. Wenn es sich nicht als Seller herausstellen sollte, wie bei 80 Prozent aller Verlagstitel, wird es kalt abgehakt. Im Vertrieb, beim Marketing, bei Lesungen und der Pressearbeit spielt das Buch keine Rolle mehr.

Das schöne Buch, in dem jahrelange Anstrengung steckt, geht den Weg alles Irdischen. Abgeschrieben, ausgebucht und verramscht. Der Autor steht geknickt am Wegesrand. Eine Zeitlang wird der Titel als Backlist geführt, dann bietet der Verlag dem Autor wahrscheinlich an, die Restauflage aufzukaufen. Zum schlechten Schluss geht der Titel für Pfennigbeträge an die Reste-Verwerter des Modernen Antiquariats. Oder schlimmstenfalls ins Altpapier.

Sobald ich jedoch auch Entscheider über Time bin, kann ich Massnahmen zur Verlängerung des Lebenszyklus steuern. Aus dem Buch ist nicht nach wenigen Monaten die Luft heraus, vielmehr kann ich die Aufmerksamkeit – auf niedrigem Niveau mit meinen Bordmitteln natürlich – weiter und immer wieder aufs Neue anfachen. Ich kann Lesungen organisieren, in Social Media aktiv werden, mein Netzwerk nutzen.

Meine These: Im zweiten, mit Sicherheit im

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Von wegen Bestseller – die erfolgreichsten Bücher stehen nicht auf der SPIEGEL-Liste

Wolfgang Stock
Autoren-Brief
Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Einen Bestseller schreiben. Das Ziel eines jeden ambitionierten Autors. Die vordersten Plätze auf der SPIEGEL-Liste, in allen Feuilletons präsent, Einladungen ins Fernsehen, Talkshows, Lesungen auf großer Bühne, Radio, Interviews. Die Auflage sechsstellig. Und auch der Bankdirektor grüßt freundlich.

Ein Traum. Ein schöner Traum. Dabei gibt es Bücher, die viel erfolgreicher sind als Bestseller. Sowohl für ihre Autoren als auch für die Verlage. Eine Quizfrage: Kennen Sie das Buch, von dem in Deutschland im nächsten Frühjahr die 269. Auflage erscheinen wird?

Wahrscheinlich nicht. Es gibt tatsächlich solche Megaseller, die wenige im klassischen Publikum auf dem Schirm haben. Verlegerisch kann man sie besonders in zwei Kategorien finden. Bei den Longsellern und bei den Steadysellern. Es lohnt, sich mit dem Profil dieser Erfolgsarten ein wenig auseinanderzusetzen. Zunächst, wo liegen die Unterschiede?

Der Bestseller. Kennt jedes Kind. In den Hitlisten landet er ganz oben. Das Buch wird überall besprochen und sein Urheber auf allen Kanälen gefeiert. Die Autorin oder der Autor sonnen sich im Erfolg. Doch Obacht: Ein Bestseller ist wie eine Sternschnuppe. Leuchtet hell, fällt schnell wieder ab.

Der Longseller. Dies ist ein Buch, das sich auf eine sehr lange Zeitstrecke für eine breite Leserschaft sehr gut verkauft. Ein Höhenflieger, und das sogar über einen Zeitraum von Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten. Die Bibel ist so ein Beispiel. Oder der Duden. Ein endloser Dauerbrenner, so würde der Volksmund sagen. Longseller kommen oft bei Nachschlagewerken, Kinderbüchern und Schulliteratur vor. Auch zeitlose Belletristik gehört dazu. Von Goethes Faust über Der kleine Prinz bis zu Harry Potter. Eine Cash Cow, analysieren die BWLer und zeigen auf die Portfolio-Grafik. Nichts ändern, nur melken. 

Der Steadyseller. Auch ein Steadyseller verkauft über einen langen Zeitraum, aber mit weniger Volumen und über eine kürzere Strecke als ein Longseller. Also grob: mittlere Auflage über eine mittlere Zeitstrecke. Viele Standardwerke für klar definierte Zielgruppen finden sich darunter. Häufig als Markenname mit hohem Aktualisierungsbedarf. Beispielsweise die Muss-Fachbücher aus dem Studium für Medizin, BWL oder VWL. Der Pschyrembel, ein Wöhe oder der Mankiw. Das sagt den Fachleuten alles, das normale Publikum versteht nur Bahnhof. Der Pschyrembel, über 260 Auflagen, der Wahnsinn!

