Tipps und Infos rund ums Schreiben und Verlegen

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Die Frage aller Fragen – die Antwort entscheidet über den Erfolg Ihres Buchprojektes

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Der Autor kam freudestrahlend auf mich zu und wedelte mit seinem neuen Manuskript. Zu dem Thema gibt es noch nichts. Meine Laune sank unter Gefrierpunkt. Zu Recht, dachte ich. Zu Recht gibt es zu diesem Thema nichts. Häufig habe ich diese Sichtweise von Autorenseite gehört, sie führt gehörig in die Irre und bleibt für einen Buchverleger wirklichkeitsfern.

Ein Argument von verlegerischen Amateuren jedenfalls. Wer in der Branche arbeitet, der weiß: Bei 80.000 Neuerscheinungen in Deutschland ist thematisch jeder Winkel ausgeleuchtet und jeder Nerv gekitzelt. Alles und jedes gab es schon. Und auch das Gegenteil davon. Zumal die schöne Literatur ohnehin nur um die drei Themengebiete Leben, Liebe, Tod kreist.

Noch schlimmer wird das Argument, sobald ein Autor es umdreht, um damit eine Abneigung zu begründen. Zu dem Thema gibt es schon so viele Bücher. Deshalb möchte man dies als Autor nicht anpacken. Bei Krimis, der Erfolgsgattung der Branche schlechthin, höre ich diesen Einwand schlauerweise selten. Denn die verlegerische Wahrheit ist: Wenn es bereits viele Bücher zu einem Thema gibt, dann ist dies ein grandioses Zeichen. Ein Fingerzeig des Käufers. Man will so etwas lesen.

Sofern es zu einem Thema viele Bücher gibt, funktioniert das entsprechende Themenfeld nachweislich. Als reiner Trittbrettfahrer sollte man als Autor – einerlei ob Verlagsautor oder Self Publisher – jedoch nicht auf den Zug aufspringen. Vielmehr muss ein Autor versuchen, dem erprobten Erfolgsthema einen eigenen Dreh zu verpassen. Es zum Beispiel geografisch herunterbrechen oder Protagonisten, Epoche und Dramaturgie ein- oder austauschen. Zumindest so gründlich, dass man mit seinem Buchprojekt einer Alleinstellung nahe kommt.

Damit kommen wir zum Casus knacksus: als Buchautor sich über seine Alleinstellung klar werden. Die Arbeit für den Erfolg eines Buchprojektes fängt lange vor dem ersten Satz im Manuskript an. Eigentlich müsste jeder Autor erst einmal in sich gehen, ruhig tage- und wochenlang, meinetwegen mit professioneller Unterstützung, um für sich sein Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten.

Man kreist dann um Fragen wie: Wer bin ich? Wofür stehe ich? Was will ich? Wo liegen meine Kenntnisse, Stärken und Fähigkeiten? Was unterscheidet mich von anderen? Was ist mein Alleinstellungsmerkmal? Das Alleinstellungsmerkmal. Wir nähern uns dem Kern. Im amerikanischen Marketing-Jargon wird dieser Sachverhalt USP genannt, Unique Selling Proposition. Das einzigartige Verkaufsargument.

Der Begriff kommt aus der Verkaufspsychologie und umschreibt das herausragende Qualitätsmerkmal eines Produktes oder einer Dienstleistung in Märkten mit starkem Wettbewerb. Worin liegt der genaue Nutzen für den Kunden? Quadratisch. Praktisch. Gut. So lautet der geniale Werbeslogan der Ritter Sport-Schokolade. Da ist USP-technisch gesehen alles drin. Quadratisch (Alleinstellung), Praktisch (Kundennutzen) und Gut (Qualitätsversprechen). Das Produkt, wir wissen es, löst mit seiner köstlichen Schokolade alle Versprechen ein.

Als Autor sollte man für jedes Buchprojekt einen USP definieren können. Ebenso sollte man, jetzt wird es ambitioniert, ein solches Merkmal der Alleinstellung für sein gesamtes Wirken als Autor festlegen können. Wenn man nun über solche Fragen der Positionierung nachdenkt, dann kommt man irgendwann zur Frage aller Fragen: Was macht mich als Autor einzigartig?

Wer diese Frage nicht überzeugend zu beantworten weiß, der sollte das Schreiben für Publikum lieber ganz sein lassen. Anders herum: Glücklich ist derjenige, der eine überprüfbare Antwort erarbeitet hat, am liebsten in einem nachvollziehbaren Satz oder als flotter Slogan. Dieser Autor kann loslegen mit dem weißen Blatt Papier. Er muss halt nur noch, schwer genug, sein Versprechen von Einzigartigkeit einlösen.

Doch Themenfindung und die Arbeit am Text fallen um ein Vielfaches leichter, wenn das Grundgerüst des eigenen Profils geklärt ist. Leichter jedenfalls, als wenn man aus der Hüfte schießt und sich wild aufs Manuskript stürzt. Denn an irgendeiner Stelle des Schreibprozesses wird man unvermeidlich von der eigenen Unsicherheit eingeholt und von den Zweifeln an der Textqualität übermannt.

Zu oft hat ein Autor keine Klarheit über sein eigentliches Profil und hängt irgendwelchen Schnapsideen vom Bestseller nach. Der Misserfolg wird so vorprogrammiert. Vielmehr läuft es im Idealfall so: Das Thema muss

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10 Fehler, die Neulinge bei der Verlagssuche gerne machen

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Wie kriege ich einen Verlag für mein schönes Manuskript? Ein gutes und starkes Verlagshaus, wo ich zudem noch ein paar Euro Honorar verdienen kann. Ein Verlag, der mein Buch in die Buchhandlungen bringt, ein gescheites Marketing macht und es vielleicht noch als Übersetzungslizenz ins Ausland verkauft. Wie finde ich solch einen Verlag? Diese Frage kann ich zur vollen Zufriedenheit leider nicht beantworten. 

