Manchmal, bei Verhandlungen über Kooperationen, habe ich meine Gesprächspartner von der anderen Seite mit einer scheinbar seltsamen Frage überfallen: Wo liegt Ihr Engpass? Selbst leitende Verlagsmanager schauten mich daraufhin verdutzt an, als käme ich von einem anderen Stern.
Mir ist das Engpass-Denken im Buch- und Zeitschriftenbereich immer wichtig gewesen. Zum Beispiel bei Akquisitionen, Kooperationen und Partnerschaften. Eine Engpass-Analyse ist für mich immer ein wichtiger Gradmesser gewesen für die Sinnhaftigkeit einer wie auch immer gearteten Zusammenarbeit.
Ideal ist, wenn der Partner den Engpass des anderen Partners beheben kann. Strategische Kooperation umschreibt man dies. Wenn ein Partner die gleichen Stärken, und vor allem die gleichen Schwächen wie der Kooperationspartner besitzt, macht eine Zusammenarbeit eigentlich wenig Sinn.
Das Engpass-Denken hat in Deutschland ein Berliner Betriebswirt populär gemacht. Wolfgang Mewes hieß der Mann. Im Juli 1989 haben Hero Kind und ich Wolfgang Mewes in Frankfurt am Main besucht. Mewes empfing uns in seinem schmucklosen Konferenzraum und blieb mir als angenehmer und vor allem ziemlich aktiver Gesprächspartner in Erinnerung.
Wolfgang Mewes, ein Herr im besten Alter, ist der Erfinder der EKS gewesen, der Engpass Konzentrierten Strategie. Die EKS als praxisnahe Strategielehre umwallte im Deutschland der 1970er und 1980er Jahre eine legendäre Fama. Wolfgang Mewes hatte seine Theorie Anfang der 1970er Jahre mit Blick auf den Mittelstand entwickelt. Viele deutsche Kleinfirmen haben nach seinen klaren und stringenten Prinzipien gearbeitet.
Eigentlich beschrieb Wolfgang Mewes das Erfolgsgeheimnis der Hidden Champions im deutschen Mittelstand. Der Berliner vom Jahrgang 1924 ist im Jahr 2016 in Wiesbaden verstorben. Sein Werk hat ihn überlebt. Die EKS kommt aus Praxis und ist auf die Praxis zugeschnitten. Mewes hat sich zahlreiche erfolgreiche Unternehmen angeschaut und seine Theorie aus dieser Exzellenz entwickelt.
Dabei arbeitet die EKS-Strategie mit vier erprobten Prinzipien aus der tagtäglichen Praxis:
die Besinnung auf eigene Stärke,
die Konzentration auf den Engpass,
in die Marktnische gehen, spitz statt breit,
dort die Marktführerschaft anstreben.
Kurz: Seine Kreativität und Kraft konzentriert zum Nutzen einer engen Zielgruppe einsetzen.
Peter F. Drucker, der grosse Managementdenker, gibt dem jungen Lektor sein Manuskript mit den Worten: Hier haben Sie es. Machen Sie nur. Sie sind der Experte. Merke: Je
Gibt es einen Tatbestand, der bei der Verlagssuche gleich zu einem Ausschluss führt? Auf was achten Lektoren oder Literaturagenten am meisten bei unverlangt zugesandten Manuskripten? Worauf muss ich als Autor besonders achten, wenn ich von einem Verlag oder von einer Literaturagentur überhaupt zur Kenntnis genommen werden will.
Ich werde hier eine Antwort versuchen. Zunächst, den Lektor oder den Literaturagenten gibt es nicht. So verschieden die Menschen, so unterschiedlich auch ihre Herangehensweise. Der eine Lektor legt besonderen Wert auf jenes, der andere Lektor auf dieses.
Insofern können wir hier nicht die Elle anlegen wie der Maßschneider bei seiner Arbeit. Ich kann jedoch davon berichtet, wie mein Team und ich es gehalten haben. Lange Zeit bin ich Cheflektor in einem großen Sachbuch-Verlag mit Millionen-Umsätzen gewesen, anschließend Geschäftsführer. Bei meiner Arbeit kam immer wieder dieser eine Aspekt ans Licht, auf dessen Erfüllung ich stets bestanden habe. Ohne das Einlösen dieses Kriteriums ist selbst das beste Manuskript im Papierkorb gelandet.