Kommen wir zurück zum angehimmelten Bestseller. Das Problem der Sternschnuppe mit Namen Bestseller ist ihr schnelles Verglühen. Es sei denn, das Werk schafft den Sprung zum Longseller. Doch da bewegen wir uns in Sphären einer Joanne K. Rowling, also schwierig bis oberschwierig. Das schafft einer oder eine alle 50 Jahre. Nüchtern betrachtet bleibt ein normaler Bestseller, so schön alles auch sein mag, eine hübsche Eintagsfliege.

Einen Bestseller nach dem anderen zu produzieren, das gelingt nur ganz, ganz wenigen Auserwählten. Ein typischer Bestseller im Hardcover verkauft vielleicht 100.000 Exemplare in den ersten vier Monaten, danach bricht der Absatz ein. Ein Steadyseller hingegen verbucht dauerhaft 40.000 Exemplare jedes Jahr, viele über Jahrzehnte, man kann den Zollstock anlegen. Wir brauchen kein Mathe-Abi, um auszurechnen, ob ein Bestseller oder ein Steadyseller rentabler ist.

Für Verlagshäuser und für Autoren ist das Jagen nach Bestsellern erdrückend. Die Verlage veranstalten jedes Halbjahr aufs Neue untereinander ein Windhund-Rennen. Gesund ist das nicht und sinnvoll ebenso wenig. Mal hat man Glück, meist hat man Pech. Oder wie ein Kollege spöttisch meinte: Wenn’s klappt, war’s Strategie. Auf dem Reißbrett kann man den Erfolg eines Buches jedenfalls nicht planen.

Verlage mit Longsellern und Steadysellern im Programm können die Schwankungen und Zufälle der Zeit hingegen entspannt betrachten. Wenn sie denn klug diversifizieren und auf die veränderte Medienrezeption eingehen. Diese Verlage sind oft Marktführer in ihrem Segment, sogenannte Hidden Champions. Sie stehen nicht groß in der Öffentlichkeit, aber jeder aus der Zielgruppe kennt die Bücher des Verlages und schwärmt.

Auch für Autoren sind Longseller und Steadyseller ein Geschenk des Himmels. Ein Steadyseller ist die Rentenversicherung für seinen Autor. Was ein Bestseller nicht ist. Beim Bestseller kriegt man einen schönen Scheck, freut sich ganz dolle, im nächsten Jahr dann gähnende Leere auf dem Konto. Eigentlich sind – bei kühlem Kopf betrachtet – Bestseller aus Autorensicht nicht das Maß aller Dinge. Die wirklich nachhaltigen Erfolge jedenfalls finden Sie nicht auf der SPIEGEL-Liste.

Für einen Autor, der mit dem Schreiben seinen Lebensunterhalt bestreiten muss, wäre es möglicherweise eine Option, sich an

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Ein Glanzstück der Titelgebung

Ein guter Buchtitel muss den Plot anreißen, trotzdem noch genug Neugier zum Weiterlesen übrig lassen. Und er darf ruhig durch Originalität ein wenig aus dem Rahmen fallen. Und wenn er dann auch noch heiter, munter und frech daherkommt wie dieser, à la bonne heure.

Liebe rein, Scheiße raus. Wunderbar wie der Buchtitel dieser Neuerscheinung eine sprachliche Spannung aufbaut zwischen den polaren Begriffen Liebe und Scheiße. Man ist überrascht und weiß dann doch Bescheid. Und man freut sich aufs Lesen.

Inhalt, Spannung, Tiefe und Humor. All das erfüllt dieses Fundstück. Liebe rein, Scheiße raus. Besser

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Warum ändert ein Verlag im letzten Moment – gegen den Willen des Autors – einen Buchtitel?

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Der gewohnte Ablauf ist weithin bekannt. Autor und Lektor sind seit langem einig über Inhalt, Überarbeitung, Cover, Klappentexte und U4. Auch über den Buchtitel besteht Einklang. Der Erscheinungstermin rückt näher. Der Autor geht zu Recht davon aus, dass alles geklärt ist. Doch mehr als einmal haben ich erlebt, dass dieser Ablauf jählings unterbrochen wird.

Quasi über Nacht wird der abgesprochene Buchtitel geändert. Kleinlaut meldet der Lektor sich beim Autor: ein neuer Titel für sein Buch, „der Verlag“ möchte das so. Auch wenn der Autor dagegen ist, er kann Kopfstände machen oder den Papst anrufen, der neue Titel steht fest und wird in den nächsten Tagen zur Druckerei geschickt.  