Allerdings können wir uns dem Thema nähern. Alleine schon dadurch, dass wir Fehler ansprechen, die von Autoren und Autorinnen bei der Verlagssuche gerne gemacht werden. Mit dem Hinweis verbunden, dass man diese Schnitzer tunlichst unterlassen sollte.

Von der anderen Seite des Schreibtisches habe ich genug fehlerhafte Bewerbungen betrachten dürfen. Aus meiner – natürlich subjektiven – Erfahrung führe ich einige beliebte Fehler auf, die bei Neulingen auf Verlagssuche häufig zu beobachten sind:

  1. Falscher Verlag. Es macht keinen Sinn, ein selbst erstklassiges Manuskript dem falschen Verlag anzubieten. Ein Verlag mit Schwerpunkt Crime wird mit Romance wenig anfangen können. Und umgekehrt. Wichtig bleibt die Recherche vorab. Der Verlag muss exakt zum Manuskript passen, aber schablonengenau. Am besten die drei Favoriten heraussuchen. Die müssen allerdings sitzen. 
  2. Falsche Einschätzung des Themas. Die wohl häufigste Bemerkung, die ich bei der Einreichung eines Manuskriptes zu hören bekommen habe, ist folgende: Zu dem Thema gibt es noch nichts. Meine Antwort war stets: zu Recht. Bei mehr als 80.000 Neuerscheinungen pro Jahr, das sind fast eine Million neue Titel in zehn Jahren, ist jeder Winkel ausgeleuchtet, jeder Nerv gekitzelt. Darum geht es bei Neuerscheinungen auch nicht. Die Herausforderung besteht vielmehr darin, einem populären Thema eine neue Wendung zu verpassen, so dass ein Manuskript auf diese Weise genug Eigenständigkeit erlangt. 
  3. Falsche Selbst-Einschätzung als Autor. Ein Thomas Mann sind wir alle nicht. Für Stephen King reicht es auch nicht. Nicht weiter schlimm! Der Trost: Gutes Schreiben ist Handwerk. Ein guter Lektor hilft. Die Messlatte auf 100 Prozent zu legen, macht eh keinen Sinn. Jeder Autor sollte die eigenen Grenzen kennen und später gegenüber dem Lektor auch offen ansprechen. Sich selbst und seinem Buch bei der Bewerbung Bestseller-Potential zuzuschreiben, klingt in den Ohren von Verlagsprofis albern.
  4. Zu wenig Kritikbereitschaft. Als Autor muss ich ehrliches Feedback zulassen. Jetzt nickt jeder mit dem Kopf, doch nur wenige sind dazu wirklich bereit. Ich habe es oft genug mitgemacht. Wenn man bei unverlangten Manuskripten andeutet, Dramaturgie schwach oder Stilistik ungenügend – dann geht das Gezeter los. Kritik am Text wird von vielen Neulingen als Kritik an der Person aufgefasst. Deshalb sagen die meisten Lektoren lieber gar nichts, außer Floskeln wie passt nicht in unser Programm oder leider alles schon voll.
  5. Zu viel Geduld mit dem Verlag. Mein Zusage-Rekord liegt bei unter zehn Minuten. Manuskript erhalten, Text geprüft, vorne, Mitte, hinten, Autorenbiografie angeschaut. Telefon! Es ist die Ausnahme. In der Regel läuft es so ab: Post- bzw. E-Mail-Manuskripte trudeln ein, 98 Prozent nach einem ersten Blick direkt in Ablage P, das beste ein Prozent nehme ich zur Beurteilung mit ins Wochenende, bei den restlichen ein Prozent an Zweifelsfällen wird (von einem erfahrenen externen Lektor) ein Lektorats-Gutachten erstellt. Dauer: die 98 Prozent ein paar Minuten, die anderen höchstens zwei bis vier Wochen. Drei Monate Prüfzeitraum lese ich auf mancher Verlags-Homepage. Ich lach mich schlapp. 
  6. Zu wenig Hirnschmalz in Exposé, Anschreiben und Vita.  Ein Buchautor konzentriert sich gerne aufs Manuskript. Das ist sein Kosmos. Ein sympathisches Anschreiben, ein überzeugendes Exposé und ein gewinnendes CV zu entwerfen, das ist nicht unbedingt die Welt eines Autors. An anderer Stelle von Autoren-Brief ist über das Anschreiben und das Exposé ausführlich geschrieben worden.
  7. Zu wenig an die Vermarktung gedacht. Überspitzt gesagt: Ein Autor will Bücher veröffentlichen. Ein Verlag will Bücher verkaufen. Ein feiner Unterschied. Mit dem „Marketingkram“ wollen viele Buchautoren nichts zu tun haben. Eine solche Haltung ist wenig hilfreich für die Vermarktung. Jeder Autor, der ein Verlagshaus beim Verkaufen seiner Bücher unterstützt, auf welche Weise auch immer, ist herzlich willkommen. Mehr als der andere.
  8. Bereits woanders veröffentlicht. Ein Buch im Self Publishing veröffentlicht, mit mäßigem bis gar keinem Erfolg. Nun soll ein etablierter Verlag die Rettung bringen. So läuft es nicht. Wer gar von einem DKZ-Verlag kommt, erntet bestenfalls einen mitleidsvollen Blick. Es gilt: Ist das Buch vom Autor schon woanders veröffentlicht, ist es für einen guten Verlag tot. Flops ohnehin. Ausnahme: Im Self Publishing verkaufen Sie wie geschnitten Brot. Ihr Handy wird bald klingeln.
  9. Zu wenig Bereitschaft, mit Profis zusammenzuarbeiten. Viele Autoren zeigen sich unsicher mit ihrem Ergebnis. Trotzdem wird häufig geknausert. Wenn Sie Ihr Manuskript von einem erfahrenen freien Lektor vor Einreichung oder vor dem Self Publishing bearbeiten lassen, dann hebt dies das Projekt auf eine andere, auf eine professionelle Stufe. Die Zusammenarbeit mit Profis kann sich auszahlen. Möglicherweise ergeben sich alleine dadurch neue Kontakte und Perspektiven.
  10. Die Post ist nicht die Lösung. Verlagssuche bedeutet nicht, sein Manuskript im Dutzend einzutüten und in den Briefkasten zu werfen. Die Post ist nicht der Schlüssel. Kein Autor sitzt mehr monatelange in seinem Elfenbeinturm, kommt zerzaust mit dem Manuskript heraus, schickt es an einen Verleger, der begeistert Hurra schreit. So lief das vielleicht vor 200 Jahren. Im 21. Jahrhundert geht es ein wenig anders. Heute gilt: Erfolg als Buchautor ist Networking. Bis die Socken qualmen.