Sicherlich, die anderen Parameter sind auch wichtig gewesen. Thema und Verlag müssen harmonieren, geschenkt, die allererste Selbstverständlichkeit. Dazu ein schlüssiger Aufbau des Manuskriptes, ein packender Stil, die korrekte Orthografie und eine fehlerfreie Grammatik. Alles von Bedeutung, keine Frage. Aber das meiste eben auch Rahmenbedingungen, die sich zur Not in einem guten Lektorat ausbessern lassen.
Doch mein Killer-Kriterium lässt sich nicht ausbessern. Dieser Schwachpunkt ist vorhanden oder eben nicht. Ich will Sie nicht auf die Folter spannen. Mein wichtigstes Merkmal bezieht sich auf das Verhältnis Text zu Autor. Es kreist um die Frage: Ist der Autor glaubwürdig als Verfasser dieses Manuskriptes? Ist er sachkundig und beschlagen, dieses Buch zu schreiben?
Die Lektorate nennen diesen Aspekt heute Autorenkompetenz. Was befähigt den Autor oder die Autorin, gerade dieses Buch zu schreiben? Der Autor muss das Thema glaubwürdig vertreten. Denn sonst wird es spätestens bei der Vermarktung peinlich. Über einen Rechtschreibfehler kann man großzügig hinweg schauen, nicht aber über mangelnde Kompetenz.
Für den Erfolg – ob im beruflichen Alltag oder als Autor in der Medienbranche – ist richtiges Netzwerken unerlässlich. Bei Autoren und Autorinnen fängt es schon bei der Suche nach einem Verlag an. Die Hilfe von arrivierten Kollegen ist da Gold wert. Spätestens bei der Beurteilung eines Vertrages oder bei der Arbeit am Manuskript braucht man einen Sparringspartner.
Beim Marketing und bei der Unterstützung zur Sichtbarkeit geht es weiter. Einzelkämpfer und Eigenbrötler haben es auf allen Ebenen schwer. Wer auf ein Netz versierter und unterstützender Kollegen und Freunden zurückgreifen kann, der kommt weiter. Doch wie netzwerkt man richtig? Was gilt es zu beachten? Netzwerken kann man lernen. Ein paar Tipps und Anregungen aus der Praxis, so wie ich sie erlebt habe.
Zunächst einmal, was Netzwerken nicht ist. Netzwerken bedeutet nicht, nach oben schauen und um Hilfe bitten. Netzwerken fängt man nicht mit dem Nehmen an. Netzwerken fängt man mit dem Geben an. Man muss etwas anbieten, auch als Neuling. Schwierig, so werden Sie denken. Doch jeder hat etwas, was er anbieten kann: Zeit, Aufmerksamkeit, Hilfe.
Wer bei den ersten Treffen nur fordert, ist schnell weg vom Fenster. Es wäre ein Fehler nur an den eigenen Nutzen zu denken, da hätte man die Idee des Netzwerkens falsch verstanden. Netzwerken bedeutet, sich einen Kreis von Kollegen und Kolleginnen aufzubauen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Erst säen, dann ernten.
Genauso ärgerlich ist, selbst ausgenutzt zu werden. Wenn alle etwas wollen, aber nichts zurückkommt. Es bleibt eine Gratwanderung. Für beide Seiten. Aber mit der Zeit wird man als Netzwerker ein Gefühl dafür bekommen und die richtige Balance von Geben und Nehmen finden.
Also, wie fängt man an? Zunächst muss jeder Autor und jede Autorin für sich das Ziel kennen und definieren. Daraus leiten sich dann die Maßnahmen ab. Wer wild netzwerkt, wird nicht viel erreichen. Man muss gezielt vorgehen. Nennen wir es strategisch netzwerken.
Nach der Zieldefinition folgt die Vorbereitung. Zunächst gilt es, eine Liste mit möglichen Partnern aufzustellen. Man sollte nach
Als Autor oder als Autorin bei einem Buchverlag werden Sie über einen Begriff stolpern, der Ihnen bis dato wahrscheinlich wenig aufgefallen ist. Dieses Wort heißt Zahlungsziel. Dieser Terminus aus dem Rechnungswesen meint, Geld ist eigentlich fällig, wird aber später ausbezahlt. Ökonomisch ist ein Zahlungsziel gleichsam wie ein Kredit.
