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Tipps und Infos rund ums Schreiben und Verlegen

Was zeichnet einen guten Lektor aus?

Die launige Meinungs-Kolumne.
Gerne zugespitzt. Nicht die Wirklichkeit. Meine Wirklichkeit. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON Verlag.
Foto: Daniel Biskup.

Ein Lektor ist eine Art Geburtshelfer. Er hilft dem Baby – hier ein Baby namens Buch – auf die Welt. Er holt das Beste aus einem Projekt. Nicht nur in Bezug auf den Text, sondern auch bei Aufbau, Überschriften und Klappentexte. Darüber hinaus ist er oder sie Berater bei Titelfindung und Cover.

Was also muss ein guter Lektor können? Er muss zunächst sprachlich regelfest sein. Orthografie, Grammatik, Stilkunde, Tempi, Satzbau – das darf alles kein Problem darstellen. Er muss dazu ein gutes Sprachgefühl mitbringen. Sich in der Welt der Literatur auskennen, kein Fehler. Das alles ist Grundvoraussetzung. Die Pflicht.

Jetzt kommt die Kür: Ein guter Lektor muss ein Gefühl für die Zielgruppe entwickeln. Auf den Einzelfall herunter gebrochen, muss ein Lektor sich in den Buchautor und das Thema einfühlen können. Die Chemie zwischen Autor und Lektor muss deshalb stimmen. Es muss sich ein Vertrauensverhältnis entwickeln, denn viele Autoren packen ihre Seele aus. Übrigens, für unsympathische Menschen kann ich nicht lektorieren, auch für Menschen nicht, deren Attitude mir contre coeur geht. 

Wenn’s hart auf hart kommt, muss der Lektor selbst ein Buch schreiben können. Ist mir zwei, drei mal passiert. Der Autor liefert kurz vor Drucktermin ein Manuskript ab, das vorne und hinten nicht stimmt. Komplett unbrauchbar. Weil der Autor mit den Nerven am Ende ist, muss der Lektor ran. Ich habe dann das Manuskript übers Wochenende mitgenommen und neu geschrieben. Am Montag lag es vor, Autor und Verlag sind erleichtert.

Allgemeine Tugenden wie Präzision, Hartnäckigkeit und Geduld – alles nicht verkehrt. Dazu Zuverlässigkeit, Freundlichkeit und Empathie. Das sind alles eher prinzipielle Eigenschaften fürs Berufsleben. Bei einem Lektor oder einer Lektorin muss noch etwas dazu kommen.

Wichtig ist mir folgende Eigenschaft: Ein Lektor sollte mehr Fragen stellen als Antworten geben. Eine Beurteilung sollte immer begründet und rein auf Verbesserung des Textes konzentriert sein. Niemals an der Person festmachen. Denn gute Kritik ist Liebe! Fehler sollten nie als etwas Negatives auffasst werden, sondern immer als wertvoller Schritt im Verbesserungsprozess.

Sehr wichtig: Man muss mit Menschen umgehen können. Ein Lektor betreut nicht nur ein Manuskript, sondern auch den dazu gehörigen Autor. Kommunikationsfreunde kann nicht schaden. Ich hatte als Lektor mit Autoren zu tun, die Millionen Bücher verkauft haben, sogar ein namhafter Nobelpreisträger war darunter. Die Zusammenarbeit ist meist spannend und bereichernd, bisweilen auch schwierig und herausfordernd. Übrigens habe ich die Erfahrung gemacht, je arrivierter der Autor, desto einfacher das Zusammenspiel.

Die Arbeit eines guten Lektors sollte nicht mit der Abgabe an den Hersteller oder Drucker enden. Ein guter Lektor ist auch nach Beendigung des Projektes für seinen Autor da. Er informiert über Verkaufszahlen, bereitet bei Erfolg Nachauflagen vor, er tröstet bei schlechtem Verkauf und animiert für neue Projekte bei gutem Verkauf.

Eine meiner Lieblingseigenschaften:

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Jeder Autor sollte ein Alleinstellungsmerkmal besitzen

Die launige Meinungs-Kolumne.
Gerne subjektiv. Nicht die Wirklichkeit. Meine Wirklichkeit. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON Verlag.
Foto: Daniel Biskup.