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Ich wär, als Autor, so gerne Millionär!

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Einst sangen Die Prinzen a cappella Ich wär so gerne Millionär. Und die Jungs aus Leipzig reimten weiter: Dann wär mein Konto niemals leer. Gerade für einen Autor ein schöner Traum, fast unerreichbar sollte man denken. Obwohl, in dieser Kolumne verrate ich einen wenig beachteten Umstand, wie es für Verlagsautoren und Self Publisher vielleicht dann doch noch klappen könnte.

Vor wenigen Tagen habe ich die schöne Nachricht gelesen, dass Delia Owens bei Heyne mit ihrem wunderbaren Roman Der Gesang der Flusskrebse die Auflage von einer Million im Taschenbuch überschritten hat. Großartig! Voll verdient. Herzlichen Glückwunsch! 

Jeder, der nicht so vertraut ist mit der Materie, wird die Autorin nun auch monetär als Millionärin sehen. Daumenregel: Ein Euro pro verkauftes Buch, eine Million Auflage, ergo eine Million auf dem Konto. So werden viele denken. Doch dem ist nicht so. Um aufzuzeigen, dass selbst für Autoren von Mega-Sellern die Früchte arg hoch hängen, sei dieser Fall hier einmal grob durchgerechnet. Ohne dass ich genaue Zahlen und konkrete Abmachungen kenne, als bloßes kalkulatorisches Exempel, die Werte beruhen auf meiner Branchenerfahrung. 

Also, holen wir den Taschenrechner aus der Schublade: Das Taschenbuch kostet 11,99 Euro. Da gehen zunächst 7 Prozent Mehrwertsteuer runter. Dann sind wir bei 11,21 €. Davon sollte die Tantieme 8 Prozent betragen. Also pro Buch gut 0,89 €. Macht bei einer Million Verkauften genau 890.000 €. Dieser Betrag wird zwischen dem Lizenzgeber (dem US-amerikanischen Originalverlag) und der Autorin im Verhältnis 60 zu 40 geteilt.

Bleiben bei der Autorin 356.000 €. Von diesem Autorenanteil bekommt Owens Literaturagentur 20 Prozent (ca. 71.000 €). Verbleiben der Autorin dann 285.000 €. Dieser Betrag muss noch versteuert werden. Würde Delia Owens in Deutschland leben, blieben ihr von der Millionenauflage nach Einkommensteuer und Abgaben rund 158.000 Euro. 

Ein solcher Betrag ist immer noch schönes Geld, allerdings weit von einer Million entfernt. Delia Owens wird trotzdem mit Sicherheit die Million und mehr erreichen, weil in Deutschland ja noch die Hardcover-Erlöse und E-Books dazukommen, schließlich noch die Tantiemen aus den anderen Ländern. Es läppert sich. Doch die Beispiel-Rechnung zeigt, damit der Status eines Verkaufs-Millionärs auch im Portemonnaie ankommt, muss man eher in Richtung 6 Millionen Bücher verkaufen. Uff!

Jetzt wird es für Autoren hochinteressant. Der Gesang der Flusskrebse gibt es neuerdings als Kinofilm. Wenn der Agent der Autorin oder der US-Originalverlag, je nachdem wem dies vertraglich obliegt, ordentlich verhandelt haben, dann tut sich hier eine goldene Tür auf: Für die Filmrechte lassen sich bisweilen mehr herausgeschlagen als für Buchverkäufe. Ich weiß all dies im Falle Delia Owens natürlich nicht, doch es kommt häufiger vor als man denkt.

Bei Ernest Hemingway beispielsweise, wo ich mich ganz gut auskenne, ist es jedenfalls so gewesen. Hemingway ist steinreich geworden, durch seine Bücher natürlich, er hat schon zu Lebzeiten verkauft wie verrückt. Doch richtig viel Geld aufs Konto spülten die zahlreichen Verfilmungen seiner Werke. In manchen Jahren hat Hemingway mit der Verfilmung seiner Bücher mehr verdient als mit den Büchern selbst.

Windfall Profits nennt der Ökonom diesen Effekt. Gewinne, die wie Blätter vom Herbstbaum wehen. Der Autor muss nicht viel dafür tun, außer einen Vertrag in Hollywood zu unterschreiben. Es scheint als wären wir wirklich im Olymp der Autoren angekommen, jedoch eröffnet der Boom von Streaming gerade in unseren Tagen auch der normalen Autorenschaft nie gekannte Chancen.

In Zeiten von Netflix, Disney+ und Amazon Prime ist das sogenannte Nebenrecht auf Verfilmung ein richtig schweres Pfund. Zudem hat Deutschland mit den reichen Öffentlich-Rechtlichen Sendern, den vielen privaten Fernsehkanälen und den zahlreichen Film-Produktionsfirmen Hunderte von Anbietern, die ständig auf der Suche sind nach guten Stoffen.