Doch wer gibt hier eigentlich wem einen Kredit? Wer ist Gläubiger und wer Schuldner? In der Verlagsbranche ist dies eine nicht unwichtige Frage. Schauen wir uns einmal die Wertschöpfungskette Autor zu Verlag zu Handel zu Kunde einmal genauer an.
Fangen wir bei der Vermarktungskette am Ende an. Wenn der Kunde ein Buch in der Buchhandlung um die Ecke oder bei Amazon kauft, dann zahlt er meist sofort. Der Buchhändler kriegt also sein Geld ohne Verzug.
Für die Beziehung Buchhandel zu Verlag sieht es schon anders aus. Wenn der Verlag seine Bücher über Außendienst-Bestellungen liefert, dann oft mit einem attraktiven Zahlungsziel von 60 Tagen. Das heißt, der Handel erhält die Bücher, muss die Rechnung dafür aber erst ein paar Wochen später begleichen. Das lange Zahlungsziel, das der Verlag dem Handel einräumt, wirkt hier wie ein zusätzlicher Rabatt.
Der Leser zahlt sofort, der Händler erst ein paar Monate später. Das Geld fließt langsamer. Sie ahnen es vielleicht schon, je weiter wir uns in der Wertschöpfungskette nach vorne robben, desto länger fällt das Zahlungsziel aus. Wie sieht es nun bei einem Verlag zu Autor aus?
In der Regel rechnen Großverlage mit ihren Autoren einmal jährlich ab, manchmal auch halbjährlich. Bei Jahresabrechnungen werden zum Stichtag 31. Dezember die Verkäufe aufgelistet und die Tantieme errechnet. Aber zum 31. Dezember fließt kein Geld vom Verlag an den Autor. Fürs Ausrechen braucht man Zeit, und das Überweisen geht auch nicht von heute auf morgen. Deshalb besitzen die Standardverträge der Verlage meist das Abrechnungsziel 31. März des Folgejahres.
Bitter für den Autor. Wenn es nun ganz blöd läuft und von einem Autor ein Buch im Februar 2023 erscheint, dann sieht dieser Autor sein erstes Geld erst im März 2024. Also mehr als ein Jahr später. Unter der Voraussetzung, dass dieser Autor für sein Buch vom Verlag keinen Vorschuss erhalten hat.
Doch damit ist aus Autorensicht der Zahlungszeitpunkt ja noch eng definiert. Denn bevor sein Buch erscheint, sitzt ein Autor
Die Gründe, ein Sachbuch zu schreiben mögen vielfältig sein. Für Freiberufler kann non fiction bei entsprechendem Thema ein Instrument zur Kundengewinnung sein. Für andere ein Ausweis von Kompetenz, für einen Dienstleister ein Instrument zur Kundenpflege. Manch andere verfolgen eine gesellschaftliche Mission, andere begnügen sich mit dem Kitzel des Egos. Und manche wollen damit einfach Geld verdienen.
Das Schreiben ist immer ein persönlicher Prozess, Inhalt und Abläufe haben sich für jeden Autor eigens bewährt. Autoren, die schon ein oder mehrere Sachbücher geschrieben haben, wissen wie es am besten geht. Ein gutes Sachbuch zu schreiben ist keine Geheimwissenschaft, sondern solides Handwerk und harte Arbeit. Für Einsteiger hier ein paar Tipps, die ich aus meiner Erfahrung im Lektorat für hilfreich halte.
Am einfachsten unterteilt man das Erstellen eines Sachbuches in drei Phasen. Vor, während und nach dem Schreiben. Auch wenn das Schreiben eines Buches ein individueller Vorgang und ein sehr persönliches Anliegen ist, so lassen sich aus der verlegerischen Praxis jedoch ein paar allgemein gültige Handreichungen destillieren.