Jeder gute Autor sollte eine Besonderheit besitzen, die ihn auszeichnet und abhebt im Wettbewerb. Wenn ein Buch kein solches Alleinstellungsmerkmal hat, kann es nur schwer aus dem Konkurrenzfeld herausstechen. Kunden können nicht gut erkennen, warum sie dieses Buch und nicht jenes daneben kaufen sollten. 

Gerade im überbesetzten Buchmarkt mit jährlich 80.000 Neuerscheinungen gilt: Je stärker ein Markt umkämpft wird, desto klarer muss das Alleinstellungsmerkmal sichtbar sein. Dabei ist der Terminus Alleinstellungsmerkmal ein ziemlich schillernder Begriff aus dem Marketing und der Verkaufspsychologie. 

Viele verstehen ihn qualitativ, als etwas ganz und gar Außergewöhnliches. Der Größte, der Schönste, der Einzige. Eine solch absolute Sichtweise führt jedoch kräftig am Thema vorbei. Alleinstellung bedeutet beileibe nicht etwas Einmaliges oder etwas Bombastisches. Solches ist unter Hunderttausenden Anbietern für den Einzelne unmöglich zu stemmen und macht in der Autorenwelt auch keinen Sinn.

Oft reicht es, wahrhaftig zu sein. Lassen Sie mich dies mit einem meiner Lieblingswitze illustrieren. Drei Friseuren haben ihre Läden in Manhattan in einer Strasse direkt nebeneinander. Tür an Tür. Der beste Friseur in Manhattan, das hat der erste aufs Firmenschild geschrieben. Der beste Friseur in ganz New York, so hat sein Nachbar, der zweite Friseur, im Schaufenster gekontert. Und welches Werbeschild hängt der dritte Friseur auf? Der schreibt schlicht und einfach: Der beste Friseur in dieser Strasse

Nicht nur Friseure, sondern auch Buchautoren überzeugen mit ihrer Alleinstellung nur, wenn sie in ihrer Kommunikation authentisch bleiben. Am besten fängt man damit an, herauszuarbeiten, was einen als Autor oder Autorin so besonders macht. Was unterscheidet mich als Autor von den vielen anderen Buchautoren? Worin begründet sich meine Unverwechselbarkeit?

Bevor die erste Zeile geschrieben ist, sollte man sich zuerst Gedanken machen über die eigenen Stärken. Wer bin ich als Autor und was kann ich besonders gut? Irgendwann wird es dann auf die zweite wichtige Frage zulaufen, die es bestmöglich zu beantworten gilt: Für wen schreibe ich? Wer sind meine Käufer und Leser? Denn meine Zielgruppe beeinflusst mit, was und wie ich schreibe.

Wenn ich mir über die eigene Stärke und meine Zielgruppe im Klaren bin, sollte als nächster Punkt die wohl wichtigste Frage geklärt werden: Welchen Nutzen biete ich als Buchautor meinen Lesern? Als Autor muss ich dem Käufer einen konkreten Nutzen bieten. Ein Nutzen, der als Wert in der betreffenden Leserschaft anerkannt sein muss. Dies kann eine Problemlösung in Form eines Ratgebers sein oder auch die Kurzweil eines Thrillers.

Aus den drei Bausteinen eigene Stärke, avisierte Zielgruppe und wirklicher Nutzen sollte man eigentlich seinem individuellen Alleinstellungsmerkmal näher kommen. Am Ende all dieser Überlegungen muss jeder Autor dann ehrlich eine Frage beantworten: Welchen Mehrwert bietet meine Arbeit? Nur wenn man diese Frage gescheit beantworten kann, macht das Schreiben für Publikum Sinn.  

Besonders fürs Marketing ist das Herausarbeiten der Alleinstellung wichtig. Dabei ist

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Guerilla-Marketing für Buchautoren

Die launige Meinungs-Kolumne.
Gerne zugespitzt. Nicht die Wirklichkeit. Meine Wirklichkeit. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON Verlag.
Foto: Daniel Biskup.