Deshalb sollte jeder Autor und jede Autorin von verfilmbarer Belletristik sich dieses

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Wie finde ich einen guten Literaturagenten?

Ein Blick hinter die Kulisse. Subjektive Betrachtungen von Wolfgang Stock; Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Ohne einen Literaturagenten läuft im heutigen Buchgeschäft wenig bis nichts. Wenn ein Newcomer einen Verlag sucht, dann ist eine Agentur in unseren Tagen das beste Einfallstor zur Veröffentlichung. Nur noch bei Kleinverlagen kann man sich direkt bewerben, bei Großverlagen geht so gut wie alles über eine Literaturagentur. Die Erfahrung und die Kontakte einer Agentur sind für einen Autor nicht mit Gold aufzuwiegen.

Dabei hat das Profil eines Literaturagenten in jüngster Vergangenheit einen grundlegenden Wandel durchlaufen. Noch heute findet man die klassischen Literaturagenten wie den Münchner Michael Meller oder Peter Fritz aus Zürich, deren Hauptaufgabe darin besteht, Autoren und ihre Bücher zu vertreten. Diese versierten Makler sorgen beispielsweise dafür, dass ein US-amerikanischer Autor in einem deutschen Verlagshaus bestmöglich (was für den Verlag meist heißt: teuer) untergebracht wird.

Doch hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten das Arbeitsfeld eines Literaturagenten merklich verschoben. Aufgrund der Sparpolitik der Verlage und des Trends zum Outsourcing haben sich die meisten Literaturagenturen zu einem „vorgelagerten Lektorat“ der Buchverlage entwickelt. Insofern wundert es nicht, dass viele ehemalige Lektoren –  nolens volens auf Literaturagent umgesattelt haben.

Die meisten Agenturen haben sich über die Jahre spezialisiert. Die einen auf Kinderbücher, die anderen auf Sachbücher. Eine Agentur mit Profil in Belletristik, die andere steht schwerpunktmäßig für Ratgeber. Jeder Verlagssuchende muss deshalb die richtige Agentur für sein Projekt auskundschaften. Ein gutes Manuskript an die falsche Agentur zu senden, erzeugt nur Frust auf beiden Seiten. Deshalb heißt es zunächst sich schlau machen, forschen, nachfragen und googeln.

Immer mehr Agenten werden auf dem Buchmarkt aktiv, denn der Trend zur Verschlankung der Verlagslektorate geht munter weiter. Die meisten Agenten und Agentinnen kommen aus den Verlagen, sind langjährig erfahrene und hochqualifizierte Lektoren. Mit besten Verbindungen. Für verlagssuchende Autoren ist dieser Wachstumstrend der Literaturagenturen gleich ein zweifacher Vorteil.

Denn wenn ein Markt stetig wächst, nehmen auch Segmentierung und Spezialisierung zu. So ergibt sich die wachsende Möglichkeit, jene Agentur herauszufiltern, die haarklein zum Profil meines Projektes passt. Zum anderen kann ich versuchen, bei kürzlich gegründeten Agenturen unterzukommen. Die Fachmedien BuchMarkt oder Börsenblatt berichten vielmals über diese Neugründungen. 

Bei der Suche kann übrigens auch ein Heimspiel nicht schaden. Wenn die Agentur an meinem Wohnort arbeitet, sollte dies kein Nachteil sein. Denn es gilt ja, eine Beziehung aufzubauen. Jeder Anknüpfungspunkt ist recht. Oder ich schaue mir das CV des Agenten an. Gibt es Überschneidungen? Gleicher Geburtsort? Ähnliches Studienfach? All das kann nicht schaden, die ersten Fäden einer Kommunikation müssen geknüpft werden.

Ich habe für diese Kolumne bei mir befreundeten Literaturagenten nachgefragt, welche Tipps sie geben können, jenseits von Qualität des Manuskriptes und vernünftigem Exposé. Hier im O-Ton ein paar Anregungen der Agenten:

  • Schon im Betreff der E-Mail klar machen, um was für ein Projekt es sich handelt. Da sollte also nicht stehen: Mein Buch, sondern so etwas wie: Tot auf dem Oktoberfest, Krimi aus München. Die wenigsten machen das.
  • Oft kapiert man selbst beim Anschreiben nicht, worum es geht. Die Autoren müssen es schaffen, im Anschreiben ihr Projekt in zwei, drei Sätzen zu beschreiben.
  • Eine Frage möchte ich als Literaturagent bei jedem Buchvorschlag beantwortet bekommen: Warum Sie als Autor genau zu diesem Projekt passen. Wenn im Sachbuch die Absenderkompetenz nicht stimmt, ist selten was zu machen. 
  • Daran denken, dass die eigene Vita zum Buchprojekt passen muss. Verlage veröffentlichen nicht Bücher, Verlage veröffentlichen Kompetenz. Ein Arzt, der ein Philosophie-Buch schreibt, macht wenig Sinn. Noch schlimmer ist es umgekehrt.
  • Die Kompetenz eines Autors muss nachweisbar sein. Wer einen Lehrstuhl oder eine eigene Fernsehsendung hat, ist im Vorteil.
  • Ein Autor sollte mal im stillen Kämmerlein für sich versuchen, einen Werbeslogan für sein Buch zu entwerfen. Da bekommt er ein Gefühl für die Vermarktung. Oder auch nicht.
  • Generell gilt die Empfehlung, dass sich die Leute im Buchhandel umschauen sollten, richtig vor Ort, und prüfen, ob es überhaupt ein Regal für ihr Projekt gibt.
  • Ein potenzieller Autor kann bei einem Buchhändler zu seinem Thema nachfragen. Die Sortimenter wissen eine Menge und müssen das Buch schließlich auch verkaufen.