Vor dem Schreiben: das Konzept
Wild drauf los fabulieren ist keine gute Herangehensweise. Die vorgelagerte Phase der Konzepterstellung ist schwierigste und wichtigste – und zugleich jene, die am meisten vernachlässigt wird. Wer diese Phase produktiv gestaltet, dem geht alles Weitere leichter von der Hand. Ein gutes Konzept muss sich mit folgenden Fragen befassen:
1. Wer ist meine Zielgruppe? Jedes Sachbuch sollte auf eine quantitativ und qualitativ definierte Leserschaft zugeschnitten sein. Wald- und Wiesenthemen gehen unter. Nachdem Sie die Zielgruppe definiert haben, schauen Sie sich als Konkurrenzanalyse den Status quo an. Was bietet der Markt bisher an? Wie sind die Absatzzahlen? Ist dieses Segment aufnahmefähig genug für ein weiteres Buch.
2. Die Nische suchen. Copy Cat, das Übliche ein wenig retuschiert, davon ist abzuraten. Lieber spitz als breit. Man sollte den Fokus auf einen Teilaspekt legen, im Idealfall auf eine Neuerung oder einen Trend. Für Neulinge gilt es, ein Thema vom Großen zum Kleinen herunterzubrechen. Beispiel: Kochbuch/veganes Kochen/italienische vegane Küche.
3. Gründliche Recherche. Nachdem das Thema eingegrenzt ist, beginnt die aufwändige Phase des Sammelns und Sichten von Informationen. Bibliotheken, Archive, das Internet, vor allem aber der persönliche Kontakt zu Fachleuten mit aktuellem Einblick ist entscheidend.
4. Besitze ich Autorenkompetenz? Nun erreichen wir eine heikle Phase. Die Stufe des Hinterfragens. Man muss den Advocatus Diaboli spielen. Das Thema gründlich abklopfen, die Infos auf den Prüfstand stellen. Alles ist auf Herz und Nieren zu prüfen. Auch der Autor sollte sich an dieser Stelle infrage stellen. Letztlich muss man sich eine ehrliche Antwort geben auf die Frage: Bin ich als Autor wirklich kompetent für dieses Thema?
5. Nutzen, Nutzen, Nutzen. Ein gutes Sachbuch ist ein Problemlöser. Welchen konkreten Nutzen bietet mein Buch dem Leser? Verfolge ich wirklich das Ziel, Leser und Leserinnen klüger zu machen?
Erst wenn man die vorgelagerte Konzeptphase zur Zufriedenheit erledigt ist, beginnt die Hinwendung zum eigentlichen Text.
Das Einfachste: Die Arbeit am Text
Hier sind wir nun beim Handwerk. Etwas Talent sollte vorhanden sein. Aber es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
6. Inhaltliche Gliederung. Welche Themenfelder möchte ich berücksichtigen? Als Autor muss ich nun zusammentragen, welche Aspekte in das Buch einfliessen sollen. Bei meinen Verlag-Workshops mit Autoren schwöre ich seit jeher auf die Metaplan-Technik. Inhalte sammeln, Inhalte strukturieren und Rangfolge festlegen. Mit guten Tools dauert diese wichtige Phase nur wenige Stunden.
7. Sachgemäßer Stil. Der Stil für ein Sachbuch ist sachlich, verständlich, ohne Blümchen. Auch dies will gelernt sein. Je nach Thema darf ein wenig Emotion ruhig sein, es soll ja kein Fachbuch werden. Fingerspitzengefühl und Disziplin werden hier verlangt.
8. An den Leser denken! Oft bleibt man beim Text stecken oder schreibt sich in eine Sackgasse. Ein einfaches Mittel, um aus dieser Blockade herauszukommen: die Perspektive des Lesers einnehmen. Was würden Sie als Leser von diesem Kapitel erwarten?
9. Titel, Cover, Klappentexte. Mit der Titelfindung tun sich selbst viele Profis schwer. Beim Sachbuch ist ein überzeugender Titel wichtig, um sich abzuheben. Über das emotionale Spannungsverhältnis zwischen Obertitel und Untertitel habe ich auf dieser Website ausführlich geschrieben. Tipps, wie gute Klappentexte auszusehen haben, finden Sie ebenfalls in anderen Posts. Auch das Cover muss überzeugen, es ist das Aushängeschild.
Wenn man merkt, dass man als Autor an Grenzen stößt, unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Denn eine falsche Entscheidung bei der Ausstattung kann das ganze Projekt entwerten.