Haben Sie als Autor vielleicht mal 100.000 Euro übrig? Wunderbar! Dann können Sie überlegen, ob Sie für Ihr Buch eine ganze Seite in DER SPIEGEL schalten. Dort kostet eine Innenseite schlappe 99.500 Euro. Für eine einzige Schaltung. Für Self Publisher vielleicht dann doch keine so gute Idee. Und auch ein Verlag wird so schnell nicht seine Schatulle derart öffnen. Als Autoren müssen wir uns etwas anderes überlegen.

In den 1980er-Jahren hat der US-Werbeexperte Jay C. Levinson ein interessantes Buch geschrieben: Guerilla Marketing. Er nimmt sich darin der kleinen Unternehmen an und der Freiberufler, die keinen großen Marketing-Etat besitzen. Guerilla Marketing – Offensives Werben und Verkaufen für kleinere Unternehmen. Der Untertitel beschreibt es wunderbar. Das Ziel, wie beim Guerilla-Kampf gegen eine große Armee: mit geringem Mitteleinsatz eine große Wirkung erzielen.

Neue und unkonventionelle Ideen sind gefragt, um bei geringen Kosten eine möglichst große Anzahl von Personen zu erreichen. Beim Guerilla-Marketing muss das Verhältnis von Werbenutzen und Werbekosten günstig sein. Keine Massenwerbung mit hohem Streuverlust, sondern auf den Kunden zugeschnittene Verkaufswerbung mit dem Nutzen im Fokus.

Verlage vernachlässigen das Marketing mehr und mehr. Das Geld ist knapp. In den Genuss von adäquaten Werbemaßnahmen kommt nur noch die Crème de la Crème der Neuerscheinungen. Für 80 Prozent der Novitäten gibt es nur ein paar verkümmerte Maßnahmen, für viele gar nichts. Richtig viel Werbekohle wird nur der 1-Prozent-Spitze der Fitzek, Link und King zuteil (obwohl das goldene Zeitalter auch da vorbei ist).

Manche Verlage erwarten von ihren Autoren wie selbstverständlich, dass sie selber das Marketing in die Hand nehmen. Für Self Publisher ist dies nichts Neues. Aber es gibt ein Geschenk des Himmels, das Abhilfe bringt. Das Wunderding heißt Internet. Es kann nicht nur als Vertriebskanal, sondern auch als Kanal fürs Marketing dienen. Was früher in den Zeitungen und Zeitschriften nur den oberen Zehntausend vorbehalten war, steht nun für alle offen. Ich kann trommeln, oft für lau, manchmal für kleines Geld. Und das Schönste: Ich muss meist an keinem Gatekeeper vorbei. 

Es muss einem Autor gelingen, Momentum zu erzeugen. Mit ideenreichem Mikro-Marketing eine werbliche Dynamik zu erzeugen. Virales Marketing. Es ist wie früher die Mund-zu-Mund-Propganda (die immer noch wichtig ist), die Werbebotschaft muss sich teilen und weiterwandern. Mit einem kleinen Etat und viel Einfallsreichtum wird der Werbekanal bedient, der günstig zu belegen ist. 

Mit zielgenauen Maßnahmen die potentiellen Käufer erreichen. Je kleiner die Zielgruppe ist, desto besser. Die Strategie beim Guerilla-Marketing ist klar: Dort hingehen, wo die Zielgruppe zu finden ist. Jeder Autor sollte für sein Projekt im Vornherein diesbezüglich die Ideen sammeln. Denkbar wären: 

  • regionale Verankerung nutzen (Buchläden, Kioske, Händler, etc.)
  • Verfassen von Leserbriefen in der regionalen Zeitung
  • Pressearbeit über die lokale Zeitung
  • Kommentare in Blogs und auf Portalen
  • Vorträge
  • Teilnahme an Podiumsdiskussionen
  • Internetforen
  • Themengruppen in Facebook
  • Beiträge in themenbezogenen Communitys
  • E-Mail-Marketing
  • Newsletter-Marketing
  • während der Recherche stößt man auf Firmen, Menschen, Multiplikatoren. Diese nach Erscheinen des Buches kontakten und auf die Neuerscheinung aufmerksam machen
  • Leserunden bei LovelyBooks o.ä.
  • eigenes Blog
  • Erstellen eines Buch-Trailers
  • direkter Kontakt auf Buchmessen.