Man sieht, gute Literaturagenten arbeiten nicht nach bon gusto, sondern klopfen Projekte nach Kriterien ab. Inhaltliche Qualität und eine erstklassige Umsetzung reichen da nicht aus, sie sind die selbstverständliche Grundlage. Darüber hinaus muss man Klarheit schaffen, ob es einen Markt und genug Käufer gibt für das Projekt.

Für den Verlagssuchenden ist die Arbeit mit einem Literaturagenten risikolos. Seriöse Agenten arbeiten ausschließlich auf Erfolgsbasis. Sie erhalten eine prozentuale Beteiligung an den Tantiemen eines Autors. Erst wenn ein Autor ein Honorar vom Verlag erhält, rechnet

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10 Fehler beim Anschreiben, die Neulinge auf Verlagssuche gerne machen

Wolfgang Stock
Autoren-Brief
Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Als Autor haben Sie schon einiges geschrieben. Mit gutem Zuspruch. Zum großen Glück fehlt nur noch ein guter Verlag. Die Erfolgsformel, wie man sein Manuskript bei einem etablierten Verlagshaus unterbringt, kann Ihnen keiner verraten. Ich auch nicht. Denn es gibt sie nicht. Sonst könnte es ja auch jeder machen. 

Allerdings kann man den Sachverhalt umdrehen. Ich möchte auf ein paar Fallen aufmerksam machen, in die Neulinge bei der Suche nach einem guten Verleger schnell hineinfallen. Nachstehend 10 Fehler, die nach meiner Erfahrung von Verlagssuchenden alleine beim Anschreiben gerne gemacht werden.

  1. Unpersönliche Anrede. Wer sein Anschreiben schon mit Sehr geehrte Damen und Herren oder Wertes Lektorat oder Hi, zusammen anfängt, oje, oje. Da weiß man direkt, hier hat sich keiner der Mühe unterzogen, den richtigen Ansprechpartner ausfindig zu machen. Da darf man sich nicht wundern, wenn es auch eine Standardantwort mit Textbausteinen gibt. Oder gar keine Reaktion.
  2. Ein Anschreiben voller Fehler. Falsche Zeichensetzung, orthografische Patzer, Schnitzer im Adressfeld. Wer macht denn sowas? Keiner, sollte man denken. Kommt aber oft genug vor. Mehr als man denkt.
  3. In der Masse untergehen. Im Verlag haben wir damals einige Dutzend Manuskriptangebote unaufgefordert erhalten. Am Tag. Es schadet nicht, mit dem Anschreiben ein wenig aus der Masse herauszuragen. Wie? Ihrer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
  4. Zu lang. Ein Anschreiben ist die Eröffnung einer Kommunikation. Lange Rede über den Inhalt des Manuskriptes, Auslassungen zur eigenen Biografie – sollte man sich sparen. Findet der Lektor woanders. Kurz und auf den Punkt. Schwadronieren ist Unsicherheit.
  5. Ein langweiliger erster Satz. Hiermit biete…, oder Ich möchte Ihnen…Gähn, gähn. Beginnen Sie stattdessen Ihr Anschreiben doch mit einem ehrlichen Lob! Seit langer Zeit beobachte ich Ihre kluge Publikationsstrategie. Oder: Ihr Herbstprogramm war große Klasse.
  6. Sich selbst überhöhen. Sein Manuskript im Anschreiben als den neuen Mega-Seller anzupreisen, ist amateurhaft. Eindruck schinden wollen, das merkt ein Lektor sofort. Da fällt mir der schöne Witz ein von den drei Friseuren, die ihre Läden in Manhattan in einer Strasse direkt nebeneinander haben. Der beste Friseur in Manhattan hat der erste aufs Firmenschild geschrieben. Der beste Friseur in ganz New York, hat sein Nachbar, der zweite Friseur, im Schaufenster gekontert. Und welches Werbeschild hängt der dritte Friseur auf? Der schreibt: Der beste Friseur in dieser Strasse. Wunderbar! Es reicht vollkommen, wenn Sie der beste Friseur in der Strasse werden.
  7. Zu wenig Selbstbewusstsein. Wenn Sie im Anschreiben wie ein kleines Licht auftreten, werden Sie keinen Verlag hell leuchten lassen. Selbstbewusst, aber nicht überheblich! Klar, ein schmaler Grat. Wenn Sie jedoch beispielsweise schreiben: Ich habe bisher im Self Publishing veröffentlicht, mit guten Verkaufszahlen, dann hebt Sie das schon aus den Bewerbern heraus, ohne aufgeblasen zu wirken.
  8. Schlechtes Exposé. Ein stimmiges Exposé ist die Visitenkarte. Eine knappe Übersicht über das Projekt. An anderer Stelle von Autoren-Brief steht dazu Ausführliches.
  9. Der Autor als Problemlöser. Sie müssen dem Verlag Freude bereiten, nicht umgekehrt! Diesen mentalen Shift sollten Verlagssuchende einmal durchspielen, dann fällt vieles leichter: Anschreiben, Exposé, Argumentation, Auftreten. Ist so ähnlich wie bei Job-Bewerbern, die dem Chef sagen Es würde mir Spass machen, in Ihrer Firma zu arbeiten. Falsche Perspektive! Spass sollte der haben, der zahlt.
  10. Danke. Zum guten Schluss des Anschreibens. Welch ein magisches Wort! Es wird zu oft vergessen. Danke für Ihre Mühe. Oder: Vielen Dank für Ihre Unterstützung. So wie der erste Satz des Anschreibens die Melodie der Kommunikation legt, so klingt ein letzter guter Satz lange nach.