Nach Veröffentlichung: das Verkaufen
Nach Konzept und Schreiben kommt als dritte Phase die Vermarktung. Belletristische Autoren tun sich hier oft schwer, Sachbuch-Autoren fällt dies in der Regel leichter. Denn sie tummeln sich in der Zielgruppe und meist weiß man, wo
Große Verlage verlegen in ihren Frühjahrs- und Herbstprogrammen eine erkleckliche Anzahl von Büchern. 20 bis 30 Neuerscheinungen sind keine Seltenheit, manchmal sind es noch mehr. Nun ist es so, dass ein Verlag nicht alle Novitäten gleich behandelt und auch nicht gleich behandeln kann. Ein Verlagshaus muss seine Anstrengungen fokussieren.
In vielen Programmen der großen Verlagsgruppen hat sich die Unterteilung in A-, B- und C-Titeln eingebürgert. Manche sagen das intern offen, andere verwenden dafür eine andere Begrifflichkeit. Bei wiederum anderen besteht die Kategorisierung unterschwellig oder im Hinterkopf. Was ist nun mit der Unterteilung in A, B und C gemeint?
A-Titel sind Spitzentitel. Die Memoiren eines berühmten Schauspielers, der neue Thriller eines Autors, der schon etliche Bestseller geschrieben hat. Autor ist meist ein Prominenter, ein Fernsehgesicht oder eine Person des öffentlichen Lebens. A-Titel sind Bücher, auf die sich alle Anstrengungen zentrieren. Ob dieser Aufwand dann auch in einem Spitzenverkauf mündet, steht auf einem anderen Blatt.
B-Titel sind Bücher von arrivierten Autoren, die oft schon in dem Verlag publiziert haben. Darunter fallen Bücher mit klarem Themenspektrum und fester Zielgruppe. Die Auflagenerwartung ist nicht so groß wie beim A-Titel, eher so Richtung solides Mittelfeld. Da die Autoren der B-Bücher bereits über Stammleser verfügen, verkaufen sie sich auch ohne großen Mitteleinsatz.
C-Titel, das sind die Newcomer. Neue Autoren, frischer Nachwuchs, innovative Themen. Auch wichtig, um junges Blut – thematisch und ad personam – dem Programm zuzuführen. Doch welcher Autor und welches Thema zünden, nobody knows. Da hat man dann 10 C-Titel im Programm, nur einer oder zwei davon werden sich durchsetzen. Für den Verlag dienen diese Bücher als Experimentierfeld, die allermeisten C-Titel sind ein Zuschussgeschäft, aber verzichten kann man auch nicht auf sie.
Ein neuer Autor wird in der Regel auf der C-Ebene anfangen. Wenn man von dieser Unterteilung weiß, sollte das Ziel sein, von C auf B aufzusteigen. Oder auf die A-Ebene. Was allerdings höchst selten passiert. Der herkömmliche Weg ist vom C-Neulings- in den B-Mittelfeld-Status. Was muss passieren, damit dies geschieht? Wie gelingt es, dass ein Verlag von heute auf morgen einen C-Titel hochstuft? Es ist durchaus möglich.
Der übliche Weg ist folgender: Lange vor Drucktermin besucht
Ich möchte meine Biografie schreiben, verrät ein Forist, mein Leben hat etwas Bombastisches. An vielen Ecken der Facebook-Foren trifft man auf diesen tiefen Literaten-Wunsch: Ich möchte meine Biografie verfassen. Für meine Kinder, für die Enkel, für die Ewigkeit. Man versteht das Verlangen. Wer schreibt, der bleibt.
Und als Begründung heißt es oft: Mein Leben ist außergewöhnlich verlaufen. Oder: Ich habe etwas ganz Besonderes geschafft. Man möchte es glauben, denn jedes Leben stellt etwas Einzigartiges dar. Sich aus schwierigen Verhältnissen hochgearbeitet, eine schlimme Krankheit bekämpft, ein Sehnsuchtsziel gefunden. Alles ehrenwert. Nur gibt es bei den Biografien von Otto Normalbürger ein Problem: Niemand will sie lesen.
Warum? Weil man nichts Unbekanntes von Unbekannten erfahren will. Bei MüllerMeierSchulze fehlt einfach der niedere Instinkt zum Schlüsselloch. Die erfolgreiche Formel hingegen: Unbekanntes von bekannten Gesichtern. Das funktioniert. Nicht immer, aber ziemlich oft. Prinz Harry packt aus. Gottschalk erzählt von seiner neuen Liebe, Elon Musk brüstet sich als Visionär. Stars und Sternchen. Wer sich eh schon in den Medien tummelt, zieht noch mehr Neugierde an.