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Das Buch als Risikowette

Die launige Meinungs-Kolumne.
Gerne zugespitzt. Nicht die Wirklichkeit. Meine Wirklichkeit. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON Verlag.
Foto: Daniel Biskup.

Die  meisten Autoren denken bei der Verlagssuche in Tausch-Kategorien. Inhalte gegen Geld, so mag es im Hinterkopf grummeln. Man bietet sein Manuskript einem Verlag an und erwartet als Gegenleistung die Veröffentlichung und ein Honorar. Diese Sichtweise ist nicht falsch, kratzt aber irgendwie nur an der Oberfläche.

In Wirklichkeit bietet der Autor dem Verlag eine Risikowette an. Eine Wette auf den Markterfolg seines Manuskriptes. Der Verlag muss abschätzen, ob er mit den angebotenen Inhalten, eine Refinanzierung des Projektes und seiner Gemeinkosten sichern kann. Wirtschaftlich gesehen bleibt es ein Glücksspiel.

Es sind nicht nur die Inhalte, die eingeschätzt werden müssen, sondern das ‚Gesamtpaket‘. Neben dem Thema also die Attraktivität des Autors, seine Kompetenz, die Vermarktbarkeit des Projektes, die Trends auf dem nationalen und internationalen Buchmarkt, das Wohlwollen des Handels oder die aktuellen Vorlieben innerhalb der Leserschaft. Eine schwierige Abwägung für ein Lektorat, die Fehlerquote ist hoch. 

Zunächst muss der Verlag kräftig in Vorleistung gehen. Durch dieses Vorlegen leitet sich bekanntlich die Begrifflichkeit Verlag ab. Lektorat, Korrektorat, Cover-Design, Herstellung, Druck, Transport, Marketing. Vielleicht noch eine Garantiezahlung oder einen Vorschuss für den Autor oder die Autorin. Das geht ins Geld. Dazu sitzt ein Verlagshaus auf hohen Overhead-Kosten.

Auch bei Verlagen, die hohen Wert auf Inhalte legen, bleibt das Angebot eines Manuskriptes am Ende des Tages ebenfalls eine Risikowette. Qualität, Umsetzung, Zielgruppen-Affinität, Autorenkompetenz, Einschätzung der Nachfrage. Auch ein anspruchsvoller Verlag muss sich am Markt refinanzieren, sonst gibt es ihn nicht mehr lange. 

In einem Lektorat werden nach Begutachtung des Inhaltes die Erfolgsaussichten eingeschätzt. Im Buchbereich lässt sich die Quote dieser Wette mit objektiven Daten nicht absichern. Gut 80 Prozent der Verlagstitel erweisen sich als Flop. Keiner weiß im Voraus, welche 80 Prozent. Jedes Buch bleibt ein Glücksspiel. Rot oder schwarz. Jedes neue Buch – selbst von renommierten Autoren – geht in ein neues Risikospiel.

Jeder Verlag muss seine Risikobereitschaft bei jedem neuen Projekt einschätzen. Denn der Grat zwischen

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Diese drei Kernpunkte erhöhen deutlich die Chancen von Autoren auf Verlagssuche

Die launige Meinungs-Kolumne.
Gerne zugespitzt. Nicht die Wirklichkeit. Meine Wirklichkeit. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON Verlag.
Foto: Daniel Biskup.

Es ist die 100-Dollar-Frage für Neulinge auf Verlagssuche: Wie steigere ich meine Chancen bei Verlagshäusern, damit mein Manuskript angenommen wird? Auf welche Punkte achten Verlage am allermeisten? Was muss ich unbedingt berücksichtigen, damit Lektorate sich überhaupt wohlwollend mit meinem Manuskript befassen?