Wahrscheinlich gibt es noch mehr Punkte. An dieser Stelle, demnächst. Vielen Dank, dass Sie diese Kolumne gelesen haben. Ich hoffe, Sie haben die eine oder andere Anregung mitgenommen.

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Die Bestseller-Formel – Wie finde ich einen guten Titel für mein Buch?

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Es gibt Buchtitel, die kann man einfach nicht besser machen. 100 Punkte von 100 Punkten. Krieg und Frieden ist so ein Klassiker. Oder Die Katze auf dem heißen Blechdach. Ein Titel muss neugierig machen, er muss uns aus dem Verkaufsregal anspringen. Ein guter Titel sollte Erwartungen aufbauen und eine innere Unruhe auslösen. Der ideale Titel muss den Leser oder die Leserin – im guten Sinne – anfixen.

Nun spielen wir ja nicht in der Liga von Leo Tolstoi oder Tennessee Williams, macht aber nichts. Denn vieles beim Schreiben ist ehrliches Handwerk, wie so oft in den kreativen Berufen. Absolute Gewissheiten gibt es nicht, dazu ist die Ausgangslage schon zu verschieden. In diesem Sinne nachstehend keinen goldenen Schlüssel, aber doch ein paar Gedankenanstösse zum Thema Titelfindung und den einen oder anderen technischen Kniff. 

Oberste und heilige Regel: Ein Titel darf nicht langweilen. Spannung muss ein Titel vor allem erzeugen. Spannung nicht so sehr im Sinne von Nervenkitzel (außer bei Krimis), sondern Spannung im Sinne von Anziehung und Zugkraft. Schwingungen und Funkenflug zwischen diesem viereckigen Stück Papier und dem Hirn des Menschen müssen ausgelöst werden. So wie hoffentlich auch bei der Überschrift zu dieser Kolumne.

Gut kriegt man meist eine Spannung, wenn man mit Haupt- und Untertitel arbeitet. Wie macht man das? Zum Beispiel so:

  • Obertitel emotional, Untertitel sachlich. Das tiefschwarze Herz: Ein Fall für Cormoran Strike.
  • Obertitel Fragen aufwerfen, Untertitel Antwort andeuten. 12 Monate durch Südostasien – Paradies mit Schönheitsfehlern.
  • Obertitel geheimnisvoll, Untertitel aufklärend. Beispiel: Der römische Schneeball – Wahre und erfundene Geschichten.

Das tiefschwarze Herz ist ein wunderbares Beispiel. Es gilt, gerade bei Adjektiven, so präzise wie möglich zu sein. Sich sprachlich tief hineinbohren. Tiefschwarz ist tausendmal besser als nur schwarz. Dadurch wird die Emotionalität nochmals verstärkt. Gerade bei Adjektiven im Obertitel sollte man immer daran arbeiten, noch tiefer zu drehen.

Wie auch immer, die Spannung zwischen Ober- und Untertitel muss den potentiellen Käufer in der Buchhandlung veranlassen, nach dem Buch zu greifen und darin zu blättern. Im Internet muss die erzeugte Spannung das Begehren auslösen, sich mehr Informationen zu Autor und Buchthema einzuholen.

Falsch bei der Spannungserzeugung wäre die umgekehrte Reihenfolge. Obertitel sachlich, Untertitel emotional. Auch falsch, wenn Obertitel und Untertitel zu sachlich sind. Dann kann’s langweilig werden. Oder wenn beide Titel emotional angelegt sind, wird es meist im Overload enden. Die Spannung ist in allen Fällen futsch.

In seltenen Glücksfällen gelingt es, die Spannung auch ohne Haupt- und Untertitel hinzukriegen. Mit nur einer Titelzeile die Spannung aufzubauen, das ist ganz großes Kino. Die Liebe in den Zeiten der Cholera. Dieser Titel von Gabriel García Márquez ist perfekt, weil die Spannung durch den Gegensatz von Liebe und Cholera erzeugt wird.

Häufig habe ich erlebt, dass eine Kapitelüberschrift besser als der eigentlich vorgesehene Buchtitel gewesen ist. Wunderbar, dann nehme ich eben die Kapitelüberschrift als den neuen Titel. Manchmal werden Autoren, die Tag und Nacht an einem Manuskript arbeiten, mit der Zeit betriebsblind, ein guter Lektor kann auf solche Feinheiten aufmerksam machen.

Zahlen in Titeln sind immer gut. Bei Ratgebern sowieso. Die 1 %-Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung. Das ist perfekt. Idee, USP, Spannung – alles erste Sahne. Damit kommen wir zum USP. Ein Titel kann den USP zwar nicht voll ausbreiten, dem Käufer aber zumindest ein Signal geben. Diese

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Ist die Buchmesse für Neulinge geeignet, um mit Verlagsleuten in Kontakt zu kommen?

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Mitte Oktober findet sich ein heiliges Datum im Terminkalender aller Verlagsmenschen. Die Frankfurter Buchmesse. Die halbe Verlagswelt trifft sich dann für eine knappe Woche in der Main-Metropole. Diese Tage sind seit jeher ein riesiges Fest des Buches und der Autoren. Etwas kleiner und lockerer gibt es das Ganze im März zur Frühjahrsmesse dann auch in Leipzig. Haben Neulinge und Verlagssuchende da ein Chance, mit Verlegern und Lektoren in Kontakt zu treten und einen Verlag für ihr Projekt zu finden?

Grob gliedert sich die Frankfurter Buchmesse in zwei Hälften. Der Mittwoch und der Donnerstag sind für Fachbesucher vorbehalten, das Wochenende von Freitag bis Sonntag ist auch für das allgemeine Publikum geöffnet. Fachbesucher sind zum Beispiel Verlagsangehörige, Buchhändler, Autoren, Presse, Drucker und Hersteller. Anders als die Frankfurter Buchmesse ist die Messe in Leipzig eine reine Publikumsmesse ohne diese feine Unterscheidung. 