Vor diesem Hintergrund lassen sich die Verlage deshalb die allumfassende Verantwortlichkeit für Cover, Titel und Ausstattung in den Autorenvertrag hineinschreiben. Juristisch ist die Sache also klar. Der Verlag besitzt das letzte Wort. Dem Autor bleibt nichts anderes übrig, als klein beizugeben. Ich habe diese Situation schon mehrere Male erlebt. Nicht nur bei Büchern von Newcomern, gerade auch bei Neuerscheinungen von namhaften Autoren.

Warum jedoch werden Buchtitel auf den letzten Drücker geändert? Weshalb wird die Übereinkunft von Autor und Lektor urplötzlich über den Haufen geworfen? Warum will „der Verlag“ eine solch abrupte Änderung? Die Gründe dafür bleiben meist nebulös. So viel sei verraten, zumeist sind es keine rechtlichen Zweifel wie Titelplagiat, Verwechslungsgefahr oder Ähnliches, dies hat der Hausjurist ja schon lange im Vorfeld abgeklärt.

Vielmehr habe ich die Erfahrung gemacht, dass die meisten Änderungen der Buchtitel auf der sogenannten Vertreter-Konferenz entschieden werden. Diese Vertreter-Konferenz ist für jeden Großverlag ein heiliger Termin. Zweimal im Jahr, zur Vorstellung des Frühjahrs- und Herbstprogramms kommen Lektorate, Verlagsleitung, Marketing, Vertrieb, Presseabteilung und alle Buchhandels-Vertreter zusammen, um an ein, zwei Tagen über das neue Programm und dessen Vermarktung zu sprechen.

In den Groß- und Mittelverlagen haben die Buchhandels-Vertreter eine starke Position. Oft sind es gut provisionierte Handelsvertreter mit viel Erfahrung und Selbstbewusstsein. Die Aufgabe eines Außendienstes besteht darin, die Buchhandlungen ihres Gebietes zu besuchen und Vorbestellungen für die Novitäten des neuen Programms zu akquirieren. Ein großer Verlag beschäftigt etwa 8 bis 10 Vertreter, die regional dann Deutschland, Österreich und die Schweiz bereisen.

Der Außendienst arbeitet am engsten Bottleneck eines Verlages, am Flaschenhals zwischen Produzent und Käufer. Praktiker wissen, dass an einem solchen Engpass über Erfolg oder Misserfolg entschieden wird. Wie viele Bücher vom Verlag in die Buchhandlungen hinein verkauft werden, hängt nicht zuletzt von der Argumentationsstärke und vom Verhandlungsgeschick des Vertreters ab.

Innerhalb der Verlags-Hierarchie, obwohl sie im engen Sinn nicht zum Innenbau gehören, besitzt das Urteil des Außendienstes ein großes Gewicht. Nun kann es auf einer solchen Vertreter-Konferenz passieren, dass sich ein Vertreter mit breiter Brust zu Wort meldet und anmerkt: Das Buchprojekt xy sei großartig. Gutes Thema, prima Autor, toller Text (meist haben die Vertreter die Fahnen im Voraus gelesen). Doch eines, nur eine Sache: Der Buchtitel sei großer Mist.

Und prompt unterstützen andere Vertreter den Kollegen in seiner Titel-Schelte. Wenn es so weit kommt, dann weiß ein erfahrener Lektor, dass der alte Titel nicht mehr zu retten ist. Zumal sich in der Regel Marketing und Vertrieb auf die Seite der Vertreterschaft schlagen. Im Laufe der Ereignisse kommt es zu einer hitzigen Diskussion, es werden

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10 Tipps, wie Sie einen guten Verlag erkennen

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Sie sind seit Monaten mit Ihrem Manuskript auf Verlagssuche. Endlich hat sich ein Buchverlag mit einer Zusage gemeldet. Wunderbar! Dem Ruhm (hoffentlich) ein Stück nahegerückt. Doch dann melden sich innerlich die ersten Zweifel. Man stellt sich Fragen wie: Ist der Verlag seriös? Bin ich dort in guten Händen? Werde ich nicht über den Tisch gezogen?

Nach der ersten Freude sollte man kühlen Kopf bewahren und sich alles kritisch ansehen. Bei den namhaften Verlagen ist die Sache eigentlich unproblematisch. Suhrkamp, Rowohlt, Diogenes, Droemer, Random House und andere. Kennt man, gutes Renommee. Die pflegen ihre Standards und haben einen guten Ruf zu verlieren. Da dürfte es keine Probleme geben.

Bei unbekannten Verlagen sollte man genau hinschauen. Leider tummeln sich in der Branche zahlreiche schwarze und graue Schafe. Auf den ersten Blick sind diese nicht immer zu erkennen, denn oft tarnen sich die sogenannten Druck-Kosten-Zuschuss-Verlage mit wohlklingenden Namen oder produzieren teuer als Imprint.