Biografien, die sich verkaufen, schauen nicht rein in den Menschen, sondern hinaus in den Trubel. So etwas verkauft sich. Wie bei Harry. Alle frohlocken: der Handel über volle Läden, der Verlag über einen Megaseller und der Autor über die Honorar-Millionen. Für 26 Euro bietet Prinz Harry ja auch allerhand an: Knatsch mit Vater und Bruder, Rassismus im Palast, Entjungferung auf dem Gemüseacker. Das sind die Storys, auf die wir gewartet haben. Thank you, Harry!
Doch soll es bei diesem einen Buch bleiben? Band 2 wird wohl angedacht, dieser Prinz ist ein wahres Konjunkturprogramm für die Buchbranche. Auch die Gattin will zur Feder greifen, ich warte nur noch auf das Buch vom Chauffeur. Nicht am Familientisch im Palast wird die Fehde ausgetragen, das Schlachtfeld findet statt zwischen zwei Buchdeckeln.
Ich schreibe ein Buch – das ist sicherlich die stärkste Drohung, mit der sich heutzutage ein Gegner in Angst und Schrecken versetzen lässt. Früher wurde bei Dramen solcher Art ein Handschuh hingeschmissen und zum Duell im Morgengrauen gerufen, heute schlägt man sich nicht den Degen um die Ohren, sondern die Folianten. Und der Kontrahent, der früher schrie „Ich rufe meinen Anwalt an!“, kontert neuerdings: „Sie hören von meinem Verleger!“.
Jubel auch in den Lektoraten der Verlage. Adieu mit der Hafermilch-Diät, vorbei die Zeit der Baumstamm-Kuschler und der listigen Steuerfüchse. Nein, jetzt kommen die Nichts-als-die-Wahrheit-Themen. Warum noch die Feuilletons der ZEIT studieren, wozu sich noch durch die Fachmagazine wälzen? Nein, ein Blick in die BILD Zeitung und schon haben Lektoren ihre zukünftigen Seller-Kandidaten.
Wer eine Biografie schreibt, der springt hinein in eine bunte Welt. Jeder Gutgläubige sollte dreimal überlegen, ob er sich in einem
Zu Anfang gleich der harte Boden der Wirklichkeit: Ein richtig guter Verkaufserfolg in einem Verlag – einerlei ob groß oder klein – ist unwahrscheinlich. Ziemlich unwahrscheinlich. Alles andere als ein Flop wäre eine Überraschung. Was natürlich zugleich heißt, dass es sie gibt, die Überraschungen.
Das richtige Thema, zur richtigen Zeit, der richtige Autor, die richtige Vermarktung – da muss allerdings schon so einiges zusammenkommen. Fünf Richtige im Lotto sind wahrscheinlicher. Die Chancen für einen Bucherfolg stehen also schlecht, sowohl in einem großen als in einem kleinen Verlag.
Kleinverlage haben gegenüber Großverlagen zunächst eine Reihe von strukturellen Nachteilen. Sie können in Vertrieb, Marketing und Pressearbeit nicht auf einen mächtigen Apparat zugreifen wie die Großen. Sie haben einen schweren Stand im Buchhandel. Sie bezahlen beim Papier höhere Preise, weil sie Druckaufträge nicht bündeln können. Die Autorenhonorare fallen mickrig aus, Lizenzverkauf ist eher unwahrscheinlich. Wohin man blickt, alles Nachteile.
Doch auch bei Großverlagen ist nicht alles Gold, was glänzt. Großverlage agieren wie dicke Dampfschiffe. Imposant in Erscheinung, alle Annehmlichkeiten an Bord, aber man schippert nur schwerfällig über Wasser. Die Bordkapelle spielt die schönen Schlager, aber meist jene von gestern. Den Trends und den Neuerungen laufen Großverlage im Regelfall hinterher. Üppige Einheiten fokussieren sich zwangsläufig auf den Massenmarkt, auf das Gängige.