Wir gehen einmal davon aus, dass die Qualität eines angebotenen Manuskriptes gut ist, dass der Autor sein Handwerk einigermaßen beherrscht und das Thema nicht zu weit hergeholt ist. Und auch die Umsetzung sollte stimmen. Das Manuskript sollte also mehr oder weniger veröffentlichungsreif sein.

Während meiner Berufspraxis habe ich Hunderte von Manuskript-Einreichungen gesehen, gelesen und begutachtet. Drei Kernpunkte erscheinen mir wichtig. Besonders ein Kernfehler wird immer wieder gemacht und auf zwei weitere Aspekte wird meist zu wenig Aufmerksamkeit gelegt. Aus meiner Erfahrung – von der anderen Seite des Schreibtisches sozusagen – sollte ein Autor oder eine Autorin auf Verlagssuche deshalb die nachstehenden drei Dreh- und Angelpunkte bei der Bewerbung sorgfältigst herausarbeiten.

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Kann man mit dem Schreiben von Büchern wirklich Geld verdienen?

Die launige Meinungs-Kolumne.
Gerne zugespitzt. Nicht die Wirklichkeit. Meine Wirklichkeit. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON Verlag.
Foto: Daniel Biskup.

Ein Verlagskollege aus der kaufmännischen Abteilung hat mir einmal resigniert zugeraunt, das Buch sei ein Cash-Fresser. Denn ein Verlagshaus gehe mächtig in Vorleistung: Lektorat, Herstellung, Druck, Auslieferung. Dann sei ein Buch in den Handel, allerdings noch ohne Umsatz. Nach zwei Monaten im Buchhandel sieht der Verlag zum ersten Mal Geld für das Buch. Vielleicht.

Hingegen gibt es Medienprodukte, die sind Cash-Erzeuger. Abo-Zeitschriften zum Beispiel. Im Abonnement zahlen der Leser und die Leserin meist ein ganzes Jahr im Voraus, der Verlag kann nun zwölf Monate mit dem vorgestreckten Geld arbeiten und liefert die zugesagte Leistung erst nach und nach.

Doch das Buchgeschäft steht per se nicht auf der Sonnenseite der Medienbranche. Betriebswirtschaftlich macht das Verlegen von Büchern nur wenig Sinn. Zu kleinteilig und mit zu ungewisser Absatzerwartung. Denn den Erfolg kann keiner planen. Die Bilanz der Großverlage sieht deshalb arg mau aus: Nur 20 Prozent der Bücher in einem arrivierten Verlagshaus gelten als Erfolge, 80 Prozent sind Flops.

Jene 20 Prozent Erfolgstitel sind allerdings noch keine Bestseller. Sondern lediglich Titel, die sich kaufmännisch rechnen. Richtige Bestseller sind nur die ganz obere Spitze. Ein, zwei Dutzend in Deutschland, im Jahr, über alle Verlage gesehen. Die Ansprüche werden von Jahr zu Jahr niedriger geschraubt. Kollegen stöhnen gerade in diesen Tagen, dass die Titel, die wirklich Geld verdienen, immer weniger werden.

Im Laufe der Jahre hat sich die Definition von „Bestseller“ nach unten geschoben. Wer heute 20.000 oder 30.000 Bücher im Hardcover verkauft, ist ein Bestseller-Autor. Früher haben wir erst ab 100.000 gelächelt, ab 200.000 verkaufte Exemplare gejubelt. Gedruckte Bücher im sechsstelligen Bereich werden immer seltener.

Diese Entwicklung ist dramatisch, auch weil dadurch weniger Geld hereinkommt, um Innovationen und Experimente zu finanzieren. Und je weniger Bestseller es gibt, desto weniger Geld steht zur Verfügung, die Flops finanziell auszugleichen. Wenn dann auch die Flops noch zunehmen, wird es arg eng in der Bilanz. Bücher müssen kaufmännisch abgeschrieben werden, da rutscht man leicht ins Rote. 