Deshalb hier ein paar Hilfestellungen bei der Verlagswahl. Woran erkennt man einen guten Verlag? Und woran einen schlechten? Nachstehend ein paar Tipps und Anhaltspunkte.

  1. Das liebe Geld. Ein guter Verlag wird niemals Geld von Ihnen verlangen. NIEMALS. Wofür auch immer. Egal, wie viel Süssholz geraspelt wird. Vorsicht bei DKZ-Verlagen! Das sind eigentlich keine richtigen Verlage, da werden Sie kräftig zur Kasse gebeten. Ein guter Verlag hingegen wird Ihnen Geld bringen, vielleicht sogar eine Garantiezahlung als Vorschuss. 
  2. Wer steckt dahinter? Werfen Sie einen Blick in den Bundesanzeiger. Dort kann man online die Eigentumsverhältnisse und die steuerrechtliche Konsolidierung vieler Unternehmen kostenlos eingesehen. Meist wird auch die Bilanz oder eine G+V-Rechnung (Gewinn und Verlust) offengelegt. Gerade aus der Bilanz erhält man interessante Informationen, zu Gesellschafter, zur Geschäftsentwicklung, zu Unternehmensbereichen und zur Geschäftsführung.
  3. Was war in den letzten zwei Jahren Ihr erfolgreichster Seller? Stellen Sie diese vorwitzige Frage ruhig dem Verlagsmenschen. Die Antwort wird ihn entlarven. Wenn herum gestammelt wird: muss ich nachschauen, Datenschutz, Betriebsgeheimnis oder ähnlicher Quatsch – alles klar. Der Lektor eines guten Verlages hingegen wird wie aus der Pistole geschossen eine konkrete Zahl nennen. Mit einem stolzen Leuchten in den Augen. 
  4. Gute Verlage besitzen ein klares Profil. Erfolgreiche Verlage denken in Zielgruppen, Segmenten und Lebenswelten. Ein Wald- und Wiesenangebot kann (muss aber nicht) auf einen DKZ-Verlag hindeuten. Oder auf eine schlechte Programmpolitik.
  5. Langer Zeithorizont. Wenn Sie bei einem renommierten Verlag angenommen werden, müssen Sie sich hinten in die Warteschlange einreihen. Programme haben einen Vorlauf von mindestens ein, zwei Jahren. Wegen Corona und Papierkrise wird zusätzlich viel geschoben. Wenn Ihnen ein Verlag die sofortige Veröffentlichung anbietet, ist dies in meinen Augen eher ein Alarmzeichen.
  6. Fragen Sie Ihren Buchhändler oder einen Kollegen. Holen Sie die Meinung Ihres Buchhändlers ein. Die Mitarbeiter im Handel wissen sehr gut Bescheid. Die Branche ist klein, jeder kennt jeden. Oder schauen Sie, wer in dem Verlag kürzlich veröffentlicht hat. Und rufen Sie ihn doch einfach an.
  7. Gehen Sie nachträglich zu einem Literaturagenten! Sie sind bereits bei einem Verlag angenommen worden. Trotzdem kann die Unterstützung durch einen Literaturagenten sinnvoll sein. Ein guter Agent, auch wenn er 15 oder 20 Prozent Provision berechnet, wird Sie professionell an mancher Klippe vorbei schleusen und Sie perspektivisch betreuen.
  8. Ein Vertrag mit üblichen Konditionen? Ist der Vertragsentwurf in Ordnung? Im Zweifel sollte ein Jurist darüber schauen. Oder eine andere Fachperson. Auch ein erfahrener Autor – oder eine erfahrene Autorin – weiß, worauf es ankommt. Sind die Tantiemen fair? Gibt es eine Garantie-Zahlung? Wie sieht es mit den Nebenrechten aus? Über dieses Thema habe ich ausführlich hier geschrieben
  9. Wie ist das Betriebsklima? Wie verhalten sich die Mitarbeiter? Die Lektoren, der Empfang, das Marketing, der Chef? Bei einem Besuch im Verlag merkt man rasch, welches Betriebsklima herrscht. Auch ein Blick in Bewertungs-Portale wie kununu oder Trustpilot kann nicht schaden.
  10. Ist das Angebotsspektrum ausreichend? Deckt der Verlag die wichtigen Dienstleistungen ab? Fragen Sie ruhig danach. Nur wenn der Verlag gut aufgestellt ist, wird er auch gut verkaufen. Ein Verlagshaus muss nicht groß sein, auch ein Kleinverlag kann erfolgreich sein. Er muss sich die Dienstleitungen dann extern zukaufen. Hier steht Ausführliches.