Früher dauerte die Messe noch zwei Tage länger, da ging es von Dienstag bis Montag. Doch der Charakter ist geblieben: Ein Treffpunkt von Verlagsleuten, die fleißig arbeiten, ihr Netzwerk verbreitern und sich obendrein ein wenig feiern lassen. Lohnt es sich da für einen Novizen, mit dem Manuskript unter dem Arm, die Verlagsstände abzuklappern mit dem Versuch, Verleger und Lektoren ins Gespräch zu ziehen?

Die Frankfurter Buchmesse ist in erster Linie eine Arbeitsmesse. Ich habe etwa 20 Messen auf dem Buckel und weiß, wovon ich rede. Der Terminkalender eines Lektors ist von morgens bis abends im Halbstunden-Takt, wenn nicht gar auf die Viertelstunde herunter gebrochen, von oben bis unten rappelvoll. Termine mit Autoren und Buchhändlern, Verhandlungen mit Literaturagenten, die Vorstellung der Herbst-Novitäten, der Austausch mit Kollegen aus Übersee, Interviews und Hintergrundgespräche mit Journalisten.

Dazu Termine, die man gerne macht. Den Autor im Hotel abholen, den US-Gast zum Flughafen bringen. Durch eine glückliche Fügung konnte ich meist für mein Auto einen Presse-Parkplatz direkt auf dem Messegelände ergattern, und so blieben die Fahrdienste für den gesamten Verlag oft an mir hängen. Top-Autoren durch das Frankfurter Verkehrsgetümmel zu chauffieren und mit ihnen zu plaudern, wunderbare Stunden. Hoffentlich für die Autoren auch.

Wie auch immer, voller Terminkalender und stets höchste Konzentration, da ist man am späten Nachmittag schlaff wie ein nasser Sack. An den ersten Messe-Abenden schafft man vielleicht noch den einen oder anderen Abendtermin (der bis in die frühen Morgenstunden gehen kann), ein Festessen, einen Verlagsempfang, eine Party. Todmüde fällt man um drei Uhr in sein Hotelbett und steht am nächsten Morgen um neun Uhr frisch rasiert und mit einem Lächeln im Gesicht am Messestand.

Und dann fängt das ganze Procedere im Viertelstunden-Takt wieder von vorne an. In dieser Situation braucht ein Lektor und ein Verleger einen starken Espresso nach dem anderen. Am allerwenigsten braucht man hingegen

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Was ist der optimale Preis für mein Buch?

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Der optimale Preis für mein Buch? Darauf gibt es eine kurze Antwort: gibt’s nicht. Der Preis ist für viele oft Glückssache. Das Problem ist, dass es ein Buch nicht gibt. Es gibt Hardcover, Taschenbücher, wissenschaftliche Literatur. Bücher mit breiter oder solche mit spitzer Zielgruppe. Bücher von bekannten Autoren und solche von Newcomern.

Insofern können wir uns dem Thema nur nähern. Zunächst gibt es eine betriebswirtschaftliche Betrachtung. In den klassischen Verlagskalkulationen macht die gesamte technische Herstellung etwa 15 Prozent der Gesamtkosten aus. Wenn man für sein Projekt also die Kosten für Satz und Druck zusammenrechnet und durch die avisierte Auflage teilt, erhält man den Betrag Herstellkosten pro Exemplar. Sagen wir 2,20 €. Diesen Betrag können wir mit dem Hebesatz 7 (ca. 15 % von 100) multiplizieren, dann kriegen wir einen möglichen Verkaufspreis. In diesem Fall 15,40 €. Ab diesem Preis, so die Daumenregel, kann ich Gewinn erzielen. Darunter, eher Verlust.

Diese rein kalkulatorische Betrachtung wird einem Projekt natürlich nicht gerecht, zumal jeder Verleger andere Kostenstrukturen hat. Zu unterschiedlich sind zudem die Zielgruppen und Auflagenhöhen. Wissenschaftliche Literatur ist teuer. Fachliteratur, die man ja meist von der Steuer absetzen kann, ebenso. Wer jedoch als Selfpublisher beispielsweise pro Exemplar lediglich den doppelten Druckpreis nimmt, rennt in eine Falle. Sobald ein Barsortimenter oder Einzelhändler das Buch bestellt und 50 Prozent Rabatt anfallen, bewegt er sich im roten Bereich.

Zum Thema Preistest. Ich habe in meinem Berufsleben einige Male Preistest durchgeführt. Das geht so: Als Fachverleger versendet man vor Veröffentlichung eine Offerte an – sagen wir – 300 Stammkunden für Pre-Order. Stückelt aber. 100 Kunden erhalten das Angebot für 19,90 €, weitere hundert für 29,90 € und nochmals hundert Kunden eine Offerte über 39,90 € für das gleiche Buch. Erstaunlich, dass bei all meinen Preistests im Prinzip immer das gleiche herauskam. Die höchste Bestellzahl verzeichnete der kleinste Preis, den höchsten Umsatz (Stückzahl mal Preis) allerdings der höchste Preis. Also: 5 Bestellungen zu 39,90 € erzielen mehr Einnahmen als 8 Bestellungen zu 19,90 €. Und dies bei weniger Kosten.

Als grobe Hausnummer: Wenn ich hohe Stückzahlen verkaufen will (zu Lasten der Rendite), dann niedriger Preis. Wenn ich auf den Gewinn (den ein Verlag Deckungsbeitrag nennt) achten muss, dann eher hoher Preis. Dies aber auch nur pi mal Daumen. Eines scheint mir jedoch wichtig:

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Wie viel Geld kann ich als Buchautor von einem Verlag verlangen?