Spiegelbildlich sieht die Situation bei den Autoren aus. In unserem Land gibt es wenige Autoren und Autorinnen, die mit dem Schreiben wirklich wohlhabend geworden sind. Fast alle bei Großverlagen. Doch selbst bei einem stattlichen Garantiehonorar von, sagen wir mal, 50.000 Euro und alle zwei Jahre ein neues Buch, bleiben einem erfolgreichen Verlagsautor nach Abzug von Agentur-Provision, Steuern, Krankenkasse und privater Altersvorsorge nicht allzu viel übrig.  

Selbst für einen gut verkaufenden Schriftsteller hierzulande sieht die Realität trostlos aus: Ein ansatzweise erfolgreicher Autor verdient

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Wie hoch schätzen Sie den Marktanteil von E-Books?

Die launige Meinungs-Kolumne.
Gerne zugespitzt. Nicht die Wirklichkeit. Meine Wirklichkeit. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON Verlag.
Foto: Daniel Biskup.

Wenn man Branchenfremde fragt, wie hoch sie den Umsatzanteil der E-Books am gesamten Buchmarkt in Deutschland einschätzen, dann kann es abenteuerliche Antworten regnen. Ich habe es mal unter Freunden versucht, die mit dem Buchmarkt nichts zu tun haben. Zwischen 25 und 80 Prozent lauten die Schätzungen des Marktanteils. Oha! Lassen wir einfach die Statistik sprechen!

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels schaut alljährlich auf die Entwicklung der E-Books. Umsatz und Absatz seien im Jahr 2022 nur mäßig gewachsen. Nach starken Umsatzzuwächsen in den Corona-Jahren 2020 (+17,8%) und 2021 (+9,6%) konnte im ersten Halbjahr 2022 nur noch ein kleiner Umsatzzuwachs von 3 Prozent verbucht werden.

So weit, so gut. Erstaunen hingegen dürfte manchen Beobachter der Umsatzanteil, den die E-Books am gesamten Publikumsmarkt erreichen. Er liegt bei mickrigen 8,1 Prozent. Tendenz stagnierend. Und: Vor einigen Jahren ist der Anteil schon einmal wesentlich höher gewesen. Die Träume von einem Boom der E-Books sind nach und nach zerstoben. Weit über 90 Prozent der Buchkäufer wollen nach wie vor ein gedrucktes Produkt.

Bei Großverlagen spielt das E-Book im Produkt-Mix nur eine komplementäre Rolle. Für Nischen und Self Publisher mag das E-Book bisweilen funktionieren, insbesondere wenn man kreativ an der Preisschraube dreht. Es ist per se nicht schlecht, wenn ein Kunde die Auswahl erhält, eine gedruckte oder elektronische Version zu erstehen. Und dennoch muss es Gründe dafür geben, weshalb der Anteil der E-Books am Gesamtmarkt so niedrig ist.

Denn vor Jahren hatte man sie uns als disruptive Umwälzung angekündigt. Die E-Books sollten das Ende des Gutenberg-Zeitalters einläuten. Was hatte man uns nicht alles vorgeschwärmt: Diese elektronischen Bücher würden ein neues Zeitalter der Literatur einläuten, das Bücherlesen unabhängig von Zeit und Raum. Mit nützlichen Features wie dem Verstellen der Schriftgröße oder einer Merk- und Suchfunktion.

Für die Produzenten von E-Books würden paradiesische Zeiten anbrechen mit geringen Produktions- und Logistikkosten. Bestellt und geliefert werde auf Knopfdruck. Kein nerviges Vertrösten mehr im Buchhandeln und das Warten auf die Libri-Kiste am nächsten Tag. Ja, eigentlich könne der Händler seinen ollen Laden gleich ganz dichtmachen, die Buch-Revolution werde alles platt walzen.

Aber wie das mit Revolutionen halt so ist, manche Ideen gehen gründlich in die Hose. Man lässt sich von der neuen Technologie heißmachen und verliert dabei den Blick für die Vorteile der tradierten Lesegewohnheiten. Technik statt Mensch – das geht schief. Denn beim Hype um das E-Books sind die Wettbewerbsvorteile des gedruckten Buches vergessen worden. Und die sind – seit Jahrhunderten – nicht von der Hand zu weisen.