Und große Einheiten beschäftigen sich viel mit sich selbst. Mit Eifersüchteleien, mit Revierkämpfen und Überbietungen. In der Programmpolitik setzen sie zumeist auf Nummer sicher. Wenig Experimentierfreude, die gleichen Themen, die gleichen Gesichter. Kleinverlage gehen mehr ins Risiko, schauen auf Neuland und weiße Flecken. Die Vielfalt der Buchbranche verdanken wir großteils den Kleinverlagen.
Die üblichen Programme der Großverlage sehen austauschbar aus, wahrscheinlich sind sie es auch. Trotzdem schauen das Publikum und das Feuilleton voller Bewunderung auf die großen Namen. Dabei wäre ein aufmerksamer Blick auf die Kleinverlage interessanter.
Aber Obacht: Auch bei den Kleinverlagen gibt es solche und solche. Die meisten kleinen Verlage sind deshalb klein, weil sie
Jeder Autor hat so seinen Traum. Meist fängt es bescheiden an. Man ist schon froh, wenn man einen Verlag findet, der das Manuskript als Buch veröffentlicht. Alleine das ist schon schwierig genug. Ist das Buch dann in einem schönen Verlag erschienen, bangt man, ob es sich richtig gut verkauft. Noch schwieriger. Solche Wünsche eint wohl alle Verlagsautoren.
Verlagsautor, endlich! Doch Autor ist nicht gleich Autor. In der Hierarchie großer und erfolgreicher Verlage gibt es drei Stufen von Autoren. Erst wenn man die dritte, die höchste Stufe erreicht hat, erklimmt man pekuniär den Literaten-Olymp. Erst dann leuchtet es sattgrün auf dem Bankkonto. Doch, wie definieren sich die drei unterschiedlichen Stufen?
Die erste Stufe. Auf der ersten Stufe in der Verlagshierarchie finden wir den normalen Autor. Normales Thema, normale schreiberische Reputation, normales Honorar. Auf dieser Stufe greift der Standard. Die übliche Tantieme, wie für 80 Prozent der Kollegen auch. 8 bis 10 Prozent vom Netto-Ladenverkaufspreis (LVP abzüglich 7 % Mehrwertsteuer). Keine Diskussion.
Die zweite Stufe. Die zweite Stufe erreichen jene Autoren und jene Buchprojekte, die mit besonderen Ambitionen und Erwartungen ins Rennen gehen. Hier erhält der Autor nicht nur die schnöde Tantieme-Regelung, sondern zudem ein Garantiehonorar. Ein Garantiehonorar ist eine Vorschusszahlung, die mit zukünftigen Tantiemen verrechnet wird. Non-returnable Advance against Royalties steht in solchen Fällen in internationalen Verträgen.
Als Clou: Das Garantie-Geld muss nicht zurückgezahlt werden. Verkauft ein Verlag weniger als dem Autor nach Ausgleich der Garantie zusteht, dann hat der Verlag Pech gehabt. Der Autor kann die Garantie behalten. Verkauft er mehr, dann erhält der Autor natürlich zusätzliche Tantieme-Zahlungen für alle über die Garantie hinausgehenden Ansprüche.
Dabei ist die Höhe einer solchen Garantiezahlung kein willkürlicher Wert, sondern errechnet sich nach einer betriebswirtschaftlichen Formel: der hälftigen Verkaufserwartung. Beispiel: Pro verkauftes Buch steht dem Autor eine Tantieme von 1,80 Euro zu. Man hegt eine Verkaufserwartung von insgesamt 20.000 Exemplaren. Für 10.000 Exemplare könnte also eine Garantiezahlung erfolgen, demnach in Höhe von 18.000 Euro.
Und auch die Höchst-Tantieme wird auf der zweiten Stufe ein wenig höher geschraubt, vielleicht um 1 oder 2 Prozentpunkte, aber das ist nicht das Wesentliche. Ich würde als Autor vielmehr versuchen, die Garantiezahlung nach oben zu verhandeln. Denn eine hohe Garantie setzt den Verlag unter Druck, das entsprechende Buch zwecks Refinanzierung auch kräftig zu bewerben.
Die dritte Stufe ist dann die Königsklasse. Der Autor, sein Themengebiet und die Zielgruppe sind so extraordinäre, dass man ihm eine Spezialbehandlung angedeihen lässt. Das Verlagshaus bietet dem Autor
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