
Der Kolumbianer Gabriel García Márquez und der Peruaner Mario Vargas Llosa lernen sich 1967 auf dem Flughafen von Caracas kennen. Eine jahrelange Freundschaft nimmt ihren Anfang. In Barcelona leben sie als Nachbarn im Sarrià-Viertel, sie planen gar gemeinsam einen Roman zu schreiben. Doch jäh findet die Eintracht zwischen beiden gefeierten Schriftstellern ihr Ende.
Aus heiterem Himmel, in einem Kinosaal in Mexiko Stadt, holt Vargas Llosa zu einen rechten Haken aus und schlägt den wesentlich kleineren García Márquez zu Boden, verpasst ihm ein blaues Auge und bricht ihm die Nase. „Dies ist für das, was du Patricia angetan hast!“, ruft der Peruaner erzürnt. Alle Anwesenden rätseln: Was ist passiert? Was bloß hat García Márquez der Frau von Vargas Llosa angetan?
Gleich im ersten Kapitel des Buches kommt Jaime Bayly zur Sache und schildert den bizarren Vorfall in Mexiko. Doch Baylys Roman ist mehr als die Chronik eines Schurkenstücks. Seine Erzählung beschreibt aus einer Innensicht die Jahre des lateinamerikanischen Booms anhand seiner wichtigsten Protagonisten. Im Wesentlichen folgt die Aufklärung der Causa der Biografie von MVLL, wie der Peruaner in seiner Heimat genannt wird, sowie dem Lebensweg von Gabito, so nennen Freunde den Kolumbianer.
Mit seinen skurrilen Szenen geht Baylys Blick arg durch das Schlüsselloch. Ein Literaturgigant ist um elf Uhr vormittags sturzbetrunken, ein anderer trinkt nur kalte Milch. Männer plustern sich auf als Weiberhelden und eitle Macho-Gockeln. Dabei werden sie von Finanzsorgen, Hämorrhoiden und Seitensprüngen heimgesucht wie der Verkäufer von der Imbissbude um die Ecke.
Der Leser wundert sich über die Schrullen und Affigkeiten der Nobel-Schriftsteller. Manche der erzählten Anekdoten ist wahr, vieles erfunden. So hat es Jaime Bayly schon in seinen vorherigen Büchern gehalten. Einiges ist autobiografisch, anderes frei fantasiert. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen. Diese Herangehensweise führt zur spielerischen Fragestellung auf der Metaebene: Ist dieser Jokus nun wahr oder dem Erfindungsreichtum des Jaime Bayly entsprungen?
Jaime Bayly, 1965 in Lima in Peru geboren, erzählt von Boom des Magischen Realismus. Von Pablo Neruda bis Carlos Fuentes kommt jeder Autor von Rang und Namen in Baylys Roman vor. Dieser Zug durch die Gemeinde ist reizvoll und macht traurig zugleich. Voller Reiz, weil er ein Wiedersehen mit den Idolen der Vergangenheit ermöglicht. Wehmütig, da mit dem Ableben von Mario Vargas Llosa im April 2025 diese goldene Literaturepoche endgültig ihr Ende gefunden hat.
Willi Zurbrüggen übersetzt die überdrehten Drolerien virtuos ins Deutsche. Wenn man am Ende dieser irren Geschichte den Buchdeckel zuklappt, bleibt man mit