Bei der Beurteilung eines Verlages ist es wie im richtigen Leben. Letztlich geht es um Vertrauen. Ich höre da gerne auf mein Bauchgefühl. Beruf, Liebe, Freundschaft. Wenn der Bauch nein sagt (auch wenn das Herz und der Verstand ja oder vielleicht sagen), dann wird es dafür einen Grund geben. Ein nein des Bauches ist für mich ein dickes nein. Mit einem schlechten Gefühl würde ich mich nicht in ein Abenteuer stürzen. 

Das grundsätzliche Problem bei einem schlechten Verlagshaus oder einem Vanity-Verlag ist nicht nur, dass Sie in schlechten Händen sind. Es ist schlimmer. Ihr ganzes Buchprojekt hat sich zudem

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Die Frage aller Fragen – die Antwort entscheidet über den Erfolg Ihres Buchprojektes

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Der Autor kam freudestrahlend auf mich zu und wedelte mit seinem neuen Manuskript. Zu dem Thema gibt es noch nichts. Meine Laune sank unter Gefrierpunkt. Zu Recht, dachte ich. Zu Recht gibt es zu diesem Thema nichts. Häufig habe ich diese Sichtweise von Autorenseite gehört, sie führt gehörig in die Irre und bleibt für einen Buchverleger wirklichkeitsfern.

Ein Argument von verlegerischen Amateuren jedenfalls. Wer in der Branche arbeitet, der weiß: Bei 80.000 Neuerscheinungen in Deutschland ist thematisch jeder Winkel ausgeleuchtet und jeder Nerv gekitzelt. Alles und jedes gab es schon. Und auch das Gegenteil davon. Zumal die schöne Literatur ohnehin nur um die drei Themengebiete Leben, Liebe, Tod kreist.

Noch schlimmer wird das Argument, sobald ein Autor es umdreht, um damit eine Abneigung zu begründen. Zu dem Thema gibt es schon so viele Bücher. Deshalb möchte man dies als Autor nicht anpacken. Bei Krimis, der Erfolgsgattung der Branche schlechthin, höre ich diesen Einwand schlauerweise selten. Denn die verlegerische Wahrheit ist: Wenn es bereits viele Bücher zu einem Thema gibt, dann ist dies ein grandioses Zeichen. Ein Fingerzeig des Käufers. Man will so etwas lesen.

Sofern es zu einem Thema viele Bücher gibt, funktioniert das entsprechende Themenfeld nachweislich. Als reiner Trittbrettfahrer sollte man als Autor – einerlei ob Verlagsautor oder Self Publisher – jedoch nicht auf den Zug aufspringen. Vielmehr muss ein Autor versuchen, dem erprobten Erfolgsthema einen eigenen Dreh zu verpassen. Es zum Beispiel geografisch herunterbrechen oder Protagonisten, Epoche und Dramaturgie ein- oder austauschen. Zumindest so gründlich, dass man mit seinem Buchprojekt einer Alleinstellung nahe kommt.

Damit kommen wir zum Casus knacksus: als Buchautor sich über seine Alleinstellung klar werden. Die Arbeit für den Erfolg eines Buchprojektes fängt lange vor dem ersten Satz im Manuskript an. Eigentlich müsste jeder Autor erst einmal in sich gehen, ruhig tage- und wochenlang, meinetwegen mit professioneller Unterstützung, um für sich sein Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten.

Man kreist dann um Fragen wie: Wer bin ich? Wofür stehe ich? Was will ich? Wo liegen meine Kenntnisse, Stärken und Fähigkeiten? Was unterscheidet mich von anderen? Was ist mein Alleinstellungsmerkmal? Das Alleinstellungsmerkmal. Wir nähern uns dem Kern. Im amerikanischen Marketing-Jargon wird dieser Sachverhalt USP genannt, Unique Selling Proposition. Das einzigartige Verkaufsargument.

Der Begriff kommt aus der Verkaufspsychologie und umschreibt das herausragende Qualitätsmerkmal eines Produktes oder einer Dienstleistung in Märkten mit starkem Wettbewerb. Worin liegt der genaue Nutzen für den Kunden? Quadratisch. Praktisch. Gut. So lautet der geniale Werbeslogan der Ritter Sport-Schokolade. Da ist USP-technisch gesehen alles drin. Quadratisch (Alleinstellung), Praktisch (Kundennutzen) und Gut (Qualitätsversprechen). Das Produkt, wir wissen es, löst mit seiner köstlichen Schokolade alle Versprechen ein.