Ein launiger Blick hinter die Kulissen. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON-Verlag und BuchMarkt-Kolumnist. Foto: Daniel Biskup.

Reden wir übers liebe Geld. Schließlich muss ich mir ja auch jeden Tag eine warme Suppe leisten können. Und die Miete. Es geht also um das Schreiben als Erwerbsquelle. Es geht hier nicht darum, sein Buch für lau an einen kleinen oder großen Verlag zu geben. Nach dem Motto: Hauptsache veröffentlicht! Oder gar um DKZ-Verlage – sogenannte Druckkostenzuschuss-Verlage. Bei denen muss man sogar Geld mitbringen. Das subsumiere ich unter Hobby oder Unvernunft.

Es geht um Autoren und Autorinnen, die einige Monate harte Arbeit hinter sich haben und mit ihrem Buch Geld verdienen wollen und müssen. Dies muss ein Verlag, nebenbei bemerkt, ebenso. Das Thema, der Markt, die Zielgruppe und Vermarktung – das sollte alles stimmig sein. Conditio sine qua non. Grundvoraussetzung. Aber wie viel Geld kann ich verlangen, wenn all diese Anforderungen erfüllt sind?

Die Verlage arbeiten in der Regel mit Prozentsätzen. 10 Prozent vom Netto-Ladenpreis beispielsweise. Netto-Ladenpreis meint den Ladenpreis abzüglich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Oft wird gestaffelt. Wenn man mehr verkauft, steigt der Prozentsatz leicht. Bei Taschenbücher gibt es allgemein etwas weniger an Tantieme. Manchmal rechnen die Verlage auch mit dem Netto-Abgabepreis (der Preis, der dem Buchhändler bzw. den Zwischenstufen berechnet wird). Da hier grob 50 Prozent Erlösschmälerung zusammenkommen, kann der Verlag dann 20 Prozent für den Autor ausschütten.

Beispiel: Nehmen wir 10 Euro Ladenpreis (= 9,35 € Netto-Ladenpreis oder 4,67 € Netto-Abgabepreis). Ob man 10 Prozent von 9,35 € oder 20 Prozent auf 4,67 € erhält, ist gleich). Bleiben wir in der Betrachtung bei den 10 Prozent auf Netto-Ladenpreis, es scheint mir das übliche zu sein und ist auch transparent. Abgerechnet wird meist einmal pro Jahr, im Frühjahr, dann sind die Remissionen des Vorjahres durch, und so gegen Februar, März erhält der Autor dann seine Jahresabrechnung.

Einnahmequelle ist nicht nur die Tantieme für das Buch, Taschenbuch oder Hörbuch. Sondern auch – falls vorhanden – Tantiemen auf Auslandslizenzen, auf Verfilmung, auf Vorabdruck in Zeitschriften oder ähnliches. Da gelten andere Sätze, diese sogenannten Nebenrechte werden in der Regel 50/50 oder 60/40 geteilt. Wenn also der Tatort anklopft und einen bereits veröffentlichten Krimi verfilmen will und der Filmproduzent 50.000 € Honorar hinblättert, dann erhält der Verlag 25.000 € und der Autor ebenso 25.000 €.

Jetzt kommt ein spannendes Thema, bei dem ein Autor viel falsch machen kann: Vorschuss oder Garantie-Honorar. Ein Garantie-Honorar ist ein mit zukünftigen Tantiemen verrechenbarer, aber nicht zurückzahlbarer Vorschuss. Beispiel: Ich erhalte 20.000 € als Garantie. Erreiche in den nächsten Jahren allerdings nur 14.500 € an Tantiemen. Trotzdem muss ich von den 20.000 € nichts zurückzahlen. Umgekehrt: Wenn mir im nächsten Jahr 24.500 € an Tantieme zustehen, bekomme ich nur 4.500 € ausbezahlt.

In den Großverlagen gibt es eine Person oder eine kleine Abteilung, die nur mit diesem Thema beschäftigt ist. Denn es müssen Hunderte Autoren und Autorinnen abgerechnet werden. Selbst wenn nur ein paar Exemplare verkauft werden. Bei dem Verlag, wo ich gearbeitet habe, hieß diese Truppe Honorar-Abteilung. Wenn ein Autor einen Verlag besucht, dann sollte er auch einmal dort seinen Kopf durch die Tür stecken und freundlich grüßen.

Doch wie viel Garantie bzw. Vorschuss kann ich als Autor denn verlangen? Ganz wichtig: Zunächst sollte man auf einer Garantiezahlung stets bestehen. Wer sein Werk – auch als Neuling – ohne Vorschuss abgibt, verkauft sich und sein Projekt hoffnungslos unter Wert. Dann landet man im Verlag in der untersten Schublade, aus der man schwer wieder rausfindet. Es geht also darum, ein gutes, aber realistisches Garantiehonorar zu verlangen.

Die meisten Verlage rechnen da mit einem Schema: 50 Prozent der Verkaufserwartung des ersten Jahres. Prognostizieren wir 8.000 verkaufte Exemplare im ersten Jahr, solche Berechnungen hat ein jeder Lektor im Hinterkopf bzw. werden im Verlags-Controlling für jedes Buch erstellt. Netto-Ladenpreis 9,35 €, davon 10 Prozent für den Autor, dann stehen einem Autor im ersten Abrechnungsjahr kalkulatorisch 7.480 € zu. Davon kann er die Hälfte als Vorschuss bzw. Garantie verlangen. Mit etwas Verhandlungsgeschick vermag man die Summe vielleicht ein wenig höher zu drücken. Dies auf jeden Fall versuchen, Lektoren haben da schon einen gewissen Spielraum.

Warum sollte ein Autor auf Zahlung einer Garantie bestehen? Geld, und das gilt auch im Verlagswesen, ist

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