Eigentlich ist das herkömmliche Medium, das gedruckte Buch, ein an sich perfektes Produkt. Handlich, bequem, portabel. Auch für das lesende Auge des Menschen scheint es ideal. Die schwarze Type steht kraftvoll auf weißem Papier. Schwarz auf weiß. Besser geht es nicht, das wird jeder Designer bestätigen. Keine Überraschung, dass für ausführliche Texte die Papierform nach wie vor unschlagbar ist.

Eines kommt hinzu: Das Buch ist ein durch und durch sinnliches Medium. Gute Bücher kommen als kleine Kunstwerke daher, mit feinen Kapitälchen und einem warmen Schriftbild. Mit langlebiger Fadenbindung und hübschen Lesebändchen. Ein aufwändig hergestelltes Buch wird gesammelt, gehegt und gepflegt. Es ist, im Bücherschrank stehend, der Ausdruck von Bildung und Kultiviertheit.

Das elektronische Buch hingegen ist ein kaltes Medium aus Flimmerschrift mit einem Lämpchen hintendran. Es erfüllt funktional durchaus seine Aufgaben, aber es packt uns nicht so emotional, wie dies ein gedrucktes Buch tut. Wer die Sinnlichkeit großer Bibliotheken erlebt hat, kennt den Unterschied. Es grenzt an Selbstüberschätzung, ein an sich perfektes Produkt durch ein unvollkommenes ablösen zu wollen.

Und nicht zuletzt: Der Reiz eines gedruckten Buches liegt gerade in seiner linearen Struktur. Das Lesen von der ersten bis zur letzten Seite entspricht einer natürlichen Rezeptionsgewohnheit des Menschen. Die Endlichkeit eines Buches – im Gegensatz zur Unendlichkeit der virtuellen Welt – vermag Erreichtes, Erfolgtes und Wohlbehagen zu stimulieren. Es hat auch etwas Tröstliches.

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Ihre Strategie ist falsch!

Die launige Meinungs-Kolumne.
Gerne zugespitzt. Nicht die Wirklichkeit. Meine Wirklichkeit. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON Verlag.
Foto: Daniel Biskup.

Manchmal, bei Verhandlungen über Kooperationen, habe ich meine Gesprächspartner von der anderen Seite mit einer scheinbar seltsamen Frage überfallen: Wo liegt Ihr Engpass? Selbst leitende Verlagsmanager schauten mich daraufhin verdutzt an, als käme ich von einem anderen Stern.

Mir ist das Engpass-Denken im Buch- und Zeitschriftenbereich immer wichtig gewesen. Zum Beispiel bei Akquisitionen, Kooperationen und Partnerschaften. Eine Engpass-Analyse ist für mich immer ein wichtiger Gradmesser gewesen für die Sinnhaftigkeit einer wie auch immer gearteten Zusammenarbeit.

Ideal ist, wenn der Partner den Engpass des anderen Partners beheben kann. Strategische Kooperation umschreibt man dies. Wenn ein Partner die gleichen Stärken, und vor allem die gleichen Schwächen wie der Kooperationspartner besitzt, macht eine Zusammenarbeit eigentlich wenig Sinn.

Das Engpass-Denken hat in Deutschland ein Berliner Betriebswirt populär gemacht. Wolfgang Mewes hieß der Mann. Im Juli 1989 haben Hero Kind und ich Wolfgang Mewes in Frankfurt am Main besucht. Mewes empfing uns in seinem schmucklosen Konferenzraum und blieb mir als angenehmer und vor allem ziemlich aktiver Gesprächspartner in Erinnerung.

Wolfgang Mewes, ein Herr im besten Alter, ist der Erfinder der EKS gewesen, der Engpass Konzentrierten Strategie. Die EKS als praxisnahe Strategielehre umwallte im Deutschland der 1970er und 1980er Jahre eine legendäre Fama. Wolfgang Mewes hatte seine Theorie Anfang der 1970er Jahre mit Blick auf den Mittelstand entwickelt. Viele deutsche Kleinfirmen haben nach seinen klaren und stringenten Prinzipien gearbeitet.