Als Autor sollte man für jedes Buchprojekt einen USP definieren können. Ebenso sollte man, jetzt wird es ambitioniert, ein solches Merkmal der Alleinstellung für sein gesamtes Wirken als Autor festlegen können. Wenn man nun über solche Fragen der Positionierung nachdenkt, dann kommt man irgendwann zur Frage aller Fragen: Was macht mich als Autor einzigartig?

Wer diese Frage nicht überzeugend zu beantworten weiß, der sollte das Schreiben für Publikum lieber ganz sein lassen. Anders herum: Glücklich ist derjenige, der eine überprüfbare Antwort erarbeitet hat, am liebsten in einem nachvollziehbaren Satz oder als flotter Slogan. Dieser Autor kann loslegen mit dem weißen Blatt Papier. Er muss halt nur noch, schwer genug, sein Versprechen von Einzigartigkeit einlösen.

Doch Themenfindung und die Arbeit am Text fallen um ein Vielfaches leichter, wenn das Grundgerüst des eigenen Profils geklärt ist. Leichter jedenfalls, als wenn man aus der Hüfte schießt und sich wild aufs Manuskript stürzt. Denn an irgendeiner Stelle des Schreibprozesses wird man unvermeidlich von der eigenen Unsicherheit eingeholt und von den Zweifeln an der Textqualität übermannt.

Zu oft hat ein Autor keine Klarheit über sein eigentliches Profil und hängt irgendwelchen Schnapsideen vom Bestseller nach. Der Misserfolg wird so vorprogrammiert. Vielmehr läuft es im Idealfall so: Das Thema muss

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10 Fehler, die Neulinge bei der Verlagssuche gerne machen

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Wie kriege ich einen Verlag für mein schönes Manuskript? Ein gutes und starkes Verlagshaus, wo ich zudem noch ein paar Euro Honorar verdienen kann. Ein Verlag, der mein Buch in die Buchhandlungen bringt, ein gescheites Marketing macht und es vielleicht noch als Übersetzungslizenz ins Ausland verkauft. Wie finde ich solch einen Verlag? Diese Frage kann ich zur vollen Zufriedenheit leider nicht beantworten. 

Allerdings können wir uns dem Thema nähern. Alleine schon dadurch, dass wir Fehler ansprechen, die von Autoren und Autorinnen bei der Verlagssuche gerne gemacht werden. Mit dem Hinweis verbunden, dass man diese Schnitzer tunlichst unterlassen sollte.

Von der anderen Seite des Schreibtisches habe ich genug fehlerhafte Bewerbungen betrachten dürfen. Aus meiner – natürlich subjektiven – Erfahrung führe ich einige beliebte Fehler auf, die bei Neulingen auf Verlagssuche häufig zu beobachten sind:

  1. Falscher Verlag. Es macht keinen Sinn, ein selbst erstklassiges Manuskript dem falschen Verlag anzubieten. Ein Verlag mit Schwerpunkt Crime wird mit Romance wenig anfangen können. Und umgekehrt. Wichtig bleibt die Recherche vorab. Der Verlag muss exakt zum Manuskript passen, aber schablonengenau. Am besten die drei Favoriten heraussuchen. Die müssen allerdings sitzen. 
  2. Falsche Einschätzung des Themas. Die wohl häufigste Bemerkung, die ich bei der Einreichung eines Manuskriptes zu hören bekommen habe, ist folgende: Zu dem Thema gibt es noch nichts. Meine Antwort war stets: zu Recht. Bei mehr als 80.000 Neuerscheinungen pro Jahr, das sind fast eine Million neue Titel in zehn Jahren, ist jeder Winkel ausgeleuchtet, jeder Nerv gekitzelt. Darum geht es bei Neuerscheinungen auch nicht. Die Herausforderung besteht vielmehr darin, einem populären Thema eine neue Wendung zu verpassen, so dass ein Manuskript auf diese Weise genug Eigenständigkeit erlangt. 
  3. Falsche Selbst-Einschätzung als Autor. Ein Thomas Mann sind wir alle nicht. Für Stephen King reicht es auch nicht. Nicht weiter schlimm! Der Trost: Gutes Schreiben ist Handwerk. Ein guter Lektor hilft. Die Messlatte auf 100 Prozent zu legen, macht eh keinen Sinn. Jeder Autor sollte die eigenen Grenzen kennen und später gegenüber dem Lektor auch offen ansprechen. Sich selbst und seinem Buch bei der Bewerbung Bestseller-Potential zuzuschreiben, klingt in den Ohren von Verlagsprofis albern.
  4. Zu wenig Kritikbereitschaft. Als Autor muss ich ehrliches Feedback zulassen. Jetzt nickt jeder mit dem Kopf, doch nur wenige sind dazu wirklich bereit. Ich habe es oft genug mitgemacht. Wenn man bei unverlangten Manuskripten andeutet, Dramaturgie schwach oder Stilistik ungenügend – dann geht das Gezeter los. Kritik am Text wird von vielen Neulingen als Kritik an der Person aufgefasst. Deshalb sagen die meisten Lektoren lieber gar nichts, außer Floskeln wie passt nicht in unser Programm oder leider alles schon voll.
  5. Zu viel Geduld mit dem Verlag. Mein Zusage-Rekord liegt bei unter zehn Minuten. Manuskript erhalten, Text geprüft, vorne, Mitte, hinten, Autorenbiografie angeschaut. Telefon! Es ist die Ausnahme. In der Regel läuft es so ab: Post- bzw. E-Mail-Manuskripte trudeln ein, 98 Prozent nach einem ersten Blick direkt in Ablage P, das beste ein Prozent nehme ich zur Beurteilung mit ins Wochenende, bei den restlichen ein Prozent an Zweifelsfällen wird (von einem erfahrenen externen Lektor) ein Lektorats-Gutachten erstellt. Dauer: die 98 Prozent ein paar Minuten, die anderen höchstens zwei bis vier Wochen. Drei Monate Prüfzeitraum lese ich auf mancher Verlags-Homepage. Ich lach mich schlapp. 
  6. Zu wenig Hirnschmalz in Exposé, Anschreiben und Vita.  Ein Buchautor konzentriert sich gerne aufs Manuskript. Das ist sein Kosmos. Ein sympathisches Anschreiben, ein überzeugendes Exposé und ein gewinnendes CV zu entwerfen, das ist nicht unbedingt die Welt eines Autors. An anderer Stelle von Autoren-Brief ist über das Anschreiben und das Exposé ausführlich geschrieben worden.
  7. Zu wenig an die Vermarktung gedacht. Überspitzt gesagt: Ein Autor will Bücher veröffentlichen. Ein Verlag will Bücher verkaufen. Ein feiner Unterschied. Mit dem „Marketingkram“ wollen viele Buchautoren nichts zu tun haben. Eine solche Haltung ist wenig hilfreich für die Vermarktung. Jeder Autor, der ein Verlagshaus beim Verkaufen seiner Bücher unterstützt, auf welche Weise auch immer, ist herzlich willkommen. Mehr als der andere.
  8. Bereits woanders veröffentlicht. Ein Buch im Self Publishing veröffentlicht, mit mäßigem bis gar keinem Erfolg. Nun soll ein etablierter Verlag die Rettung bringen. So läuft es nicht. Wer gar von einem DKZ-Verlag kommt, erntet bestenfalls einen mitleidsvollen Blick. Es gilt: Ist das Buch vom Autor schon woanders veröffentlicht, ist es für einen guten Verlag tot. Flops ohnehin. Ausnahme: Im Self Publishing verkaufen Sie wie geschnitten Brot. Ihr Handy wird bald klingeln.
  9. Zu wenig Bereitschaft, mit Profis zusammenzuarbeiten. Viele Autoren zeigen sich unsicher mit ihrem Ergebnis. Trotzdem wird häufig geknausert. Wenn Sie Ihr Manuskript von einem erfahrenen freien Lektor vor Einreichung oder vor dem Self Publishing bearbeiten lassen, dann hebt dies das Projekt auf eine andere, auf eine professionelle Stufe. Die Zusammenarbeit mit Profis kann sich auszahlen. Möglicherweise ergeben sich alleine dadurch neue Kontakte und Perspektiven.
  10. Die Post ist nicht die Lösung. Verlagssuche bedeutet nicht, sein Manuskript im Dutzend einzutüten und in den Briefkasten zu werfen. Die Post ist nicht der Schlüssel. Kein Autor sitzt mehr monatelange in seinem Elfenbeinturm, kommt zerzaust mit dem Manuskript heraus, schickt es an einen Verleger, der begeistert Hurra schreit. So lief das vielleicht vor 200 Jahren. Im 21. Jahrhundert geht es ein wenig anders. Heute gilt: Erfolg als Buchautor ist Networking. Bis die Socken qualmen.

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Ich wär, als Autor, so gerne Millionär!

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Einst sangen Die Prinzen a cappella Ich wär so gerne Millionär. Und die Jungs aus Leipzig reimten weiter: Dann wär mein Konto niemals leer. Gerade für einen Autor ein schöner Traum, fast unerreichbar sollte man denken. Obwohl, in dieser Kolumne verrate ich einen wenig beachteten Umstand, wie es für Verlagsautoren und Self Publisher vielleicht dann doch noch klappen könnte.