Eigentlich beschrieb Wolfgang Mewes das Erfolgsgeheimnis der Hidden Champions im deutschen Mittelstand. Der Berliner vom Jahrgang 1924 ist im Jahr 2016 in Wiesbaden verstorben. Sein Werk hat ihn überlebt. Die EKS kommt aus Praxis und ist auf die Praxis zugeschnitten. Mewes hat sich zahlreiche erfolgreiche Unternehmen angeschaut und seine Theorie aus dieser Exzellenz entwickelt.

Dabei arbeitet die EKS-Strategie mit vier erprobten Prinzipien aus der tagtäglichen Praxis:

  • die Besinnung auf eigene Stärke,
  • die Konzentration auf den Engpass,
  • in die Marktnische gehen, spitz statt breit,
  • dort die Marktführerschaft anstreben.

Kurz: Seine Kreativität und Kraft konzentriert zum Nutzen einer engen Zielgruppe einsetzen. 

Und Wolfgang Mewes gewährte uns

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Der Souverän…

Peter F. Drucker, der grosse Managementdenker, gibt dem jungen Lektor sein Manuskript mit den Worten: Hier haben Sie es. Machen Sie nur. Sie sind der Experte. Merke: Je

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Darauf achten Verlagslektoren am meisten bei eingereichten Manuskripten

Autoren-Brief
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Gerne zugespitzt. Nicht die Wirklichkeit. Meine Wirklichkeit. Von Wolfgang Stock, Ex-Cheflektor ECON Verlag.
Foto: Daniel Biskup.

Gibt es einen Tatbestand, der bei der Verlagssuche gleich zu einem Ausschluss führt? Auf was achten Lektoren oder Literaturagenten am meisten bei unverlangt zugesandten Manuskripten? Worauf muss ich als Autor besonders achten, wenn ich von einem Verlag oder von einer Literaturagentur überhaupt zur Kenntnis genommen werden will.

Ich werde hier eine Antwort versuchen. Zunächst, den Lektor oder den Literaturagenten gibt es nicht. So verschieden die Menschen, so unterschiedlich auch ihre Herangehensweise. Der eine Lektor legt besonderen Wert auf jenes, der andere Lektor auf dieses.

Insofern können wir hier nicht die Elle anlegen wie der Maßschneider bei seiner Arbeit. Ich kann jedoch davon berichtet, wie mein Team und ich es gehalten haben. Lange Zeit bin ich Cheflektor in einem großen Sachbuch-Verlag mit Millionen-Umsätzen gewesen, anschließend Geschäftsführer. Bei meiner Arbeit kam immer wieder dieser eine Aspekt ans Licht, auf dessen Erfüllung ich stets bestanden habe. Ohne das Einlösen dieses Kriteriums ist selbst das beste Manuskript im Papierkorb gelandet.

Sicherlich, die anderen Parameter sind auch wichtig gewesen. Thema und Verlag müssen harmonieren, geschenkt, die allererste Selbstverständlichkeit. Dazu ein schlüssiger Aufbau des Manuskriptes, ein packender Stil, die korrekte Orthografie und eine fehlerfreie Grammatik. Alles von Bedeutung, keine Frage. Aber das meiste eben auch Rahmenbedingungen, die sich zur Not in einem guten Lektorat ausbessern lassen. 

Doch mein Killer-Kriterium lässt sich nicht ausbessern. Dieser Schwachpunkt ist vorhanden oder eben nicht. Ich will Sie nicht auf die Folter spannen. Mein wichtigstes Merkmal bezieht sich auf das Verhältnis Text zu Autor. Es kreist um die Frage: Ist der Autor glaubwürdig als Verfasser dieses Manuskriptes? Ist er sachkundig und beschlagen, dieses Buch zu schreiben?

Die Lektorate nennen diesen Aspekt heute Autorenkompetenz. Was befähigt den Autor oder die Autorin, gerade dieses Buch zu schreiben? Der Autor muss das Thema glaubwürdig vertreten. Denn sonst wird es spätestens bei der Vermarktung peinlich. Über einen Rechtschreibfehler kann man großzügig hinweg schauen, nicht aber über mangelnde Kompetenz.

Autorenkompetenz bedeutet nicht, dass man

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