Vor wenigen Tagen habe ich die schöne Nachricht gelesen, dass Delia Owens bei Heyne mit ihrem wunderbaren Roman Der Gesang der Flusskrebse die Auflage von einer Million im Taschenbuch überschritten hat. Großartig! Voll verdient. Herzlichen Glückwunsch! 

Jeder, der nicht so vertraut ist mit der Materie, wird die Autorin nun auch monetär als Millionärin sehen. Daumenregel: Ein Euro pro verkauftes Buch, eine Million Auflage, ergo eine Million auf dem Konto. So werden viele denken. Doch dem ist nicht so. Um aufzuzeigen, dass selbst für Autoren von Mega-Sellern die Früchte arg hoch hängen, sei dieser Fall hier einmal grob durchgerechnet. Ohne dass ich genaue Zahlen und konkrete Abmachungen kenne, als bloßes kalkulatorisches Exempel, die Werte beruhen auf meiner Branchenerfahrung. 

Also, holen wir den Taschenrechner aus der Schublade: Das Taschenbuch kostet 11,99 Euro. Da gehen zunächst 7 Prozent Mehrwertsteuer runter. Dann sind wir bei 11,21 €. Davon sollte die Tantieme 8 Prozent betragen. Also pro Buch gut 0,89 €. Macht bei einer Million Verkauften genau 890.000 €. Dieser Betrag wird zwischen dem Lizenzgeber (dem US-amerikanischen Originalverlag) und der Autorin im Verhältnis 60 zu 40 geteilt.

Bleiben bei der Autorin 356.000 €. Von diesem Autorenanteil bekommt Owens Literaturagentur 20 Prozent (ca. 71.000 €). Verbleiben der Autorin dann 285.000 €. Dieser Betrag muss noch versteuert werden. Würde Delia Owens in Deutschland leben, blieben ihr von der Millionenauflage nach Einkommensteuer und Abgaben rund 158.000 Euro. 

Ein solcher Betrag ist immer noch schönes Geld, allerdings weit von einer Million entfernt. Delia Owens wird trotzdem mit Sicherheit die Million und mehr erreichen, weil in Deutschland ja noch die Hardcover-Erlöse und E-Books dazukommen, schließlich noch die Tantiemen aus den anderen Ländern. Es läppert sich. Doch die Beispiel-Rechnung zeigt, damit der Status eines Verkaufs-Millionärs auch im Portemonnaie ankommt, muss man eher in Richtung 6 Millionen Bücher verkaufen. Uff!

Jetzt wird es für Autoren hochinteressant. Der Gesang der Flusskrebse gibt es neuerdings als Kinofilm. Wenn der Agent der Autorin oder der US-Originalverlag, je nachdem wem dies vertraglich obliegt, ordentlich verhandelt haben, dann tut sich hier eine goldene Tür auf: Für die Filmrechte lassen sich bisweilen mehr herausgeschlagen als für Buchverkäufe. Ich weiß all dies im Falle Delia Owens natürlich nicht, doch es kommt häufiger vor als man denkt.

Bei Ernest Hemingway beispielsweise, wo ich mich ganz gut auskenne, ist es jedenfalls so gewesen. Hemingway ist steinreich geworden, durch seine Bücher natürlich, er hat schon zu Lebzeiten verkauft wie verrückt. Doch richtig viel Geld aufs Konto spülten die zahlreichen Verfilmungen seiner Werke. In manchen Jahren hat Hemingway mit der Verfilmung seiner Bücher mehr verdient als mit den Büchern selbst.

Windfall Profits nennt der Ökonom diesen Effekt. Gewinne, die wie Blätter vom Herbstbaum wehen. Der Autor muss nicht viel dafür tun, außer einen Vertrag in Hollywood zu unterschreiben. Es scheint als wären wir wirklich im Olymp der Autoren angekommen, jedoch eröffnet der Boom von Streaming gerade in unseren Tagen auch der normalen Autorenschaft nie gekannte Chancen.

In Zeiten von Netflix, Disney+ und Amazon Prime ist das sogenannte Nebenrecht auf Verfilmung ein richtig schweres Pfund. Zudem hat Deutschland mit den reichen Öffentlich-Rechtlichen Sendern, den vielen privaten Fernsehkanälen und den zahlreichen Film-Produktionsfirmen Hunderte von Anbietern, die ständig auf der Suche sind nach guten Stoffen.

Deshalb sollte jeder Autor und jede Autorin von verfilmbarer Belletristik sich dieses

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